ifo-Geschäftsklima: Die Rezession ist angekommen
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Externe Quelle: Nord/LB
Heute und damit gut eine Woche nach der Bekanntgabe der nur schwer interpretierbaren Ergebnisse der ZEW-Umfrage hat das Münchener ifo Institut Angaben zur Entwicklung des zweiten prominenten Konjunkturindikators für die deutsche Wirtschaft und den Berichtsmonat September gemacht. Gemeint ist der von den Märkten und der Öffentlichkeit gleichermaßen stark beachtete Geschäftsklimaindex sowie seine Unterkomponenten. Demnach sind die auf die voraussichtliche wirtschaftliche Verfassung in 6 Monaten gerichteten Geschäftserwartungen nahezu punktgenau wie von uns prognostiziert leicht auf 86,5 Punkte gefallen. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage trübte sich hingegen merklich ein und sackte gleich um mehr als drei Indexpunkte nach unten ab. Der als geometrisches Mittel aus beiden Komponenten berechnete Geschäftsklimaindex fiel mit 92,9 Punkten auf den tiefsten Stand seit dem Sommer 2005.
Die heutigen Zahlen des ifo Instituts bestätigen den Verdacht, dass die überraschend positiven Daten des Mannheimer ZEW die jüngste krisenhafte Entwicklung an den Finanzmärkten nicht oder kaum mehr reflektieren konnten. Demgegenüber haben die rund 7.000 befragten Unternehmenslenker sehr wohl die Eindrücke der letzten Tage aufnehmen und verarbeiten können. Dass insbesondere die gegenwärtige Geschäftslage sehr viel negativer gesehen wird als noch im Vormonat, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass die Kollateralschäden der von den USA ausgehenden Immobilien- und Finanzmarktkrise nun doch das alte Europa erreicht haben. Diese Einschätzung zieht sich durch so gut wie alle Branchen, lediglich im ohnehin seit geraumer Zeit am ärgsten gebeutelten Baugewerbe hat sich die Stimmung nicht noch weiter verschlechtert. Wie auch, wenn man schon am Boden klebt.
Die Verunsicherung der befragten Unternehmen ist vor dem Hintergrund des geradezu explosiven Nachrichtengemischs aus Lehman-Pleite, Merrill-Übernahme, Quasi-Verstaatlichung von AIG und an Staatsinterventionismus grenzenden Rettungsaktionen und –plänen der amerikanischen Regierung und Notenbank durchaus verständlich. Da mutet es beinahe tröstlich an, dass die Zukunftserwartungen zwar weiterhin pessimistisch, aber zumindest nicht noch sehr viel düsterer ausgefallen sind. Die klare Botschaft der heute veröffentlichten Befragungsergebnisse ist: Wir haben die Rezession hier und jetzt. Die Zukunft sieht nicht rosig aus, der Ausblick hat sich aber zumindest nicht noch mehr eingetrübt.
FAZIT: Wenn es noch einer Bestätigung bedurft hat, dass sich Deutschland inmitten einer Rezession befindet, die heutigen Zahlen haben sie gegeben. Da es in anderen europäischen Ländern nicht besser aussieht, ist für den Leitzins der EZB in dieser Gemengelage eindeutig ein Cap eingezogen worden, der exakt auf der Höhe des augenblicklichen Tendersatzes liegt. Obwohl der Preisauftrieb zuletzt ein wenig an Tempo verloren hat, bleibt für die Notenbank bei weiterhin mit dem Stabilitätsziel nur schwer vereinbaren Inflationsraten der Handlungsspielraum nach unten ebenfalls begrenzt. Dies bestätigt uns in der Einschätzung, dass die EZB geldpolitisch geradeaus fahren wird – soweit das Auge reicht.
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