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10:51 Uhr, 30.10.2012

Indien: Zentralbank lässt Leitzins unverändert

Neu-Delhi (BoerseGo.de) – Die indische Zentralbank Reserve Bank of India (RBI) hat ihren Leitzinssatz bei ihrer jüngsten geldpolitischen Sitzung unverändert belassen. Der Leitzinssatz (Repo-Satz) notiert weiterhin bei 8,00 Prozent, wie die Notenbank am heutigen Dienstag mitteilte. Der Repo-Zinssatz ist der Zinssatz zu dem die Zentralbank den Geschäftsbanken Geld leiht. Der Reverse-Repo-Satz (zudem die Zentralbank sich Geld bei Geschäftsbanken leiht) notiert weiterhin bei 7 Prozent. Zuletzt hatte die Notenbank die Zinssätze im April um jeweils 50 Basispunkte gesenkt.

Der Reservesatz der Banken (Cash Reserve Ratio, CRR) wird hingegen um 25 Basispunkte von 4,50 Prozent auf 4,25 Prozent gesenkt. Die Senkung gilt ab dem 3. November und wird 175 Milliarden Rupien in das indische Banksystem pumpen, so die RBI.

Die Zentralbank deutete außerdem eine weitere Lockerung der Geldpolitik in naher Zukunft an. „Das Basisszenario sieht eine große Wahrscheinlichkeit für eine weitere Lockerung der Geldpolitik im vierten Quartal 2012/13 vor“, wie die RBI mitteilte.

Außerdem erhöhte die Notenbank ihre Inflationsprognose für die Großhandelspreise für März 2013 von 7 Prozent in der Juli-Prognose auf 7,5 Prozent. Das Wirtschaftswachstum wird nun für 2012/13 bei 5,8 Prozent erwartet, nachdem die Notenbank zuvor noch von 6,5 Prozent ausging.

Der IWF hatte jüngst seine Wachstumsprognose für den Subkontinent in seinem „World Economic Outlook, (WEO)“-Bericht für das Fiskaljahr 2012/13 von 6 Prozent auf 5 Prozent gesenkt. Auch die Entwicklungsbank Asian Development Bank (ADB) zeigte sich jüngst pessimistischer für Indien. So rechnet die ADB mit einem Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent im Fiskaljahr 2012 und von 6,7 Prozent im kommenden Jahr 2013. Das ist ein deutlicher Abschlag zu dem April-Bericht, als die ADB noch von einem Wachstum von 7 Prozent für 2012 und von 7,5 Prozent für 2013 ausging.

Begründet wurde die deutlich gesenkte Wirtschaftsprognose von der ADB mit einer weltweit fallenden Konsumnachfrage sowie einer verschobenen Monsun-Saison die das Wachstum im Agrarsektor belastet. Die Inflationserwartung für Indien liegt für 2012 nun bei 8,2 Prozent, nachdem zuvor nur von 7 Prozent ausgegangen wurde.

Die indische Wirtschaft konnte im Juni-Quartal um 5,5 Prozent im Jahresvergleich zulegen. Im März-Quartal wurde nur ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,3 Prozent notiert.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hatte Indien zu Beginn des Monats vor einer Abstufung gewarnt. S&P hält eine Abstufung der Bonität Indiens für wahrscheinlich, wenn sich die Wachstumsperspektiven eintrüben, sich das politische Klima verschlechtert oder das Tempo bei den Reformen abnimmt.

Bereits Mitte Juni hatte auch die US-Ratingagentur Fitch Indien gewarnt, dass Indien das erste BRIC-Land sein könnte, dass bei seiner Bonität den Investmentstatus verliert. Begründet wurde dies von Fitch mit einem erhöhten Risiko für einen Rückgang beim mittel- bis langfristigen Wirtschaftswachstum, der hohen Inflation sowie einer Stagnation bei wichtigen Strukturreformen.

Auch einige Banken haben jüngst ihren Wachstumsausblick die die indische Wirtschaft gesenkt. Die Citigroup und CLSA rechnen nun mit einem BIP-Plus von 5,4 Prozent und 5,5 Prozent für das laufende Fiskaljahr 2012/13.

Die Investmentbank Morgan Stanley reduzierte ihren Wachstumsausblick für Indien für das laufende Fiskaljahr Anfang September von 5,8 Prozent auf 5,1 Prozent. Morgan Stanley begründete den reduzierten Ausblick mit einer schwachen Auslandsnachfrage und niedrigen Privatinvestitionen. Der Wachstumsausblick für das kommende Fiskaljahr 2013/14 wurde von 6,6 Prozent auf 6,1 Prozent reduziert.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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