Härtetest für den Euro
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London (BoerseGo.de) - Mehr als zehn Jahre nach ihrer Einführung auf den Finanzmärkten am 1.1.1999 muss die europäische Gemeinschaftswährung nach Ansicht von Alan Brown vom britischen Investmenthaus Schroders ihre Feuertaufe erst noch bestehen. Angesichts der schlimmsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg dränge sich die Frage auf, wie stabil das europäische Währungssystem heute sei, schreibt der Experte in einem aktuellen Marktkommentar. Durch einheitliche Zinsen und Wechselkurse werde die Flexibilität der einzelnen Staaten, auf die Konjunkturkrise zu reagieren, eingeschränkt. "Die Euro-Länder haben keinerlei Einfluss auf ihre Zentralbank und deren Notenpresse. Damit sollte die finanzielle Disziplin verbessert werden, doch der Erfolg ist fraglich", meint der Experte.
Die hohen Risikoaufschläge bei Staatsanleihen einiger Euro-Länder zeige die ernsthafte Besorgnis des Marktes über die Zahlungsfähigkeit dieser Länder, so der Experte. "Griechische und irische Staatsanleihen werden heute mit einem Risikoaufschlag von 250 Basispunkten gegenüber Bundesanleihen gehandelt, italienische und portugiesische Papiere weisen noch einen Spread von 150 bis 160 Basispunkten auf."
Nach zehn Jahren Euro zieht Alan Brown eine gemischte Bilanz. "Technisch war die Einführung ein voller Erfolg, und der Euro etablierte sich als globale Leitwährung nach dem US-Dollar. Auch die Kapitalmärkte erlebten in den vergangenen zehn Jahren eine signifikante Entwicklung. Doch in Sachen Konvergenz und Reformen sieht es schlechter aus. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt blieben größere Verbesserungen aus, und die wirtschaftliche Konvergenz entpuppte sich als enttäuschend." In Ländern wie Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien habe die kumulierte Inflation zwischen Ende 1998 und Ende 2008 die deutsche Teuerung deutlich übertroffen. Da diese Länder ihre Landeswährung nicht mehr einseitig abwerten könnten, werde die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder immer stärker nachlassen.
Inzwischen werde auch ein Auseinanderbrechen der Währungsunion für möglich gehalten, so Alan Brown. "Wenn sich die Abwärtsspirale nicht aufhalten lässt und die OECD-Volkswirtschaften auch im Jahr 2010 schrumpfen, werden soziale Probleme heraufziehen. Zeichen wachsender Spannungen gab es bereits. Es ist also nicht auszuschließen, dass ein Land überlegt, aus den Beschränkungen des Euro-Systems auszubrechen." Denkbar sei, dass die wirtschaftlich stärkeren Länder aus dem Verbund herausgelöst werden und Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien den Euro behalten. Der Markt halte einen Kollaps oder Zerfall des Euro allerdings für eher unwahrscheinlich. "Nach allem, was wir heute wissen, scheint dies eine realistische Einschätzung zu sein. Kluge Anleger sollten die Entwicklung trotzdem aufmerksam verfolgen."
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