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10:45 Uhr, 07.08.2024

Grüne wollen in Sachsen keine Koalition mit BSW

DJ POLITIK-BLOG/Grüne wollen in Sachsen keine Koalition mit BSW

Die Übersicht in Kurzmeldungen zu Entwicklungen, Ergebnissen und Einschätzungen rund um die bundesdeutsche Politik:

Grüne wollen in Sachsen keine Koalition mit BSW 

Katja Meier, Spitzenkandidatin der Grünen in Sachsen, schließt nach der Landtagswahl eine Koalition mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) aus. "Ich bin Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen, einer Partei, die aus der Bürgerrechtsbewegung entstanden ist, die 1989 auf die Straße gegangen ist für freie Wahlen, für Demokratie, für Pressefreiheit", sagte Meier im RTL/ntv-Frühstart. Sie könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, eine Koalition mit einer Partei einzugehen, die einem autoritären Regime nicht nur das Wort rede, sondern auch "autoritär regieren" werde. Die sächsische Justizministerin bewertete die Koalition mit CDU und SPD als Erfolg, und bemängelte, dass sich Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gegen eine erneute Koalition mit den Grünen ausspricht. "Deswegen finde ich die Unkenrufe von Michael Kretschmer an der Stelle auch völlig fehl am Platze, weil wie gesagt, es darum geht, dass wir hier stabile Mehrheiten haben und kein Blinken nach rechts Richtung AfD, genauso wenig wie mit den Kreml-Leuten vom BSW."

Bundestagspräsidentin Bas kritisiert Kanzleramt 

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) kritisiert in einem Schreiben an das Kanzleramt die Bundesregierung. Laut Bas gebe es zunehmend Beschwerden über das Antwortverhalten der Bundesregierung auf parlamentarische Anfragen der Bundestagsfraktionen und Gruppen, berichtete das Nachrichtenportal T-Online. Sie sehe diese Entwicklung "mit wachsender Sorge", wie sie in einem Schreiben an den Chef des Bundeskanzleramtes mitteilte. In dem Schreiben bittet sie laut den Angaben "nachdrücklich darum, die ordnungsgemäße Beantwortung parlamentarischer Anfragen" zukünftig wieder zu gewährleisten. "Die Entwicklung ist nicht akzeptabel." Das Schreiben an Wolfgang Schmidt, Bundesminister und Chef des Bundeskanzleramtes, stamme aus dem Mai dieses Jahres. Neben den Beschwerden über das karge Antwortverhalten der Bundesregierung werde laut Bas auch "inzwischen im Ältestenrat vorgetragen, dass Kleine Anfragen und Schriftliche Einzelfragen nicht ordnungsgemäß, insbesondere nicht fristgemäß beantwortet" würden. Dazu würden auch Fälle zählen, in denen die Bundesregierung Fristverlängerungen "nicht rechtzeitig oder mehrfach" stellen würde. Außerdem würden fristgerechte Antworten der Bundesregierung häufig nur den "bloßen Hinweis enthalten, eine Antwort in der Sache werde nachgereicht".

Wirtschaftsweiser will höhere Abschläge für Frührentner 

Der Wirtschaftsweise Martin Werding hat sich für Änderungen bei der Frührente ausgesprochen. Die Freiheit, ab 63 Jahren mit Abschlägen in Rente zu gehen, sei zwar in Ordnung. "Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr sind dafür aber zu niedrig. Stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein", sagte Werding der Funke Mediengruppe. Gänzlich abschlagsfreie Frührenten für Personen, die gesund sind und normal bis überdurchschnittlich verdienen, passten "angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft". Anlass für Werdings Vorstoß sind neue Zahlen der Rentenversicherung zu weiterarbeitenden Ruheständlern. Wie aus einer Anfrage der Linken bei der Bundesregierung hervorgeht, lag demnach die Zahl arbeitender Rentner Ende 2022 bei 1,3 Millionen. Werding sagte, die Zahl der Personen, die trotz Rentenbezugs erwerbstätig sind, sei in Deutschland in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen. "Nur rund ein Viertel dieser Gruppe bleibt aus finanziellen Gründen aktiv. Auch dann geht es nicht immer um Armutsvermeidung, sondern darum, sich zusätzliche finanzielle Spielräume zu erarbeiten", sagte der Ökonom.

