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10:00 Uhr, 18.07.2024

FSB: Unterschiedlicher Umgang mit Finanzrisiken aus Naturzerstörung

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die weltweiten Finanzaufsichtsbehörden beurteilen die finanziellen Risiken durch den Verlust von Naturraum und Biodiversität nach Aussage des Financial Stability Board (FSB) unterschiedlich und kommen daher zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen. Wie aus einem Bericht des FSB an die Finanzminister und Notenbankgouverneure der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) hervorgeht, tun sich vor allem die Europäische Zentralbank (EZB), einige nationale Zentralbanken des Euroraums, sowie Behörden in der Schweiz, in China, Singapur, Hongkong und Brasilien mit analytischer und regulatorischer Arbeit hervor. Behörden in Australien, Japan und Großbritannien befinden sich dagegen noch in einer Phase der Prüfung. Die US-Notenbank hat sich an der FSB-Umfrage nicht beteiligt.

Das NGFS definiert naturbezogene Risiken als das Risiko negativer Auswirkungen auf Volkswirtschaften, einzelne Finanzinstitute und Finanzsysteme, die sich direkt aus der Beschädigung der Natur, einschließlich ihrer biologischen Vielfalt und dem Verlust von Ökosystemleistungen (physische Risiken) ergeben. Zusätzlich können sich finanzielle Risiken daraus ergeben, dass sich Akteure den Maßnahmen zum Schutz, zur Wiederherstellung und/oder zur Verringerung negativen Auswirkungen auf die Natur anpassen müssen (Übergangsrisiken).

Zu den Risikoszenarien zählt der FSB das Szenario eines 90-prozentigen Rückgangs der natürlichen Bestäubung von Nutzpflanzen, das Szenario eines Zusammenbruchs der Fischerei durch Störungen der Fischwanderung und das Szenario eines Rückgangs der tropischen Waldbedeckung um 88 Prozent mit der Folge einer Bauholzverknappung.

Nach Angaben des FSB sind einige Behörden zu dem Schluss gekommen, dass ein wesentliches finanzielles Risiko besteht, während andere noch dabei sind, die internationalen Arbeiten zu diesem Thema zu beobachten. "Einige Behörden haben beschlossen, sich nicht mit diesem Thema zu befassen, da Datenlücken bestehen und den Klimarisiken ausreichende Priorität eingeräumt werden muss (wo analytische Überlegungen und Daten weiter fortgeschritten sind)", erläutert der FSB.

Die bisherigen Arbeiten der Behörden deuten laut FSB-Bericht darauf hin, dass die Finanzinstitute durch ihre Investitionen und Finanzierungstätigkeiten großen physischen Risiken ausgesetzt sind, dass aber die analytische Arbeit weiter entwickelt werden muss, um die Schätzungen der finanziellen Risiken besser in Risikomessungen umzusetzen zu können.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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