Kommentar
15:00 Uhr, 02.07.2018

"Ich glaube an die Goldparität bis 2030!"

Interview mit Oliver Flaskämper, Vorstand der Bitcoin Group SE (Betreiberin der Handelsplattform bitcoin.de)

Das Interview führte Sascha Huber, es wurde zuerst veröffentlicht im Premium-Service Krypto Trader (Testen Sie jetzt 14 Tage kostenlos!)

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1.) Herr Flaskämper, stellen Sie doch zunächst einmal sich und Ihr Unternehmen meinen Lesern kurz vor!

Oliver Flaskämper: Wo fange ich an, wo höre ich auf? ;-) Ich bin seit 20 Jahren mit viel Leidenschaft Unternehmer und habe große Freude daran mich mit neuen, spannenden Geschäftsideen zu beschäftigen. Als ich 1998 mein erstes Startup gründete lernte das Internet in Deutschland gerade laufen und faszinierte mich sehr. So ergab es sich, dass alle meine Unternehmen zu 100 % Internet-Geschäftsmodelle haben.

Die Bitcoin Group SE ist eines der jüngsten Unternehmen in der Gruppe und das erste und bisher einzige, welches an der Börse notiert ist. Die Bitcoin Group SE beschäftigt sich - wie der Name nahelegt - schwerpunktmäßig mit Kryptowährungen und betreibt über die Tochtergesellschaft Bitcoin Deutschland AG den einzigen regulierten Handelsplatz für Kryptowährungen in Deutschland unter bitcoin.de. Aber auch spannende Themen wie Blockchain und ICOs schauen wir uns natürlich an.


2.) Sie haben in der Vergangenheit schon andere erfolgreiche Internetunternehmen wie zum Beispiel Geizkragen.de gegründet. Was ist denn eigentlich aus diesen geworden?

Oliver Flaskämper: Alles hat seine Zeit, auch im Internet. Die Zeit der Preisvergleichsdienste ist vorbei seitdem Google mit Google Shopping selbst einen Preisvergleich anbietet und auch Amazon mit seinem Marketplace über die Zeit zu einem Preisvergleich geworden ist. Darüber hinaus haben wir es aus sentimentalen Gründen - im Gegensatz zu unserer Wettbewerbern Idealo, Guenstiger.de oder Billiger.de - in der Vergangenheit abgelehnt einen strategischen Partner für das weitere Wachstum unseres ersten Startups an Bord zu nehmen. So etwas wird uns sicherlich nicht noch einmal passieren. ;-)


3.) Heute konzentrieren Sie sich ja nur noch auf die Bitcoin Group respektive bitcoin.de. Wann haben Sie denn den Bitcoin bzw. Kryptowährungen entdeckt und wie kam es zur Idee der Gründung der Handelsplattform?

Oliver Flaskämper: Ich las 2011 das erste Mal in einem großen Deutschen Online-Nachrichtenmagazin von Bitcoin und war direkt von der Idee einer dezentralen Kryptowährung elektrisiert. Ich konnte drei Nächte lang nicht schlafen und habe mich stundenlang in das Thema eingelesen. Je mehr ich las, desto faszinierter war ich von dieser genialen Technologie und der Vision dahinter. Gleichzeitig machte ich mich auf und wollte natürlich selbst Bitcoins haben. Über die damals einzigen Möglichkeiten im Ausland kaufte ich dann meine ersten Coins - und zahlte dabei horrende Gebühren für den Transfer des Fiat-Geldes ins Ausland. Da lag der Gedanke nah, dass Deutschland eine eigene Handelsplattform benötigt - die Geburtsstunde von bitcoin.de.

4.) Der Name bitcoin.de war seinerzeit natürlich erstklassig gewählt. Haben Sie die Domain noch frei registrieren können oder wurde sie gekauft? Und bereuen Sie aus heutiger Sicht diesen Namen nicht, wo doch inzwischen so viele Altcoins existieren und Sie diese ja auch sukzessive nach und nach integrieren möchten? Wie sehen Sie eigentlich die Konkurrenz durch andere Anbieter wie z.B. Krypto-Börsen (auch dezentrale) sowie CFD-Anbieter?

Oliver Flaskämper: Die Domains bitcoin.de und bitcoins.de gehörten Anfang 2011 noch einer Werbeagentur, der wir diese über einen bekannten Domain-Broker (Anmerkung von mir: vermutlich Sedo) für einen damals mit rund 30.000 Euro irre hohen, aber aus heutiger Sicht natürlich Schnäppchenpreis abkaufen konnten.

