Gold und andere Rohstoffe: Heute nicht vergleichbar mit den 70er-Jahren!
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Derzeit sieht es nicht danach aus, dass sich die 70er-Jahre wiederholen. Für die Inflationsrate bedeutet dies, dass sich die Teuerung nicht in mehreren Wellen immer weiter in die Höhe schaukelt. Die Inflationsrate kann zwar zukünftig auch nochmals ungemütlich ansteigen, z.B. Richtung 4 %, doch das Hoch des Jahres 2022 sollte weit unterschritten werden.
Dafür gibt es einen guten Grund: Rohstoffe. Rohstoffpreise sind sehr volatil. Langfristig steigen Rohstoffe in etwa mit der Inflationsrate. Seit 1960 trifft dies aktuell exakt auf Nickel, Blei, Kupfer und Eisenerz zu (Grafik 1). Öl ist stärker gestiegen, Aluminium weniger. Dass Rohstoffe und Verbraucherpreise langfristig ähnlich sind, ist kein Zufall. Rohstoffpreise sind Inflation.
Betrachtet man nicht die Preise, sondern die Veränderungsrate, wird der Zusammenhang offensichtlicher (Grafik 2). Die Inflationsrate steigt, wenn Rohstoffpreise steigen und umgekehrt. Einzelne Rohstoffe können stärker steigen oder fallen als die Inflationsrate. Das ändert am Grundprinzip nichts, dass Rohstoffpreise nun einmal Inflation sind.
Unsere Wirtschaft ist zwar zum Teil weniger rohstoffintensiv als in den 70er-Jahren, doch das gilt nicht unbedingt für jede einzelne Volkswirtschaft. Zudem steht auch am Beginn der Wertschöpfungskette von Dienstleistungen oft ein Rohstoff. Dass die Inflationsrate derzeit zurückgeht, ist also kein Wunder. Rohstoffpreise haben sich normalisiert. Damit es zu einer zweiten Inflationswelle kommt, braucht es erneut Lieferengpässe. Diese kann man nicht ausschließen, sind aber aktuell nicht absehbar.
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Die Inflationsrate geht zurück, weil Rohstoffpreise sinken oder weniger schnell steigen. Das sollte auch Konsequenzen für den Goldpreis haben. Der Goldpreis bildet zu anderen Rohstoffen keine Ausnahme und steigt und fällt tendenziell mit der Inflation (Grafik 3). Die Gründe sind allerdings andere. Gold ist im Gegensatz zu Rohstoffen wie Eisenerz nicht Inflation, dafür ist Gold ein Inflationsschutz.
Kaum etwas bringt es so gut auf den Punkt wie die Korrelation zum Realzins. Realzinsveränderungen und Goldpreis sind eng verknüpft (Grafik 4). Derzeit gibt es eine Divergenz. Das unterscheidet die aktuelle Periode von den 70er-Jahren. Gold kann trotz Inflationsrückgang und vergleichsweise hohem Realzins steigen.
Wer die Hoffnung hegt, dass sich damit vor allem das Ende der 70er und das Jahr 1980 wiederholt, könnte allerdings enttäuscht werden. Der Goldpreis vervielfachte sich innerhalb kurzer Zeit. Das hatte weniger mit der Höhe der Inflationsrate oder dem Realzins zu tun und mehr mit der Spekulation der Hunt Brüder auf Silber, die auf Gold übergriff.
Dennoch ist die Goldpreisentwicklung interessant. Wenn Inflation und Spekulation derzeit kein Katalysator sind und auch eine zweite Inflationswelle nicht absehbar ist, was treibt den Preis dann? Geopolitische Unsicherheit. Der Goldpreis kann sich dadurch vollkommen anders verhalten als damals. Das ist deutlich gesünder. Der Goldpreis steigt in diesem Szenario unabhängiger von der Inflation solide an. Die Goldpreisentwicklung der vergangenen Monate ist jedenfalls kein Hinweis darauf, dass eine neue Inflationswelle droht.
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