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09:47 Uhr, 19.07.2024

Ifo-Institut: Laut Wirtschaftsexperten sinkt Bedeutung der EU

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Wirtschaftsexperten in Europa sind laut Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung skeptisch, was die zukünftige Entwicklung der EU als Wirtschaftsstandort angeht. Auch der zukünftige politische Einfluss der EU werde sich aus Sicht der Befragten verringern. Das zeige die neue Umfrage "Economic Expert Survey" (EES) des Ifo-Instituts und des Schweizer Instituts für Wirtschaftspolitik (IWP). Insbesondere Befragte in Frankreich, Deutschland und Tschechien blickten pessimistisch auf die Entwicklung der EU, solche außerhalb Europas glaubten ebenfalls, dass die EU an Bedeutung verliert.

"Um im wirtschaftlichen Wettbewerb mit China und den USA zu bestehen, sollte von der neuen EU-Kommission ein stärkerer Fokus auf gemeinsame Außen- und Wirtschaftspolitik gelegt werden", sagte Ifo-Forscher Philipp Heil. Befragte in Europa, die eine abnehmende Attraktivität der EU als Wirtschaftsstandort erwarten, geben laut den Angaben ebenfalls an, dass die Ergebnisse der Wahl des Europäischen Parlaments einen negativen Effekt auf das nationale Wirtschaftswachstum in ihren Ländern haben könnte. Der Großteil der Expertinnen und Experten erwartete aber keinen direkten Einfluss der Wahlen auf die Wirtschaftsentwicklung in ihren Ländern.

Eine Mehrheit der Befragten befürwortete, mehr Gesetzgebungskompetenzen an die EU zu geben. Gleichzeitig erwarteten die europäischen Expertinnen und Experten, dass die Bedeutung der nationalen Politikgestaltung im Vergleich zur Politikgestaltung auf EU-Ebene eher zunehmen wird. "Dies verdeutlicht, dass eine gemeinsame europäische Politik wichtig ist, um wirtschaftlich und politisch relevant zu bleiben. Dass Experten dennoch mehr nationale Politikgestaltung erwarten, liegt möglicherweise am Erstarken populistischer Parteien in vielen europäischen Ländern", sagte Ifo-Forscher Timo Wochner.

Die Befragung wurde laut den Angaben zwischen dem 12. Juni und 26. Juni 2024 durchgeführt. Insgesamt nahmen dem Ifo-Institut zufolge knapp 1.600 Wirtschaftsexpertinnen und -experten daran teil. Die Umfrage wurde durchgeführt, bevor sich eine Koalition im Europäischen Parlament gebildet hatte und bevor die Präsidentin der Europäischen Kommission ernannt wurde.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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