Analyse
08:35 Uhr, 20.09.2023

GIGASET – Aktie crasht nach Insolvenzantrag!

So ganz überraschend kam diese Meldung gestern Abend nicht: Der Telefonhersteller Gigaset muss Insolvenz anmelden. Die Aktie hat daraufhin im nachbörslichen Handel über 60 % an Wert verloren.

Erwähnte Instrumente

  • Gigaset AG
    ISIN: DE0005156004Kopiert
    Kursstand: 0,316 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Gigaset AG - WKN: 515600 - ISIN: DE0005156004 - Kurs: 0,316 € (XETRA)

Bereits in meinem letzten Bericht anlässlich der Halbjahreszahlen hatte ich auf die sehr schwache bilanzielle Lage des Unternehmens hingewiesen. Diese wurde Gigaset nun in Kombination mit einer schwächer als erwarteten Geschäftsentwicklung zum Verhängnis. Zur Erinnerung: Zum 30. Juni drückte das Unternehmen eine Nettoverschuldung von 8,3 Mio. EUR bei einer Eigenkapitalquote von nicht einmal 12 %.

Wie die Bocholter mitteilten, ist im zweiten Halbjahr bislang ein erheblicher Umsatzrückgang zu verzeichnen gewesen, der so anscheinend nicht zu erwarten war. Die schwache Nachfrage nach Gigaset-Produkten ist eine Folge der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit in Deutschland und Europa und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Konsumenten und Unternehmen.

Geschäftsbetrieb läuft weiter,…

Es wurden nach Firmenangaben zwar Gespräche mit potenziellen Kapitalgebern geführt, die allerdings zu keinem Ergebnis geführt haben, so dass die dringend benötigte Zufuhr von frischem Eigen- bzw. Fremdkapital nicht umgesetzt werden konnte. Deshalb hat sich der Vorstand dazu entschieden, den Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens zu stellen. Dadurch soll eine nachhaltige Restrukturierung von Gigaset ermöglicht werden, um das Unternehmen auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen. Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten werden fortgeführt.

…aber Aktionäre werden wohl leer ausgehen

Ob die leidgeprüften Anteilseigner von einer eventuellen Sanierung des Unternehmens aber noch profitieren werden, muss stark bezweifelt werden. In den meisten Fällen dieser Art werden die werthaltigen Assets aus der Gesellschaft herausgekauft und übrig bleibt die überschuldete AG-Hülle, die im Normalfall abgewickelt und dann gelöscht wird. Für die Aktionäre bedeutet dies einen Totalverlust.

Fazit: Die Unternehmensleitung von Gigaset hat es versäumt, rechtzeitig vom Auslaufmodell Schnurlos-Telefon auf zukunftsträchtigere Produkte umzustellen. Der Eintritt in das Smartphone- und Tablet-Geschäft erfolgte zu spät und wirkte etwas halbherzig. Dadurch konnten in diesen Segmenten auch keine signifikanten Marktanteile gegen eine übermächtige Konkurrenz gewonnen werden. Dies wurde dem Unternehmen jetzt zum Verhängnis. Es bleibt zu hoffen, dass es zumindest für die Gigaset-Mitarbeiter weitergehen wird. Die Aktie ist nun komplett zum Spielball der Zocker geworden und taugt weniger denn je für Anlagezwecke!

Gigaset-Aktie
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    L&S
    VerkaufenKaufen

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

Mehr über Reinhard Hock
  • Fundamentalanalyse
  • Nebenwerte
Mehr Experten