HWWI sieht eingetrübte Wachstumsperspektiven für 2024/25
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) rechnet für 2023 bei anhaltender Schwäche im Schlussquartal mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Das gab das Institut in seiner neuen Konjunkturprognose bekannt. "Die nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil zu erwartenden Einsparungen im Staatshaushalt dürften die reale Erholung im kommenden Jahr bremsen", so das HWWI. Für 2024 werde deshalb nur mehr ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent erwartet. Erst 2025 sei - ohne weitere Rückschläge - wieder mit einer etwas deutlicheren Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts um 1,0 Prozent zu rechnen. Insgesamt aber gebe es "eingetrübte Wachstumsperspektiven" für 2024/25.
Die Inflation habe sich in diesem Jahr deutlich verringert, von mehr als 8 Prozent zu Jahresbeginn auf zuletzt 3,2 Prozent. Insgesamt dürfte die Anstiegsrate der Verbraucherpreise in der ersten Jahreshälfte 2024 bei rund 3 Prozent liegen und sich in der zweiten Jahreshälfte 2,5 Prozent nähern. Erst im Verlauf von 2025 werde sie sich wieder der 2-Prozent-Marke nähern. Konkret wird ein Anstieg der Verbraucherpreise um 6,0 Prozent im Jahr 2023, um 2,7 Prozent 2024 und um 2,3 Prozent im Jahr 2025 erwartet.
"Die Bedingungen für privaten Konsum, Baunachfrage, Unternehmensinvestitionen und deutsche Exporte dürften sich im Laufe von 2024 und dann auch 2025 tendenziell leicht verbessern, insgesamt wird sich daraus aber nur eine - gemessen an früheren Aufschwungsphasen - relativ geringe konjunkturelle Dynamik entwickeln", erklärten die Hamburger Ökonomen. "Entsprechend hoch ist das Risiko, dass bei unvorhergesehenen Ereignissen wieder rezessive Entwicklungen eintreten." Bei einer im Laufe von 2025 weiter nachlassenden Inflation werde der private Konsum weiter wichtigste Konjunkturstütze bleiben. Die Unternehmensinvestitionen würden moderat ausgeweitet.
Die privaten Konsumausgaben sinken nach der Prognose dieses Jahr um 0,9 Prozent und steigen 2024 um 1,1 Prozent und 2025 um 1,2 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen sollen 2023 um 3,6 Prozent, 2024 um 0,5 Prozent und 2025 um 2,7 Prozent zulegen. Für die Exporte erwartet das HWWI dieses Jahr einen Rückgang um 1,7 Prozent, nächstes eine Zunahme um 1,0 Prozent und übernächstes ein Wachstum von 2,9 Prozent. Bei den Importen soll das Minus 2023 bei 2,8 Prozent liegen und das Plus 2024 bei 1,3 Prozent und 2025 bei 2,9 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen steigt nach der Prognose 2023 auf 2,59 Millionen sowie 2024 auf 2,64 Millionen und sinkt 2025 wieder auf 2,42 Millionen, die Arbeitslosenquote liegt 2023 und 2024 bei 5,4 Prozent und 2025 bei 5,0 Prozent.
Die Prognose geht laut HWWI davon aus, dass der Nahostkonflikt und andere geopolitische Krisen nicht weiter eskalieren. "Ansonsten müsste, zumal angesichts der momentan relativ schwachen Weltwirtschaft, mit einer globalen Wirtschaftskrise ähnlich wie in früheren derartigen Phasen gerechnet werden", warnten die Ökonomen.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.