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12:00 Uhr, 10.09.2024

IG-Metall nicht gegen Kretinsky-Beteiligung bei Thyssenkrupp Steel

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Von Stefanie Haxel

FRANKFURT (Dow Jones) - Im Streit um die Zukunft des Stahlgeschäfts von Thyssenkrupp steht die Gewerkschaft IG Metall der vorgesehenen 50-prozentigen Beteiligung des tschechischen Investors Daniel Kretinsky nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber, drängt jedoch auf eine ausreichende finanzielle Ausstattung des Tochterunternehmens vor der Verselbstständigung.

"Wenn ein Milliardär sich bei uns engagieren will, ist er willkommen", sagte der stellvertretende IG-Metall-Chef Jürgen Kerner am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Man wolle nur wissen, welche Idee er dabei verfolge und ob er bereit sei, "sich auch zu engagieren." Kerner ist auch stellvertretender Aufsichtsratschef beim Mutterkonzern Thyssenkrupp.

Angesichts der hohen und bisher kaum absehbaren Kosten, die für die Dekarbonisierung des Stahlgeschäfts zu schultern seien, könne niemand bei Thyssenkrupp Steel Europe einsteigen, der in irgendeiner Form bilanzieren müsse, sagte Kerner. "Deshalb ist die Idee, dass ein Herr Kretinsky einsteigt, vom Grundsatz her nicht falsch, weil der im Endeffekt sein eigenes Geld hat. Der ist niemandem rechenschaftspflichtig."

Thyssenkrupp sucht seit Jahren nach einem gangbaren Weg zur Trennung vom Stahlgeschäft, das stark konjunkturabhängig ist und dem Mutterkonzern immer wieder rote Zahlen beschert. Der vor einem Jahr an den Start gegangene Konzernchef Miguel Lopez hat als möglichen Partner Kretinskys Energieholding EPCG gefunden. Sie ist mit zunächst 20 Prozent eingestiegen und soll später weitere 30 Prozent der Anteile von Thyssenkrupp Steel übernehmen.

Um die finanzielle Mitgift des Mutterkonzerns für die Tochter gibt es jedoch Streit, der kürzlich eskalierte. Stahl-Chef Bernd Osburg sowie zwei weitere Vorstände sowie Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel und drei weitere Mitglieder des Kontrollgremiums warfen Ende August das Handtuch.

Im Juli hatte der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp den Einstieg von EPCG in die Stahltochter nur mit knapper Mehrheit gebilligt - die Entscheidung war mit dem Zweitstimmrecht des Aufsichtsratsvorsitzenden und gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter getroffen worden.

Kerner sagte, die IG Metall habe dabei nicht die Ablehnung von Kretinsky zum Ausdruck bringen, sondern verhindern wollen, dass mit seinem Einstieg automatisch auch der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen Konzernmutter und Konzerntochter wegfällt. "Das ist aus unserer Sicht die Mogelpackung gewesen."

Die IG Metall wird nach Kerners Worten nun auf den Milliardär zugehen, um mit ihm konkret darüber zu reden, "was sind denn seine Pläne nach vorne, wie will er sich auch engagieren, das heißt, ist er auch bereit mit eigenem Kapital einzusteigen, ist er bereit, wenn man mal einen Nachschuss braucht, auch mit eigenem Geld reinzugehen?"

Kerner unterstrich die Bereitschaft der Gewerkschaft, sich aktiv am Prozess der Verselbstständigung des Stahlgeschäfts zu beteiligen. Die IG Metall habe akzeptiert, dass eine Restrukturierung notwendig sei und dass es als Teil dessen zu einem Verkauf oder der Schließung der Duisburger Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) mit rund 3.100 Beschäftigten komme, an der Thyssenkrupp Steel mit 50 Prozent an HKM beteiligt ist.

"Dass wir natürlich sagen, die Konditionen der Restrukturierung, die wollen wir klären, wenn wir wissen, wieviel Geld zur Verfügung steht, das halte ich für völlig nachvollziehbar", sagte der Gewerkschafter.

Thyssenkrupp-CEO Miguel Lopez und die Vertreter der Anteilseigner im Aufsichtsrat müssten nun auf die IG Metall zugehen. "Eine Verselbstständigung des Stahls und eine Neuaufstellung des Konzerns in dieser Breite der Geschäfte, die wir immer noch haben, wird nur gehen, wenn wir wieder zueinander finden, was die Mitbestimmung betrifft."

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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