Kommentar
11:23 Uhr, 08.05.2008

Hausverkäufe in USA quasi nicht mehr existent – aber egal!

Der Euro eröffnet heute Morgen bei knapp über 1,53 und auch unser Carry-Trade Favorit EURJPY hat über Nacht mächtig Federn lassen müssen: Im frühen asiatischen Handel noch bei 161 eröffnen wir in Europa unter 160.
Sowohl EURUSD als auch EURJPY haben damit kritische Marken – oder positiv formuliert – Unterstützungsniveaus erreicht, die bei einem Unterschreiten deutliche Abwärtsdynamik eröffnen würden: bei EURJPY bis 158; bei EURUSD bis 1,50.

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Die Zahlen der Konjunkturfront – speziell Europa und Deutschland – verfestigten gestern weiter die Einschätzung, daß sich die Wachstumsaussichten deutlich verlangsamen. Im Einzelnen waren dies:
• Die Einzelhandelsumsätze März für den Euroraum gingen mit einer Jahresrate von 1,6% zurück! Erwartet worden war lediglich eine Schrumpfung um 0,7%. Hier scheinen sich die erhöhten Benzinkosten und die verschräfte Kreditvergabe an Privathaushalte zu manifestieren. Schauen wir nur auf die Jahresbetrachtung erhält Deutschland die rote Laterne mit einem Rückgang von 6,7%.
• Die Auftragseingänge der Industrie für Deutschland enttäuschten für den März mit -0,6% im Monatsvergleich und -5% im Jahresvergleich ebenfalls. Erwartet worden waren immerhin +0,3% MoM und +6% YoY.

© Reuters

jeweils Jahresveränderungen, rot = Ifo-Index, schwarz= Auftragseingänge. Somit besteht zwischen Ifo und Auftragseingängen ein erkennbarer Zusammenhang – lediglich im letzten halben Jahr sind Unstimmigkeiten zu erkennen. Möglicherweise ist die Stimmung doch schlechter als die tatsächliche Lage – das wäre auch nichts Neues
• Für Großbritannien trübt sich das Bild ebenfalls weiter deutlich ein: Die Industrieproduktion landete mit +0,2% nur noch knapp über der Null-Linie unter verfehlte die Erwartungen deutlich (erw. +0,8%).

Nun zu unseren Brüdern und Schwestern in den USA:
• Die Produktivität ex. Agrar konnte die Erwartungen von +1,5% deutlich toppen und lag bei +2,2% für das erste Quartal. Im gleichen Atemzug sollten die Lohnstückkosten erwähnt werden, denn auch diese sind mit +2,2% weniger stark gestiegen als erwartet (+2,6%). Ein Erklärungsansatz ist, dass die Beschäftigung schneller sinkt als der Output und damit die Gesamtproduktivität steigt.
• Die Schwebenden Hausverkäufe überraschten zwar nicht für den März, denn hier wurde die Erwartung von 1% voll getroffen, sondern viel mehr mit einer deutlichen Revision des Vormonates. Es deutet vieles darauf hin, dass das Ende noch nicht in Sicht ist.

© Reuters, rot = Pending Home Sales, blau existing Home-Sales

• Die Konsumentenkredite in den USA haben mit 15,3 Mrd. die Erwartungen von 6 Mrd. förmlich in den Schatten gestellt. Damit ist die Kreditnachfrage (vor allem im kurzen Bereich) zur Zeit negativ korreliert mit dem Verbrauchervertrauen: je schlechter die Stimmung, desto mehr Kredite. Falls das Thema Abschreibungen vielleicht noch mal in den Fokus rückt (lt. BoE haben wir das Gröbste ja hinter uns) können wir hier suchen.

Heute Vormittag sollte – nach dem asiatischen Rutsch – erst einmal eine kleine Pause eingelegt werden, dennoch scheinen die Märkte recht fragil zu sein und möglicherweise ist der Trichet in der Lage den „Stups“ in die eine oder andere Richtung heute Mittag zu liefern.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei 1.5620 – 50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Bremer Landesbank

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Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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