Evotec-Aktie bricht nach vorzeitigem Rücktritt von CEO Lanthaler ein
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Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones) - Die Evotec-Aktie brach am Donnerstag in der Spitze um mehr als 20 Prozent ein, nachdem der Hamburger MDAX-/TecDAX-Konzern am Vorabend überraschend den unmittelbaren Abgang seines CEO Werner Lanthaler bekanntgegeben hatte. Die seit Ende Juli gültige Prognose für 2023 bestätigte das Unternehmen mit der Ankündigung. Aufsichtsratsmitglied Mario Polywka wird den CEO-Posten interimistisch übernehmen, Lanthaler dem Aufsichtsrat als strategischer Berater zur Verfügung stehen. Der Aufsichtsrat habe eine interne und externe Suche nach einem "dauerhaften CEO" eingeleitet.
Am Donnerstagmittag notierte die Evotec-Aktie rund 20 Prozent oder gut 4 Euro im Minus bei 17 Euro, in der Spitze betrug das Minus bisher rund 22 Prozent. Evotec war der schwächste Wert im MDAX und im TecDAX. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern könnten die kürzlich vom Unternehmen verspätet veröffentlichten Directors' Dealings von Lanthaler in Evotec-Aktien zu dem negativen Sentiment beigetragen haben.
Lanthaler stand seit 2009 an der Spitze des Konzerns, sein Vertrag lief noch bis März 2026. Er habe das Unternehmen informiert, dass er "nach fast 15 erfolgreichen Jahren bei Evotec aus persönlichen Gründen seinen Vertrag nicht bis zum Ende" erfüllen werde, hieß es in der Mitteilung.
"Nach einem extrem herausfordernden und sowohl körperlich als auch insgesamt erschöpfenden Jahr 2023, sowie nach eingehender Reflektion in den vergangenen Wochen und in das neue Jahr blickend, bin ich zu dem Entschluss gelangt, als CEO zurückzutreten, da ich dem Unternehmen in den nächsten Jahren nicht bestmöglich dienen kann", wird Lanthaler in der Unternehmensmitteilung zitiert. "Bevor ich in ein neues unternehmerisches Kapitel aufbreche, werde ich in den nächsten sechs bis neun Monaten ein Sabbatical machen, um mich in Themen, die sich auf radikale technologische und politische Veränderungen konzentrieren, weiterzubilden."
Die Analysten der RBC, die ihre Einstufung Sectorperform bestätigten, werteten den Rücktritt aus persönlichen Gründen als negativ für das Sentiment der Aktie. Lanthaler habe in seinen fast 15 Jahren als CEO maßgeblich zum starken Umsatzwachstum in diesem Zeitraum beigetragen, zur Diversifizierung und Expansion in neue Geschäftsbereiche und Technologien. Evotecs Position als führender Partner in der Wirkstoffforschung sei unbestritten, auch wenn das Unternehmen einen holprigen Weg hinter sich habe. Während der Suche nach einem neuen CEO seien die Geschäfte jedoch in guten Händen.
Evotec hatte Ende Juli seine Prognosen für das Gesamtjahr deutlich gesenkt, nachdem ein Anfang April entdeckter Cyberangriff die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal beeinträchtigt hatte. Im dritten Quartal verbuchte Evotec weiter Verluste, bestätigte aber den gesenkten Ausblick für das Gesamtjahr. Evotec war im Mai/Juni temporär aus dem MDAX und dem TecDAX geworfen worden, da das Unternehmen - wegen der Cyberangriffe - seinen testierten Geschäftsbericht nicht fristgerecht veröffentlicht hatte.
Verspätete Veröffentlichung von Eigengeschäften
Marktbeobachter verweisen darauf, dass der Kurseinbruch möglicherweise auch mit der verspäteten Meldung und Veröffentlichung von Eigengeschäften von Führungskräften (Directors' Dealings) des CEO in Zusammenhang stehen könnte, die den Konzern teuer zu stehen kommen könnten. Darauf verweist sowohl das Nachrichten- und Analyseportal Stock3.com als auch DerAktionär.de.
Nach Recherchen von Dow Jones Newswires hat Evotec am 2. Januar 2024 geballt Directors' Dealings von Lanthaler mit Evotec-Aktien veröffentlicht - sowohl Aktienkäufe als auch -verkäufe, die von Ende 2022 bis Ende Januar 2021 zurückreichen. Führungskräfte müssen nach der EU-Marktmissbrauchsverordnung Eigengeschäfte dem Unternehmen (Emittenten) wie auch der zuständigen Behörde (Bafin) innerhalb von drei Geschäftstagen melden. Das Unternehmen (Emittent) muss meldepflichtige Directors' Dealings dann innerhalb von zwei Geschäftstagen innerhalb der EU veröffentlichen sowie an ein Unternehmensregister übermitteln.
Einer Bafin-Sprecherin zufolge kann mit einem Bußgeld geahndet werden, wenn eine Meldung "nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig" erfolgt. Das Bußgeld könne im Fall einer natürlichen Person bis zu 500.000 Euro, im Falle einer juristischen Person bis zu 1 Million Euro betragen. Die Bafin-Sprecherin wollte sich nicht zu Evotec äußern. Sie verwies dabei auf die "gesetzliche Verschwiegenheitspflicht" zu einzelnen Unternehmen und etwaigen Bafin-Untersuchungen.
"Evotec hat die Wertpapiergeschäfte unmittelbar nach Erhalt der Information auf ihrer Website und den entsprechenden offiziellen Kanälen veröffentlicht", sagte Unternehmenssprecherin Gabriele Hansen. "Wir sind dabei den Sachverhalt zum verspäteten Erhalt zu analysieren, um auch Transparenz zu gewährleisten."
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
DJG/uxd/sha
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