Kommentar
17:03 Uhr, 30.01.2013

„Garantierter“ Ausstieg zum Maximum

Erwähnte Instrumente

  • Maximum-Index-Anleihe 03/13 - 09/20 auf STOXX Global Sel. Div. 100
    Aktueller Kursstand:   (Société Générale)
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Nichts ist an der Börse so schwierig, wie das richtige Markt-Timing, d.h. den bestmöglichen Ein- und Ausstiegs-Zeitpunkt für ein Investment zu finden. Doch was für Kurzfrist-Trader, die mit hochriskanten Hebel-Produkten unterwegs sind, geradezu überlebensnotwendig ist, kann von längerfristig orientierten und gut diversifizierten Anlegern durchaus etwas entspannter gesehen werden. Die Zertifikate-Industrie bietet in diesem Zusammenhang schon seit vielen Jahren immer wieder das eine oder andere Produkt mit einer Einstiegs- oder Ausstiegsoptimierung, bei dem quasi in der Rückschau („Look-Back“) das beste Start- oder Endniveau bestimmt wird.

Auch die noch bis 28. Februar zeichenbare Maximum-Anleihe der Société Générale ist dieser Produkt-Spezies zuzuordnen. Ausgestattet mit einem vollständigen Kapitalschutz zum Laufzeitende in 7,5 Jahren wird alle sechs Monate jeweils im Februar und August eines Jahres der Schlusskurs des Basiswertes automatisch ermittelt und als Mindestausstiegsniveau zum Laufzeitende festgeschrieben. Bei Fälligkeit wird dann aus den an insgesamt zwölf Terminen fixierten Werten der höchste festgehalten und durch den Vergleich mit dem Startlevel die für die Rückzahlung relevante Performance berechnet. Der Nutzen für den Anleger: Er erhält die Wertentwicklung gegenüber dem höchsten Stichtagswert in voller Höhe, wobei ein zwischenzeitliches Auf und Ab an den Börsen keine Rolle spielt. Dadurch ergibt sich ein Vorteil gegenüber einer Durchschnitts-Berechnung, aber auch bei schwächeren Märkten zum Laufzeitende hin ein besseres Ergebnis gegenüber einer linearen Betrachtung. Allerdings wird der erste für die Tilgung maßgebliche Kurs erst im August 2014 fixiert, was sich dann negativ auswirken könnte, wenn die schon fortgeschrittene Hausse beispielsweise in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreichen würde und es nach einem anschließenden Crash in der Folgezeit bis 2020 zu keinen neuen Höchstkursen mehr kommen würde.

Dass ein vollständiger Kapitalschutz in Verbindung mit einer 100-prozentigen Höchststands-Garantie wenn auch nur auf 6-monatiger Stichtagsebene natürlich Abstriche in anderen Bereichen erfordert, versteht sich von selbst. Dabei kommt der Basiswert, der STOXX Global Select Dividend 100 ins Spiel, der die Wertentwicklung der 100 dividendenstärksten Titel aus dem STOXX Global 1800 Index abbildet. Darin enthalten die renditestärksten 40 Werte aus dem amerikanischen und 30 jeweils aus dem europäischen und asien-pazifischen Raum. Allerdings kommt der Investor bei dem Zertifikat nicht in den Genuss der Performance-Variante, die mit einer jährlichen Dividendenrendite von knapp fünf Prozent gesegnet ist. Vielmehr dienen die hohen Ausschüttungen zur Finanzierung der Struktur. Wie groß der Unterschied zum Performance-Index insgesamt ausfällt, zeigt der Blick auf die Wertentwicklung auf 1-Jahressicht von nur 6,56 beim Kurs-Index gegenüber 12,02 Prozent bzw. im 3-Jahresvergleich von 24,28 gegenüber 42,99 Prozent. Um sein Wesentlichstes nämlich die Dividenden beraubt, kann der Basiswert des Zertifikats beispielsweise auch nicht mit der längerfristigen Wertentwicklung des MSCI World mithalten, während er diesen zusammen mit den Ausschüttungen um Längen schlagen würde. Auch auf Sicht von sechs Monaten konnte sich der STOXX Global Select Dividend 100 Index mit einer bloßen Seitwärtsentwicklung bislang überhaupt nicht in Szene setzen und deshalb auch die kräftigen Anstiege der meisten internationalen Indizes nicht mitnehmen. Längerfristig kann das wie in der Vergangenheit mit einer Performance über fünf Jahre von über 83 Prozent sogar beim Kurs-Index aber durchaus wieder anders aussehen.

Sollte der am 7. März festgestellte Startkurs an keinem der folgenden zwölf Stichtage mehr erreicht werden, ist das Kapital zum Laufzeitende zumindest in Bezug auf den Nennwert von 1.000 Euro kapitalgeschützt. Ein Luxus, den ein einfaches Direktinvestment natürlich niemals bieten kann. Wer das Papier noch innerhalb der Zeichnungsfrist erwirbt, muss sich allerdings auf einen fondsüblichen, für ein Zertifikat aber unnormal hohen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent einstellen, weshalb sich ein Kauf zu einem späteren Zeitpunkt anbieten dürfte.

Der Börse Go Tipp:

Das neue Papier richtet sich an sehr risikoaverse langfristig ausgerichtete Anleger, die in den nächsten Jahren noch mit deutlichen Höhen und Tiefen an den Märkten rechnen und sich deshalb über den Höchststands-Mechanismus einen möglichst guten Ausstiegskurs sichern möchten. Um mit dem Produkt überhaupt eine Rendite erzielen zu können, sind aber zumindest zwischenzeitlich deutliche Kurszuwächse erforderlich, was eine entsprechend positive Markterwartung voraussetzt. Von den üppigen Dividenden des Basiswertes kann der Investor hier wie beschrieben ja nicht direkt profitieren.

STOXX Global Select Dividend 100 (Kurs) Maximum-Index-Anleihe

Emittent/WKN:

Deutsche Bank / SG3M1A

Laufzeit:

07.09.2020

Preis: (in Zeichnung bis 28.02.2013)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1 % Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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