Den Namen bereuen wir ganz und gar nicht, da wir ziemlich fest daran glauben, dass Bitcoin als eine Art digitales Gold weiterhin die Leitwährung und Oberthema für Kryptowährungen bleiben wird. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir für eine neue internationale Krypto-Börse noch eine Zweitmarke aufbauen werden, die dann einen nicht so festgelegten Namen haben wird. Dass wir auf Bitcoin.de mittlerweile neben Bitcoin auch weitere Kryptowährungen in den Handel aufgenommen haben und dieses Angebot von unseren Kunden auch rege genutzt wird, zeigt, dass der Markt mit dem Namen kein Problem hat.

5.) Bisher hält die Bitcoin Group, die ja offiziell eine Beteiligungsgesellschaft ist, nur eine einzige Beteiligung, nämlich die an der Bitcoin Deutschland AG, der Betreiberin von bitcoin.de. Planen Sie hier über kurz oder lang weitere Beteiligungen oder wurde die Firmenstruktur aus anderen Gründen (Steuern) gewählt? Im erstgenannten Fall wäre es natürlich interessant zu wissen, ob Sie schon entsprechende Übernahmeziele im Auge haben? Ein Leser hat mich sogar gebeten nachzufragen, warum die Bitcoin Group überhaupt an die Börse gegangen ist, da sie bisher ja kaum Geld zur Expansion in die Hand nehmen mussten. Denn normalerweise sammelt man ja bei einem Börsengang Geld zur Finanzierung entsprechender Investitionen ein.

Oliver Flaskämper: Wir haben aktuell ein paar sehr interessante Unternehmen auf dem Radar und wollen eine Mehrheitsbeteiligung an einer Bank eingehen. Dass wir das Kapital dafür über den Cashflow generieren würden, war vorher nicht absehbar. Der Börsengang, welcher ja kein IPO, sondern ein Reverse-IPO war, war eher in Hinblick auf die kommende Wachstumsphase geplant. Und dafür mittlerweile über 17.000 Aktionäre im Rücken zu wissen, von denen sicherlich einige eine spätere Kapitalerhöhung mitgehen würden, ist aus meiner Sicht keine schlechte Ausgangslage für die Dinge die wir noch vorhaben.


6.) Sie haben zuletzt durchblicken lassen, dass auf bitcoin.de demnächst – neben Bitcoin, Ether(eum), Bitcoin Cash und Bitcoin Gold – weitere Kryptowährungen handelbar sein könnten. Unter anderem wurde dabei Monero (XMR) als eine interessante alternative Kryptowährung genannt. Welches sind denn aus Ihrer Sicht generell die interessantesten Coins/Tokens (neben dem Bitcoin natürlich)?

Oliver Flaskämper: Es gibt so viele interessante Coins, dass es mir wirklich schwer fällt, dort einen echten Favoriten auszumachen. Sagen wir es mal so: viele andere Coins und Token werden eine Daseinsberechtigung haben - aber aus ganz unterschiedlichen Gründen. Einige wie Monero, DASH und Verge punkten mit Anonymität, andere wie Ethereum, Ripple oder IOTA mit einer großen Unterstützung aus der Industrie und dann sind da noch die verschiedenen ICO-Token mit ihren spannenden Geschäftsideen wie EOS oder VeChain. Leider wird erst die Zukunft zeigen was sich wirklich durchsetzen wird. Von daher muss sich wohl jeder seine eigene Meinung bilden. Etwas Glaube ist dabei wohl auch nicht ganz verkehrt.


7.) Wie sehen Sie generell die Kursentwicklung der (von Ihnen favorisierten) Kryptowährungen bis zum Jahresende sowie auf Sicht von drei, fünf und zehn Jahren?

Oliver Flaskämper: Ich glaube da mache ich lieber Prognosen für die kommenden Lottozahlen. ;-) Seriös kann man hier nichts voraussagen. Da ist noch so viel Psychologie im Spiel, dass ein einziger Tweet von Donald Trump reichen würde und der Kurs geht mal um 80 % in den Keller. Aber ich glaube nach wie vor daran, dass wir im Jahr 2030 eine Goldparität haben werden. Das heißt, dass dann Kryptowährungen so viel wert sein werden wie alles physische Gold auf der Welt. Ob das dann nur für Bitcoin gilt oder für den gesamten Kryptomarkt gelten wird muss man mal schauen, aber die aktuelle Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ist im Vergleich zu den Werten, die sonst so jeden Tag am Devisenmarkt unterwegs sind noch marginal. Da ist also noch viel Luft nach oben.


8.) Eine weitere Frage meiner Leser war, warum es bis dato nur eine Kooperation mit der Fidor Bank gibt? Sind andere Banken da nicht aufgeschlossen genug oder haben Sie womöglich auch Angst aufgrund des unregulierten Marktes?

