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10:45 Uhr, 09.06.2024

Hälfte sieht Deutschland militärisch bedroht - 60 Prozent wollen Wehrpflicht

BERLIN (Dow Jones)-- Eine deutliche Mehrheit der Deutschen wünscht die Rückkehr zur Wehrpflichtarmee. 60 Prozent der vom Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag der "Welt am Sonntag" Befragten befürwortet die Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht "voll und ganz" (28 Prozent) oder "eher" (32 Prozent). Allerdings lehnen sie auch 32 Prozent ab - davon 18 Prozent "eher" und 14 Prozent "voll und ganz". Von den Befragten machten 8 Prozent keine Angaben.

Die Wehrpflicht war im Jahr 2011 ausgesetzt worden. Der Bundeswehr gelingt es seither nicht, auf dem Arbeitsmarkt ausreichend Nachwuchs zu rekrutieren.

Die meisten Anhänger hat eine Rückkehr der Wehrpflicht laut der Umfrage, für die vom 31. Mai bis 5. Juni über 2.000 Bürger befragt wurden, mit 72 Prozent unter den Wählern der Unionsparteien. Es folgen die Wähler der SPD (66 Prozent), der AfD (64) und der FDP (62).

Bei Grünen-Wählern liegt die Zustimmung zum Wehrdienst niedriger, findet aber ebenfalls eine Mehrheit (48 zu 41 Prozent).

Auch die von einer Pflicht dann Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen äusserte sich in der Umfrage wenig begeistert und ist mehrheitlich dagegen (43 zu 47 Prozent). Die Zustimmung wächst mit zunehmendem Lebensalter, schon die 30- bis 39-Jährigen sind mehrheitlich dafür (49 zu 40).

Die Wehrpflicht wird von Männern (64 Prozent) stärker befürwortet als von Frauen (54 Prozent) und findet bei Bürgern mit niedrigen Schulabschlüssen mehr Unterstützung (67) als bei jenen mit mittleren oder hohen (jeweils 51). In ländlichen Regionen sind die Befürworter mit 61 Prozent zahlreicher als in Städten mit 56 Prozent. Die Unterschiede zwischen West (60 dafür) und Ost (57 dafür) sind marginal.

Knapp die Hälfte der Bundesbürger sieht Deutschland derzeit militärisch bedroht. 49 Prozent glauben, das Land sei durch fremdes Militär stark (11 Prozent) oder etwas bedroht (38). 40 Prozent sehen eher keine (30) oder überhaupt keine Bedrohung (10 Prozent).

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird am kommenden Mittwoch seine Pläne für eine neue Form des Wehrdienstes vorstellen. Diese werde auch "Pflichtbestandteile" umfassen, kündigte der Sozialdemokrat im Bundestag an. Man rechnet laut dem "Spiegel" im Verteidigungsministerium damit, dass die aktuellen Nato-Planungen eine Erhöhung des deutschen Personalziels von 203.000 auf deutlich über 272.000 Soldaten erfordern.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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