Harte Konjunkturdaten sprechen für weiche Landung
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Im Gegensatz zu Euroland hellen sich sowohl in den Schwellenländern als auch in Amerika die Aussichten für die Wirtschaft überraschend auf.
In China hat die Regierung u.a. regulatorische Beschränkungen zur Kreditfinanzierung von Zweit- und Drittimmobilien erlassen, um die vom völlig überhitzten Häusermarkt ausgehenden Gefahren für die Wirtschaft zu dämpfen. Eine harte Landung der Wirtschaft durch das Platzen der Immobilienblase soll auch so verhindert werden.
Zudem klart das Geschäftsklima wieder etwas auf. Das bestätigt auch der chinesische Einkaufsmanagerindex, der den zweiten Monat in Folge leicht zulegen konnte. Für Stabilität sorgt vor allem die Verstetigung der Neuauftragskomponente.
Damit bewegt sich die Wirtschaft im Rahmen des vom Staat vorangetriebenen Fünf-Jahres-Plans, der auf eine nachhaltigere Wirtschaftsentwicklung abzielt.
Auch in Amerika zeichnet sich ein Soft Landing der Wirtschaft bei einem allerdings weiterhin lethargischen Wirtschaftswachstum ab. Die harten Konjunkturdaten bestätigen nicht den nach dem Erdbeben in Fukushima und dem politischen Scharmützel bei der Erhöhung des US-Schuldenlimits vom Verarbeitenden Gewerbe befürchteten Einbruch der Konjunktur.
Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in den Stimmungsbarometern der US-Unternehmen wieder. So hat sich der ISM-Index für Neuaufträge im Verarbeitenden Gewerbe verstetigt. Die US-Auftragseingänge in der Industrie halten sich zudem weiterhin auf einem konstanten Niveau.
Das macht sich auch auf dem US-Arbeitsmarkt bemerkbar. So zieht die positive Tendenz in der Beschäftigungsplanung des Verarbeitenden Gewerbes einen Stellenaufbau im Privatsektor nach sich.
Euro-Krise überschattet Berichtssaison
Die Berichtssaison für das abgeschlossene III. Quartal, die nächste Woche von dem Aluminium-Riesen Alcoa offiziell eröffnet wird, steht im Schatten der sich zuspitzenden Euro-Krise. Zunächst ist aber bei den US-Gewinndaten mit soliden Ergebnissen zu rechnen, da die harten Daten bisher keinen Einbruch der Wirtschaft erkennen ließen.
Vor allem traditionell defensive Unternehmen aus dem Konsumbereich oder aus dem Technologiesektor dürften überzeugen. Banken- und Finanzwerte dürften sich zum wiederholten Male in schwerem Fahrwasser befinden.
Allerdings dürfte der Ausblick für das IV. Quartal schwächer ausfallen. So gaben bereits die Deutsche Bank sowie die Lufthansa Gewinnwarnungen für das Gesamtjahresergebnis heraus. Grundsätzlich verhindert die politisch unklare Gemengelage klare Ausblicke der Unternehmen.
Deutscher Aktienmarkt bleibt dem Live-Ticker ausgesetzt
Angesichts der sich abzeichnenden Maßnahmen zur Stützung euroländischer Banken lockerte sich die Großwetterlage am deutschen Aktienmarkt auf. So konnte der DAX wieder Boden gut machen und den Widerstand bei 5640 Punkten durchbrechen. Die nächsten signifikanten Widerstände liegen bei 5700 und darüber bei Punkten 5850 und 6000 Zählern.
Scheitert der DAX an den oben genannten Widerständen, so ist mit einem Rücksetzer bis zu Marke von 5640 und darunter bis zur Unterstützung um 5450 Punkten zu rechnen. Darunter liegt die wichtige Haltezone im Bereich um die 5000 Punkte.
Da der Markt momentan nachrichtengetrieben ist, sind starke Aktienbewegungen nach oben wie unten weiter möglich. Die volatile Lage dürfte sich daher zunächst fortsetzen.
Eine kontrollierte Insolvenz Griechenlands mit gleichzeitiger Stützung des europäischen Bankensystems wäre sicherlich kein Spaziergang, zumal ein Schuldenschnitt ja auch gleichzeitig einen Vermögensschnitt für alle Anleger in griechischen Anleihen oder in sie investierte Anlageprodukte darstellt. Dennoch dürfte sich diese Perspektive in punkto Lösung der griechischen Frage positiv auf die europäische und deutsche Aktienmarktstabilität auswirken. Und auch die Milderung der Bankenkrise wäre Salbe auf die aktuell tiefste Wunde der Finanzmärkte. Selbst wenn die Bankenlösung stabilitätspolitisch alles andere als einwandfrei ist, die damit verbundene Liquiditätsausweitung wäre ein Pro für die Aktienmärkte.
Längerfristig kommt es darauf an, wie sich die Weltkonjunktur im Spannungsfeld zwischen Schuldenkrise, Entschuldung und Liquidität bewegt. Wir haben es hierbei mit vielen Präzedenzfällen, mit vielen Unabwägbarkeiten, zu tun. Die früher so typisch nach fundamentalen Regeln verlaufenen Finanzmärkte sind heute Mangelware geworden. Das politische Element, das an Bedeutung gewonnnen hat und noch weiter gewinnen wird, ist naturgemäß weniger präzise einzuschätzen.
So geht es weiter
In Amerika scheint sich abzuzeichnen, dass die Wirtschaft nicht in eine Rezession zurückfallen wird. Das dürften das Verbrauchervertrauen und der Index der Philadelphia Fed bestätigen. Das Wachstum der US-Wirtschaft bleibt allerdings weiterhin träge. Die Fed wird Deflation weiter mit Inflation bekämpfen.
In Europa spielt die Politik weiterhin die erste Geige. Besondere Beachtung dürfte das EU-Gipfeltreffen Mitte Oktober finden. Fortschritte in der Planung zur Bankenstützung sowie zur effizienteren Gestaltung des Euro-Rettungsschirms stehen dabei im Vordergrund.
In Deutschland spiegeln die ifo-Geschäftsdaten weiterhin den Trend eines sich abflachenden Wirtschaftswachstums wider, ohne aber eine Rezession anzudeuten.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:
http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/
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