Innenpolitiker warnen vor Auswirkungen auf Sicherheitslage 

Angesichts einer drohenden Eskalation im Nahen Osten haben deutsche Innenpolitiker vor Auswirkungen auf die Sicherheitslage in der Bundesrepublik gewarnt. "Schon seit dem grausamen Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober letzten Jahres sehen wir eine deutliche Zunahme von Gewalt und Hass auf deutschen Straßen, vor allem gegen Jüdinnen und Juden in unserem Land", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, der Rheinischen Post. "Eine abstrakt hohe Gefährdung besteht fort und könnte sich bei einem Kriegsausbruch im Norden Israels weiter verschärfen." Auch Konstantin von Notz, Innenpolitiker der Grünen und Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums, sagte: "Die Situation in Israel und im gesamten Nahen Osten hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Sicherheit in Deutschland - gerade auch, wenn sich die Lage dort jetzt nochmal verschärfen sollte." Das klassische Muster von den getrennten Bereichen innerer und äußerer Sicherheit stimme so nicht mehr. "Beide Bereiche sind in Zeiten des Ukrainekrieges, der hybriden Kriegsführung Russlands gegen Europa und des dschihadistischen Terrorismus miteinander verschränkt", sagte von Notz.

Politologe Oberreuter kritisiert SPD und Grüne im Haushaltsstreit 

Der Passauer Politikwissenschaftler Heinrich Oberreuter hat SPD und Grüne im Streit um den Bundeshaushalt 2025 scharf kritisiert, nachdem sie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) Foulspiel vorgeworfen haben. "Dass es ein Foul sein soll, in einer fiskalisch wie politisch hochsensiblen Rechtslage Transparenz herzustellen, offenbart ein merkwürdiges, manipulationsgeneigtes Politikverständnis", sagte Oberreuter der Rheinischen Post. "Für die Demokratie ist Informationsklarheit erheblich bedeutsamer als Koalitionsopportunismus", sagte der Politikwissenschaftler. "Ein Foul begeht, wer die Verfassungslage nicht respektiert, noch dazu wenn Karlsruhe soeben schmerzlich daran erinnert hat", erklärte er. "Angesichts eines Haushaltsvolumens von fast 500 Milliarden sollte aber ein Klacks von 5 Milliarden Euro mit Sachverstand und gutem Willen nicht schwer zu finden sein", sagte Oberreuter.

Kubicki stellt sich zum Haushalt offen gegen Scholz 

Im Haushaltsstreit der Ampelkoalition hat sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gestellt. Er komme "zu einer anderen Bewertung als der Bundeskanzler", sagte er der Funke-Mediengruppe. Es sollte "grundsätzlich der Eindruck tunlichst vermieden werden, dass der Haushaltsgesetzgeber Tricks anwenden muss, um dem verfassungsrechtlichen Gebot der Schuldenbremse Genüge zu tun". Er erwarte, dass sich die Koalitionspartner "eingehender mit der Frage beschäftigen, wie die von Finanzminister Lindner benannte Lücke von 5 Milliarden Euro geschlossen werden kann", forderte Kubicki. "Ich habe die Einlassungen von SPD und Grünen bislang jedenfalls nicht als konstruktiv wahrgenommen."

Weselsky kritisiert Bahn für Personaleinsparungen 

Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, übt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung scharfe Kritik am Vorstand der Deutschen Bahn für dessen Pläne, in den kommenden Jahren Personal einzusparen. "Ich bin nicht gegen einen Stellenabbau. Aber doch nicht so, wie er jetzt vorgenommen wird", sagte Weselsky. In den Zügen, Werkstätten und Stellwerken fehlten Fachkräfte - doch genau da befürchtet Weselsky Kürzungen. "In der Verwaltung nutzt man die natürliche Fluktuation, schiebt ein bisschen rum - aber die wahren Einsparungen finden im operativen Bereich statt. So ist es immer", sagte er. Die Bahn schicke schon heute die Leute mit zu wenig Personal auf die Züge. "Die fahren schon seit Jahren unterbesetzt. Das ist der wahre Grund für die jetzige Rebellion der Leute." Hinzu komme, dass der Druck steige, den Führungskräfte auf ihre Mitarbeiter ausübten.

Scholz zum Haushalt: "Das geht" 

Aus dem Urlaub hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in den Streit zum Haushalt eingeschaltet. Auf zwei Gutachten zum Haushalt schaue er anders als Finanzminister Christian Lindner (FDP), berichtete die ARD. Scholz sehe eine Stärkung von Bahn und Autobahngesellschaft rechtlich für machbar an. "Es war sinnvoll, die Handlungsoptionen der Bundesregierung gutachterlich überprüfen zu lassen, wie Deutsche Bahn und die Autobahnen im Haushalt finanziell gestärkt werden können. Klares Ergebnis des juristischen Gutachtens: Das geht", sagte der SPD-Politiker zu Zeit Online. Die Bundesregierung werde jetzt vertraulich die nächsten Schritte beraten. "Es bleibt ein Mysterium, wie das eigentlich klare Votum des juristischen Gutachtens vorübergehend grundfalsch aufgefasst werden konnte", sagte Scholz.

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