EZB-Rat in Sorge über Wirtschaftswachstum - Sitzungsprotokoll
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) sind während der Beratungen am 11. und 12. September 2024 Sorgen hinsichtlich der Wachstumsaussichten laut geworden. Wie aus dem jetzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, wurde in den Beratungen über die Möglichkeit schnellerer Zinssenkungen für den Fall diskutiert, dass Inflations- und Aktivitätsdaten dies rechtfertigen sollten. Dieses Szenario scheint nun nach unerwartet schwachen Einkaufsmanagerdaten einzutreten, wie jüngste Äußerungen von EZB-Ratsmitgliedern zeigen. Der EZB-Rat hatte am 12. September eine Leitzinssenkung um 25 Basispunkte beschlossen, aber für Oktober keinen weiteren Schritt in Aussicht gestellt.
"Es wurde auch festgestellt, dass die gesamtwirtschaftlichen Aussichten für den Euroraum besorgniserregender und die prognostizierte Erholung fragil sind", heißt es in dem Dokument. Die Wirtschaftstätigkeit sei nach wie vor gedämpft, wobei die Risiken für das Wirtschaftswachstum eher nach unten gerichtet seien und die kurzfristigen Risiken für das Wachstum zunähmen. "Es wurde angemerkt, dass angesichts der zunehmenden Annäherung der Inflation an das Ziel die reale Wirtschaftstätigkeit für die Kalibrierung der Geldpolitik an Bedeutung gewinnen sollte", heißt es weiter.
Volkswirte rechnen inzwischen damit, dass der EZB-Rat in der nächsten Woche erneut eine Zinssenkung beschließen wird. Ursache sind unerwartet schwache Einkaufsmanagerdaten für September und ein Rückgang der Inflation in jenem Monat auf unter 2 Prozent.
Genährt wurden derartige Erwartungen zunächst durch Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese hatte es in der Pressekonferenz am 12. September noch abgelehnt, sich explizit zum weiteren Zinskurs zu äußern. In einer Anhörung im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments hatte Lagarde dann aber von einer gestiegenen Zuversicht des Gremiums gesprochen, dass das Inflationsziel wie geplant 2025 erreicht werden könne.
Später hatten auch geldpolitische Falken wie Joachim Nagel und Isabel Schnabel Andeutungen gemacht, die auf eine Zustimmung für eine Zinssenkung im Oktober schließen lassen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/sha
Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.