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18:30 Uhr, 08.12.2010

Europäische Union wird Euro-Währung auf keinen Fall aufgeben

München (BoerseGo.de) - Die Finanzmärkte haben sich nach der Rettung Irlands nicht beruhigt. Die Investoren machen sich weiterhin Sorgen, denn auch Portugal und Spanien, möglicherweise sogar Italien und Belgien könnten in Zukunft Schutz unter dem Euro-Rettungsschirm suchen. Jan Amrit Poser, Chefökonom, Bank Sarasin & Cie, geht in seiner jüngsten Analyse auf mögliche Szenarien in Folge der Eurokrise ein.

Die Bank Sarasin denkt, dass Euroland niemals nachgeben wird. Insbesondere außerhalb Eurolands würde häufig dessen Entschlossenheit unterschätzt. Denn der Euro sei mehr als nur ein ökonomisches Experiment. Er ist die Fortsetzung der europäischen Einigung, die zum Grundpfeiler der Friedensordnung nach dem verheerendsten Krieg des Kontinents geworden ist, so Amrit. Dieses Projekt wird nicht fallen gelassen, nur weil die Finanzmärkte in Panik sind, ist sich der Chefökonom sicher. Solange sich auch nur ein Land zu niedrigen Zinsen verschulden könne, würde die Illiquidität überbrückt werden. Die EZB würde ihren Teil dazu beitragen, um die Märkte funktionsfähig zu halten.

Sollten am Ende auch die deutschen Zinsen ansteigen, würden die dadurch ausgelösten Wellen um den gesamten Erdball schwappen und die großen Akteure der Welt auf den Plan rufen, analysiert Amrit. Wenn dem IWF die Mittel ausgingen, würden die USA und Japan und am Ende vielleicht sogar China, dessen Reserven in Euro lauten, einspringen müssen. Ein gescheiterter Euro wäre in niemandes Interesse, stellt Experte klar.

Wie weit die Konfrontation zwischen Finanzmärkten und Euro-Behörden gehen wird, ist zurzeit für ihn nicht absehbar. Doch der Euro würde um jeden Preis verteidigt werden. Denn die Auflösung des Euros würde zu einem «Run» auf die Banken in der Peripherie führen und diese Länder in ein Chaos mit hohen Zinsen und Inflation stürzen. Die Kernländer müssten ihrerseits nicht nur eine Aufwertung in Kauf nehmen, sondern auch ein Wegbrechen ihrer Exportmärkte. Paradoxerweise würde der schwache Euro dazu führen, dass die Kernländer die Peripherie über starkes Wachstum aus dem Schuldenloch ziehen, schließt Amrit seine Analyse ab.

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Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

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