Europäische Banken sind kerngesund – fast
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Die Ergebnisse des Stresstests sind mit großer Spannung erwartet worden. Seit Monaten baut sich nämlich eine schwelende Krise auf. Die Testergebnisse sollten nun beruhigen, denn sie bestätigen, dass es den Banken im Durchschnitt gut geht. Offensichtlicher Kapitalbedarf ergibt sich nur bei wenigen der getesteten Banken.
Getestet wurden insgesamt 51 Institute. Alle zusammen hatten Ende 2015 eine komfortable Kapitalausstattung von insgesamt 1.238 Milliarden Euro (1,238 Billionen)! Das ist eine Menge Kapital und man kann sich fast kein Szenario vorstellen, indem Banken über eine Billionen Euro verlieren könnten. Doch es geht schneller als man denkt.
In dem von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) durchgeführten Test wird als Stressszenario negatives Wachstum in den Jahren 2016 und 2017 angenommen. Die Wirtschaftsleistung schrumpft in dem Szenario um 1,2 % im ersten Jahr, um 1,3 % im zweiten Jahr und würde dann im dritten Jahr des Szenarios wieder um 0,7 % wachsen.
Unter diesen Bedingungen würde sich die Kapitalposition der Banken innerhalb kurzer Zeit deutlich verschlechtern. Grafik 1 zeigt die Kapitalveränderung. Die zu erwartenden Abschreibungen auf faule Kredite zehren das operative Ergebnis praktisch komplett auf. Rückstellungen für Kreditausfälle belasten die Kapitalposition mit 349 Mrd. Euro. Weiter Verluste, z.B. durch den Wertverlust von gehaltenen Wertpapieren, summieren sich insgesamt auf weitere 293 Mrd. auf.
Am Ende der drei Jahre, die das Szenario umfasst, liegt das Kapital nicht mehr bei 1.238 Mrd., sondern bei 970 Mrd. Das entspricht dann einer Kapitalquote von 9,4 %. Ausgangspunkt war eine Quote von 13,2 %. Mit diesen Quoten können Banken gut operieren, doch es handelt sich lediglich um Durchschnittswerte. Auch die Annahmen wie diese Werte abgeleitet werden, sind im Einzelfall sicherlich zu hinterfragen.
Grafik 2 zeigt das Ergebnis der Annahmen. Die Einnahmen der 51 Banken würden von 587 Mrd. Euro im Jahr 2015 auf 428 Mrd. im Jahr 2016 sinken. Ein solcher Rückgang ist durchaus realistisch. Ob dann die Einnahmen im Folgejahr dann allerdings wirklich wieder um 50 Mrd. steigen können, ist fraglich.
Die Ausgabenseite legt in der Krise deutlich zu. Das liegt daran, dass Rückstellungen für Kreditausfälle hier als Ausgaben dargestellt sind. Die Ausgabenseite wird durch faule Kredite aufgebläht. Demgegenüber stehen allerdings auch Einsparungen im Geschäftsbetrieb, etwa durch Entlassungen, von 70 Mrd. Euro gegenüber 2015 über den Zeitraum von drei Jahren. Ob Banken wirklich so viel einsparen können, nachdem sie sich bereits in den vergangenen Jahren extrem verschlankt haben, darf man hinterfragen.
Sowohl im Durchschnitt wie auch im Einzelfall lassen sich die Ergebnisse als zu optimistisch kritisieren. Sie sind deswegen jedoch nicht grundsätzlich falsch. Sie geben eine solide Tendenz vor, mit der man arbeiten und Schwachstellen identifizieren kann.
Insbesondere bei den Einzelergebnissen lässt sich schnell erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Grafik 3 zeigt die Resultate einiger Banken. Unter den deutschen Großbanken sieht die Lage nicht großartig, aber immerhin solide aus. Wie zu erwarten, kann man das von der Problembank schlechthin, Monte dei Paschi, nicht sagen. Sie würde ihr Kapital vollkommen aufbrauchen und sogar eine negative Kapitalquote ausweisen.
Generell sind Banken aus den derzeitigen oder ehemaligen Krisenländern anfälliger. Das zeigt auch das Beispiel der Allied Irish Bank, die zum unteren Ende der Rangliste gehört. Hier besteht Handlungsbedarf. Wie groß dieser Handlungsbedarf ist, das zeigt das Beispiel von Monte dei Paschi. Um nach Eintreten des Stressszenarios noch eine Kapitalquote von 8 % ausweisen zu können, fehlen der Bank aktuell gut 8 Mrd. Euro. Derzeit hat die Bank 9,9 Mrd. an Eigenkapital.
Immerhin, wenn alles so bleibt wie bisher und sich das Wachstum nicht substantiell abschwächt, dann sollte es Banken möglich sein, ihre Kapitaldecke aus eigener Kraft weiter aufzustocken. Das wird durch das Baseline Szenario dargestellt. Diese ist möglicherweise zu optimistisch, da es voraussetzt, dass Banken auch tatsächlich Geld verdienen. Zuletzt gelang das nicht besonders gut.
Im Durchschnitt sind europäische Banken gut aufgestellt, doch der Durchschnitt hilft im Krisenfall wenig. Es reicht, wenn auch nur eine einzige mittelgroße Bank durch einen Abschwung dichtgemacht werden muss. Das reicht, um einen Flächenbrand auszulösen. Banken, die unzureichend Kapital haben, müssen dieses Problem schnell lösen, denn alle Annahmen nützen wenig, wenn eine Insolvenz zu großer Kapitalflucht und zu Bank Runs führen.
Lars Gottwik
Partner & CEO JFD Brokers
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