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13:15 Uhr, 18.08.2008

Garantie automatisch oder auf Abruf

Erwähnte Instrumente

  • 4Y Liquidity Zertifikat auf
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Garantie-Zertifikate gehören schon seit jeher rein umsatzmäßig betrachtet, zu den absoluten Lieblingen am Markt. Klammert man das in diesem Jahr aus gutem Grund besonders ins Rampenlicht getretene Emittentenrisiko einmal aus, kann sich der zu Laufzeitbeginn eingestiegene Anleger doch hier stets sicher sein, zumindest bei Fälligkeit seinen Kapitaleinsatz ohne den üblichen Ausgabeaufschlag bzw. einen zuvor bestimmten Prozentsatz davon wiederzusehen, auch wenn der zugrundeliegende Basiswert wieder Erwarten nicht mitspielen sollte. Kein Wunder also, dass dieser Produkttyp gerade in den aktuell recht unsicheren Zeiten sogar einen noch größeren Zulauf erfährt. Außerdem endet ab dem kommenden Jahr im Zeitalter der Abgeltungssteuer die steuerliche Benachteiligung als „Finanzinnovation“ und es erfolgt eine Gleichstellung mit anderen Anlageformen.

Zwar ist Garantie immer schön und gut. Was hilft aber der vollständige Kapitalschutz, wenn er nur zum Laufzeitende nach meist vier oder fünf Jahren gilt, sich der Basiswert zwischenzeitlich aber in die falsche Richtung entwickelt und der Investor verständlicherweise vorzeitig an sein Geld ran möchte. In einem solchen Fall wäre ein Verkauf immer mit einem Verlust verbunden. Das es auch anders gehen kann, zeigte die BNP Paribas bei ihrer bereits Anfang des Jahres emittierten Europa Garant „My Choice“ Anleihe auf den Euro STOXX 50 (BN1AU5), die dem Anleger die Möglichkeit einräumt, das Papier unabhängig von der Entwicklung des Underlyings jährlich zum Nennbetrag zu kündigen. Ganz aktuell ziehen auch die Commerzbank und HypoVereinsbank mit ähnlichen noch in Zeichnung befindlichen Produkten auf das gleiche Underlying nach. Allerdings bietet sowohl das Flex-Zertifikat der Gelben als auch das Auto Garant Zertifikat der Münchner im Falle einer vorzeitigen Tilgung nur eine Rückzahlung des Nennwertes und im Gegensatz zu den Franzosen keinen weiteren Anspruch auf eine mögliche bis dahin schon erzielte Rendite. Diese kann bei den beiden Neuen nur dann vereinnahmt werden, wenn das jeweilige Produkt sein vorgesehenes Laufzeitende nach vier Jahren auch tatsächlich erleben sollte und beträgt bei der COBA maximal 37,- und der HVB höchstens 32,- Euro ausgehend von einem Nominal von 100,- Euro, wobei jeweils die lineare Werteentwicklung des Euro STOXX 50 bis zur Fälligkeit maßgeblich ist. Wie bei BNP Paribas überlässt es die Commerzbank dabei dem Anleger, ob er das Zertifikat jeweils zum 7. September eines Jahres vorzeitig kündigen möchte oder nicht. Diese Freiheit besteht beim „Auto Garant“ dagegen nicht. Hier greift in jedem Fall der Kapitalschutz, wenn der Index an einem der drei jährlichen Stichtage während der Laufzeit unter seinem Ausgangsniveau notiert und das Papier wird automatisch fällig gestellt.

Der BörseGo Tipp:

Alle Papiere „erlösen“ in der einen oder anderen Form den Anleger von einem Investment, das er ansonsten womöglich nur widerwillig bis zum Ende aussitzen müsste. Insofern kann damit ein echter Mehrwert verbunden sein, auch wenn das eigentliche Anlageziel damit natürlich nicht erfüllt wird. Speziell die automatische Variante fragt selbst bei einem nur unwesentlich gefallenen Basiswert nicht, ob eine Fortführung der Anlage nicht vielleicht doch noch Sinn machen würde, erspart auf der anderen Seite aber auch dem säumigen Investor die Entscheidung, vorzeitig die Reißleine zu ziehen und schützt möglicherweise auch vor einbehaltenen Kosten durch die Hausbank.

Euro STOXX 50 Flex-Zertifikat

Emittent/WKN:

Commerzbank / CB776R

Laufzeit:

05.09.2012

Preis: (in Zeichnung: 04.08.08-29.08.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1 € Agio

Euro STOXX 50 Auto Garant-Zertifikat

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV5ADA

Laufzeit:

10.09.2012

Preis: (in Zeichnung: 11.08.08-05.09.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1,5 € Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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