Oliver Flaskämper: In der Tat tun sich andere Banken mit dem Thema nach wie vor schwer. Zudem funktioniert die Partnerschaft mit Fidor seit fünf Jahren ganz hervorragend. Und durch die Einführung von SEPA Instant Payment im Laufe des Jahres werden auch Transaktionen mit andere Banken schneller werden.


9.) Apropos Regulierung. Viele Anleger haben ja Angst vor einer (Über)Regulierung des Marktes. Generell wäre aber eine gewisse Regulierung, z.B. zur Vermeidung von Marktmanipulationen, sogar positiv zu sehen. Wie stehen Sie dazu? Würden Sie an einer staatlichen Regulierung mitarbeiten und gab es vielleicht sogar schon entsprechende Anfragen dazu? Oder halten Sie eine Regulierung für wenig sinnvoll, da diese – wenn überhaupt – nur global erfolgen könnte und man sich international ohnehin nie einig wird?

Oliver Flaskämper: Ich bin ein Freund von einer vernünftigen Regulierung. Ich denke es muss auch nach der in einigen Jahren sehr wahrscheinlich kommenden Abschaffung des Bargeldes weiterhin die Möglichkeit geben anonym bezahlen zu können. Das steht im Übrigen auch im aktuellen Koalitionsvertrag. Nach Abschaffung des Bargeldes wird es also nur noch mit Kryptowährungen die Möglichkeit geben anonym zu bezahlen. Insofern würde eine überbordende Regulierung keinen Sinn machen und Kryptowährungen nur in den Untergrund drängen. Und daran kann Niemand ein Interesse haben. Gleichzeitig muss der Staat aber auch bei Kryptowährungen die Möglichkeit haben Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufzudecken. Ich bin mir aber sicher, dass für diesen Spagat in Zukunft eine Lösung gefunden wird.


10.) Kommen wir zu guter Letzt nochmal zurück zu ihren Unternehmen. Wo sehen Sie die Bitcoin Deutschland AG (bitcoin.de) respektive die Muttergesellschaft Bitcoin Group auf Sicht von zehn Jahren? Lassen Sie uns ein wenig an Ihrer Vision teilhaben.

Oliver Flaskämper: In 10 Jahren wird die Bitcoin Group eine der führenden Beteiligungsgesellschaften im Bereich Kryptowährungen, ICO und Blockchain sein und auch eine Mehrheitsbeteiligung an der weltweit ersten Kryptobank halten. Bitcoin.de wird auch weiterhin die führende Handelsplattform für Kryptowährungen in Deutschland sein und auch international eine bedeutende Rolle spielen. Wir werden 10.000 Automaten in Europa betreiben an denen Kryptowährungen und ICO-Token gekauft und verkauft werden können und über einen eigenen Zahlungsdienstleister werden wir Partner von vielen Unternehmen sein, die über uns ihren Kunden Kryptowährungen als Zahlungsmittel anbieten werden. Und zu guter Letzt werden wir viele Unternehmen beraten und begleiten – bei ihren Finanzierungen über ICOs, deren Token natürlich auch auf unseren Handelsplattformen gehandelt werden können. Uns wird es also nicht langweilig werden.

Herr Flaskämper, ich bedanke mich für dieses sehr aufschlussreich und interessante Interview!

10 Kommentare

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  • German2
    German2

    Goldparität LOL ... wie soll das gehen? das eine ist reine Luft , welches beim kleinsten Stromausfall verschwunden ist, das andere ein Hard-Asset.. hört bitte mit diesen Vergleichen auf!

    09:17 Uhr, 23.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Maik Richter
    Maik Richter

    bitcoin.de habe ich damals als erste Börse benutzt. Leider ist das nur ein Marktplatz, bei dem man seine Token von irgendwelchen Privaten kauft und die Abwicklung läuft dann langwierig über das Bankkonto. Nachdem dann einmal ein Käufer nicht bezahlen wollte und ich nur mit zwischenzweitlichen Wertverlust an andere verkaufen konnte, war die Plattform für mich gestorben. Dieses Konzept macht für professionelle Trader einfach keinen Sinn. Deswegen rangiert bitcoin.de unter den Kryptobörsen weltweit beim Volumen ja auch nur unter ferner liefen.

    22:45 Uhr, 13.07.2018
    1 Antwort anzeigen
  • ts-trader
    ts-trader

    die cryptos haben überhaupt keinen wirtschaftlichen nutzen, sind reines spekulationsobjekt und das ist auch ihr selbstzweck. in der natur würde man ein solches verhalten parasitär beschreiben.

    trotzdem wird der bulle geritten bis er tot ist; und da trifft sich es gut, dass auch der "trader" paraitäre verhaltensmuster zeigt ;-)

    08:34 Uhr, 04.07.2018
    1 Antwort anzeigen

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