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10:20 Uhr, 22.08.2024

Frankreich sorgt für unerwarteten Anstieg des Euroraum-PMI

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones) - Die Aktivität in der Privatwirtschaft des Euroraums ist im August höher als erwartet gewesen, was mit der Olympiade in Frankreich zu tun gehabt haben könnte. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) der Produktion im verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Gewerbe stieg auf 51,2 (Juli: 50,2) Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang auf 50,1 Punkte prognostiziert. Der PMI für das verarbeitenden Gewerbe sank auf 45,6 (45,8) Punkte, erwartet worden waren 46,0. Der Service-PMI zog auf 53,3 (51,0) Punkte. Die Prognose hatte auf 51,7 gelautet.

Weniger erfreulich war, dass die Auftragseingänge abermals rückläufig waren, die Beschäftigtenzahlen weitgehend stagnierten und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist auf ein vorläufiges Jahrestief gesunken sind. Gleichzeitig schwächte sich der Anstieg der Einkaufspreise auf ein 8-Monatstief ab, während die Verkaufspreise so stark angehoben wurden wie zuletzt im April.

Die Diskrepanz zwischen den beiden von der Umfrage erfassten Sektoren setzte sich im August fort. Triebfeder war erneut der Servicesektor, hier liefen die Geschäfte so gut wie seit April nicht mehr. Die Industrieproduktion sank hingegen fast genauso stark wie im Juli, die Schrumpfungsrate zählte damit erneut zu einer der höchsten seit Jahresbeginn.

Dass sich der Aufschwung im Euroraum im August wieder beschleunigte, lag in erster Linie an Frankreich, wo die Wirtschaftsleistung so stark zulegte wie seit knapp eineinhalb Jahren nicht mehr. Im Gegensatz dazu steckte Deutschland weiter in der Krise, hier schrumpfte die Wirtschaft den zweiten Monat in Folge und mit beschleunigter Rate. Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder verzeichneten im August weiter Wachstum.

Trotz des nach wie vor starken Anstiegs legten die Einkaufspreise im August insgesamt mit der niedrigsten Rate seit acht Monaten zu. Bei den Serviceanbietern stiegen die Einkaufspreise so langsam wie seit April 2021 nicht mehr, in der Industrie fiel der Kostenauftrieb genauso stark aus wie zum 18-Monatshoch im Juli.

Im Gegensatz zu den Einkaufspreisen beschleunigte sich der Anstieg der Verkaufspreise und fiel nicht nur stärker aus als in den drei Vormonaten, er übertraf auch seinen Langzeit-Durchschnittswert. Im Servicesektor wurden die Angebotspreise kräftiger angehoben als in den beiden Vormonaten, im verarbeitenden Gewerbe wurden die Verkaufspreise erstmals seit April 2023 wieder erhöht.

Frankreichs Sammel-PMI stieg auf 52,7 (49,1) Punkte und Deutschlands sank auf 48,5 (49,1) Punkte. Der französische Service-PMI stieg auf 55,0 (50,1) Punkte, erwartet worden waren nur 50,3. "Der Aufschwung ist größtenteils auf einen Anstieg der Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor Frankreichs zurückzuführen, die um fast 5 Punkte zulegte, was wahrscheinlich mit den olympischen Spielen in Paris zusammenhängt. Es ist zu bezweifeln, dass diese Dynamik in die nächsten Monate hinübergerettet werden kann", urteilte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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