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10:30 Uhr, 05.09.2024

Ifo-Institut sieht Nullwachstum im laufenden Jahr

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Es rechne nun mit null Wachstum statt wie bislang mit 0,4 Prozent, gab das Institut bekannt. Auch für das kommende Jahr senke es seine Schätzung, auf 0,9 Prozent statt 1,5 Prozent. Erst 2026 solle die Wirtschaft nun um 1,5 Prozent wachsen. "Die deutsche Wirtschaft steckt fest, und sie dümpelt in einer Flaute, während andere Länder den Aufwind spüren", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

"Wir haben eine strukturelle Krise", betonte er. Es würden zu wenig Investitionen insbesondere in der Industrie getätigt, und die Produktivität trete seit Jahren auf der Stelle. "Außerdem haben wir eine konjunkturelle Krise", konstatierte Wollmershäuser. Die Auftragslage sei schlecht, und die Kaufkraftgewinne führten nicht zu steigendem Konsum, sondern zu höherer Ersparnis, "weil die Leute verunsichert sind". Die Sparquote betrage nunmehr 11,3 Prozent, deutlich mehr als der Zehnjahresschnitt von 10,1 Prozent vor der Corona-Krise.

Ein Lichtblick sei immerhin, dass die Inflationsrate weiter zurückgehen werde von durchschnittlich 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem. Anschließend werde sie 2025 auf 2,0 Prozent und dann je 1,9 Prozent in den beiden kommenden Jahren sinken. Die Arbeitslosenquote wird nach der Prognose von 5,7 Prozent im vergangenen Jahr auf 6,0 Prozent in diesem steigen. Im kommenden werde sie dann auf 5,8 Prozent sinken und schließlich 5,3 Prozent erreichen. Das Defizit im Staatshaushalt dürfte in diesem Jahr 2,0 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen und in den kommenden beiden Jahren auf 1,3 Prozent und dann 0,9 Prozent fallen.

Belastend seien in diesem Jahr das Baugewerbe, dessen Leistung um 3,1 Prozent schrumpfen dürfte, und die Industrie, die um 2,0 Prozent zurückgehe. "Dekarbonisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel, Corona-Pandemie, Energiepreisschock und eine veränderte Rolle Chinas in der Weltwirtschaft setzen etablierte Geschäftsmodelle unter Druck und zwingen Unternehmen, ihre Produktionsstrukturen anzupassen", sagte Wollmershäuser. Daher herrsche eine Investitionsflaute vor allem in der Industrie, die in Deutschland einen deutlich höheren Anteil an der Wirtschaftsleistung habe als anderswo. "Und die Bevölkerung wird schneller altern, immer weniger Menschen stehen in Arbeit", sagte er. Verschiebungen vom Industrie- zum Dienstleistungssektor erklärten größtenteils den Produktivitätsstillstand der vergangenen Jahre.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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