Kommentar
10:13 Uhr, 10.04.2008

Heute EZB-Zinsentscheidung, EUR/USD über 1.5800

Laut Alan Greenspan befindet sich die US-Wirtschaft in einer Rezession. Er sagte:“ die Verbraucher beginnen sich zurückzuhalten, der Automarkt schrumpft, die Produktion beginnt nachzulassen, und wir erleben die Geburtswehen einer Rezession.“ Wie schwer diese ausfällt, könne man jetzt aber noch nicht sagen. Die Wirtschaft werde sich erst fangen, wenn der Immobilienmarkt sich erhole. Als Mitverursacher der Krise sieht Greenspan sich jedoch nicht. Er bedauere nichts, sagte der ehemalige Notenbankchef. Leider, muss man da sagen, denn aus Fehlern wird man klug und Einsicht ist gemeinhin der erste Weg zur Besserung. Wie schon so oft an dieser Stelle erwähnt, sehen wir eine durchaus nicht unerhebliche Mitschuld der amerikanischen Notenbank an dem ganzen Desaster. Billiges Geld der Notenbank hat über viele Monate zu einem Überlaufen des Fasses am Immobilienmarkt geführt.

Die Daten zur amerikanischen Lagerhaltung waren auch im Februar enttäuschend (+1,1 % - der Konsensus lag bei 0,5 %). Der Einfluss auf die Märkte war allerdings gering.

Heute kommen einige wichtige Zahlen. Zunächst zur EZB-Zinsentscheidung: Am Zinssatz wird die EZB aller Wahrscheinlichkeit nichts ändern. Die Inflationsdaten geben seit geraumer Zeit Anlass zur Sorge – Zinssenkungen sind aus diesem Grund momentan nicht angesagt. Zudem ist der wirtschaftliche Ausblick nicht ganz eindeutig. Eintrübungen in der Produktion und im Dienstleistungssektor stehen Verbesserungen im Verbrauchervertrauen in Deutschland und Frankreich gegenüber. Diese unsichere Datenlage, verbunden mit den ungünstigen Inflationsaussichten, führen dazu, dass 100% der von Reuters befragte Analysten keine Zinsänderung erwarten (die Zinsen stehen seit zehn Monaten bei 4 %).

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA dürften diese Woche nicht so einflussreich sein wie in der vergangenen Woche, da wir morgen keinen Arbeitsmarktbericht aus Amerika erwarten (in der vergangenen Woche schloss der Markt aus den eigentlich relativ unwichtigen Erstanträgen auf eine negative Überraschungen am Freitag). Hier gehen befragte Analysten von 385.000 neuen Anträgen aus. Wichtiger ist sicherlich die Handelsbilanz. Der Wert oszilliert um -60 Mrd. USD. Auch heute wird mit 57,5 Mrd. ein Wert in diesem Bereich erwartet (Langfristchart s.u.).

Zudem erwarten wir am Abend noch Daten zum Federal Budget.

EUR/USD verhält sich in relativ breiter Bandbreite neutral, das Abwärtspotential scheint momentan limitiert bis in den Bereich 1.5400/1.5500. Wir befinden uns erneut im Bereich von 1.5850. Ein nachhaltiges Überwinden dieser Marke offeriert neue Möglichkeiten in Richtung 1.6000 und mehr.

Viel Erfolg!

Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Bremer Landesbank

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