Habeck: Importstrategie für Wasserstoff nächste Woche im Kabinett
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Das Bundeskabinett wird sich kommende Woche mit der Importstrategie der Regierung für Wasserstoff befassen, die Deutschland auf dem Weg hin zur Klimaneutralität voranbringen soll. Laut Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wird Deutschland im Jahr 2040 einen Bedarf von bis zu 380 Terrawattstunden Wasserstoff haben und auf einen Import der Hälfte seines Bedarfs angewiesen sein. In der Strategie aus seinem Haus geht es darum, den Ausbau des deutschen Wasserstoffnetzes entlang der Erzeugungs- und der Abnahmekapazitäten in die des europäischen Wasserstoffnetzes einzubetten. Die Unternehmen selbst müssten die Investitionen in die Importinfrastruktur tragen, so Habeck. Es werde keine staatlichen Zuschüsse geben, sondern lediglich Garantien dafür, dass die Unternehmen damit keine Verluste machen würden.
"Wir werden ungefähr die Hälfte (des benötigten Wasserstoffs) in Deutschland produzieren können. Das ist natürlich deutlich mehr als wir an Gas, Öl oder Kohle produzieren. Also die Energieunabhängigkeit - sie nimmt in Deutschland dramatisch zu", sagte Habeck auf einer Veranstaltung zur Förderung von Wasserstoffprojekten in Berlin.
Deutschland werde daher auf pipeline-gebundene Verbindungen mit dem europäischen Ausland setzen. Im Vordergrund stünden Korridore ins nahegelegene Dänemark, die wohl am schnellsten zu realisieren seien. Aber auch Norwegen und Großbritannien würden Wasserstoff nach Deutschland liefern.
Weitere Lieferwege seien solche von Nordafrika über Portugal und Spanien sowie Frankreich nach Deutschland. Von Algerien aus könne man die bestehende Gasinfrastruktur durch Italien mit vier Strängen zu Wasserstoffpipelines umbauen. Auch den Balkan und die Ukraine sieht Habeck als potenzielle Lieferanten von Wasserstoff.
Private Investitionen für das Wasserstoffkernnetz
Der Minister betonte, es gelte in Gesprächen mit den europäischen Staaten über die Wasserstoffimportstrategie darum, auch zu Investmententscheidungen zu kommen. Die Regierung werde zudem den Entwurf der Kraftwerksstrategie, die vor etwa einem Monat vorgestellt wurde, vorantreiben, damit auch der Strombereich durch einen besseren Ausbau der Netze mit Wasserstoff versorgt werden könne.
Das Wasserstoffkernnetz soll im Grundsatz nicht durch staatliche Zuschüsse unterstützt werden, sondern über ein sogenanntes Amortisationskonto bis 2055. Der Staat werde bis 2055 die Investitionen und eine gewisse Rendite gegenrechnen mit dem Hochlauf von Wasserstoff, sodass die Unternehmen laut Habeck ihr Geld verdienen könnten.
"Sollte bis 2055, also zehn Jahre nach der gesetzlich vorgeschriebenen Klimaneutralität Deutschlands, sich das Invest plus einer gewissen Rendite nicht ausgezahlt haben aus irgendwelchen Gründen (...), dann gibt es eine Amortisation des Staates. Dann greift die staatliche Garantie. Es ist wie eine Art Versicherung, dass man am Ende nicht auf den Investitionskosten sitzen bleibt", sagte Habeck.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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