Analyse
13:53 Uhr, 27.10.2022

HOTstock3 der Woche: Quo Vadis, Robinhood?

Die Aktie des US-Onlinebrokers Robinhood Markets präsentiert sich seit August in einer trendlosen Seitwärtsbewegung. Trader sollten das Papier aber langsam genauer unter die Lupe nehmen.

Erwähnte Instrumente

  • Robinhood Markets
    ISIN: US7707001027Kopiert
    Kursstand: 11,080 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Robinhood Markets - WKN: A3CVQC - ISIN: US7707001027 - Kurs: 11,080 $ (Nasdaq)

Lange schwebte in diesem Jahr die dunkle Wolke eines möglichen Verbots des Geschäftsmodells "Payment for Order Flow" durch die US-Börsenaufsicht SEC über der Aktie. Schließlich erwirtschaftet der Neobroker einen Großteil seines Umsatzes mit dem Weiterverkauf der Kundenaufträge an Market Maker. Auch die Entwarnung im September (wir berichteten hier) führte nicht zu großen Kurssprüngen bei der Aktie, zu sehr dominiert die Unsicherheit, ob es nicht doch zu anderen regulatorischen Maßnahmen seitens der US-Börsenaufsicht kommt, welche das PFOF-Geschäftsmodell gefährden könnten. Die Aktie scheint seit Monaten in einer trendlosen Seitwärtsrange einbetoniert zu sein, in dieser Woche sendet sie allerdings Lebenszeichen.

Kursverlauf ist ein Trauerspiel

Die erst seit dem Sommer 2021 an der Börse gehandelte Aktie des Neobrokers bereitete ihren Aktionären bislang nur sehr kurz Freude. Nach einer Kursverdoppelung kurz nach dem IPO startete ein Abwärtstrend, der sich im Winter massiv beschleunigte. Nach Kursverlusten von rund 92 % drehte das Papier im Juni wieder nach oben.

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Wie könnte man die Aktie handeln?

Eine kräftige Kurserholung endete im August, seitdem pendelt sich der Wert seitwärts ein. Die Handelsspanne verengt sich dabei zu einem Dreieck, welches gestern nach oben hin verlassen wurde. Ein erstes, kleines Signal für die Bullen.

Die Aktie attackiert jetzt den Widerstandsbereich der jüngsten Hochs bei 11,35 - 11,59 USD. Im bullischen Szenario ist die Seitwärtsbewegung eine Fortsetzungsformation, der nach der Erholung im Sommer eine weitere Aufwärtswelle folgt.

Gelingt ein nachhaltiger Ausbruch über 11,80 USD, entstehen Kaufsignale. Prozyklische Einstiege werden dann oder nach anschließenden Pullbacks an das Ausbruchslevel potenziell interessant. Eine 50 %-Rally bis 16,49 - 17,08 USD und später ggf. mehr könnte dann eingeleitet werden.

Absicherungen könnten nach einem Ausbruch nach oben hin z.B. unterhalb von 10,60 oder 10,15 USD erfolgen. Ein nachhaltiger Rückfall in die Seitwärtsrange der letzten Monate wäre dann kritisch zu sehen und würde Rallyszenarien wieder auf Eis legen.

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Hochspekulative Ideen für Trades stellen wir regelmäßig in der Kolumne HOTstock3 der Woche vor. Dabei werden das Chartbild und die fundamentale Situation des Unternehmens betrachtet sowie mögliche Tradingchancen aufgezeigt. Eine Übersicht finden Sie hier.

Hohes Wachstum erwartet - wenn die Börsen mitspielen

Der US-Onlinebroker Robinhood hat seit dem Niedergang der MEME-Stocks mit schweren Rückgängen bei der Kundenzahl, den ausgeführten Orders und den Margen zu kämpfen. Die Zahl der MAUs (Monthly Active Users) sank von August 2021 auf August 2022 um 29 Prozent auf 13,3 Mio. Kunden. Das Tradingvolumen ist deutlich rückläufig, konnte sich aber im Vergleich zu den Vormonaten zuletzt wieder erholen. So lag die Anzahl der gehandelten Optionskontrakte im August mit 89,9 Mio. Stück deutlich oberhalb des Juli-Wertes von 67 Mio. Stück. Einzig bei den Kryptos zeigt sich auch hier eine weiter rückläufige Tendenz.

Anleger scheinen jetzt darauf zu spekulieren, dass Robinhood das Gröbste im Niedergang hinter sich haben könnte. Robinhood ist insbesondere für Kunden mit sehr kleinen Depots unterhalb von 10.000 USD eine beliebte Anlaufstelle. Diese Kunden neigen dazu mit dem Geld hochspekulative Geschäfte abzuschließen. Hier sind auch die Margen besonders hoch. Man könnte auch sagen, viel Kleinvieh macht auch Mist.

Größter Makel bei Robinhood dürfte in Zukunft aber die fehlende Profitabilität bleiben. Analysten rechnen im Schnitt nicht damit, dass es dem Unternehmen gelingt, auf absehbare Zeit Gewinne zu erzielen. Im Jahr 2022 soll der Umsatz um 24 Prozent auf 1,38 Mrd. USD rückläufig sein und ein EBIT-Verlust von 1,18 Mrd. USD anfallen. Für 2023 wird mit einer Reduzierung der Verluste auf 740 Mio. USD gerechnet und 2024 sollen es noch 332 Mio. USD Verlust sein. Erst im Jahr 2025 soll sich Robinhood der Break-even Schwelle annähern.

Doch der Weg dahin ist weit und mit vielen Unwägbarkeiten versehen. So werden 2023 und 2024 durchschnittlich rund 25 Prozent Umsatzwachstum erwartet. Anlegern sollte klar sein, dass dies voraussetzt, dass sich die Börsen erholen und wieder mehr „Zocker“ unterwegs sind. Mit neuen „Gimmicks“ wie Coindrops, dem Verleihen von Aktien und Habenzinsen auf die Kundenkonten versucht man die Anleger bei Laune zu halten. Etwa 6 Mrd. USD Nettoliquidität hält Robinhood. Die Marktkapitalisierung bewegt sich um die 10 Mrd. USD. Am 2. November werden Zahlen zum dritten Quartal veröffentlicht. Nachdem die Handelsvolumina zuletzt wieder steigen, besteht zumindest eine vage Hoffnung, dass hier das Schlimmste bereits hinter uns liegt.

Fundamentalanalytische Einschätzung von Sascha Gebhard

Fazit

Es stehen viele Fragezeichen über der Zukunft des Geschäftsmodels sowie der Umsatzentwicklung in den kommenden Jahren. Mit Spannung werden am 2. November die Zahlen zum dritten Quartal erwartet, diese könnten nochmals Schwung in den Kursverlauf bringen. Eine Positionierung im Vorfeld erhöht das Risiko stark. Generell sollte vor einem Einstieg der Ausbruch über die Hochs der letzten Monate abgewartet werden. Erst dieses Signal würde die oben beschriebene Tradingidee aktivieren. Das Papier bleibt ein ganz heißes Eisen, das Anleger bislang stark verschreckt und höchstens "Zockern" Spaß macht!

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