Analyse
15:01 Uhr, 23.04.2009

Euroland: Jede Menge Hoffnungsschimmer für den Moment

Externe Quelle: DekaBank

1. Heute Morgen gab es – zumindest für den Moment – jede Menge Lebenszeichen aus der Wirtschaft Eurolands. Nicht nur stieg das französische INSEE-Geschäftsklima für die Industrie deutlich an, auch die Einkaufsmanagerindizes Eurolands konnten sich im April überraschend stark verbessern. Der Gesamtindex der Einkaufsmanager legte von 38,3 auf 40,5 Punkte zu. Dieser Anstieg war sowohl begründet durch eine Verbesserung im verarbeitenden Gewerbe (36,7 nach 33,9 Punkten) als auch durch eine Entspannung bei den Dienstleistern (43,1 nach 40,9 Punkten).

2. Besonders bemerkenswert an den heutigen Einkaufsmanagerindizes ist der Anstieg des Index für die Neuaufträge im verarbeitenden Gewerbe. Dieser kletterte um 6,5 Punkte auf 37,4. Dieser Wert liegt zwar immer noch deutlich unter der Expansionsmarke von 50 Punkten, macht aber Hoffnung, dass sich das verarbeitende Gewerbe wieder in Richtung Normalisierung bewegt. Diese Entwicklung passt in das derzeitige Bild einer gewissen Entspannung in der Industrie – nach dem Kollaps seit letztem Herbst. Diese Entspannung zeigte sich zuletzt auch in den Daten zur Industrieproduktion Chinas, im wieder steigenden Baltic Dry- Index (einem Frachtratenindex für die globale Schifffahrt), in weniger schlimmen Exporten Japans oder auch den kräftig gestiegenen regionalen US-Einkaufsmanagerindizes (New Yorker Empire State-Index, „Philly Fed“- Index). Eurolandspezifisch kommen hierzu noch die positiven Wirkungen aus den Abwrackprämien in Deutschland und Frankreich. Diese Effekte sind besonders gut am Bericht zum INSEE-Geschäftsklima abzulesen. Dessen Verbesserung kam ganz wesentlich durch die aufgehellte Stimmung in der Automobilbranche zustande.

3. Auch bemerkenswert ist der kräftige Anstieg der Geschäftserwartungen (für die nächsten zwölf Monate) der Dienstleister. Diese Verbesserung (des nicht saisonbereinigten Index) erfolgte entgegen der normalen Bewegung in einem April. Auch hier liegt der Index aber mit 53,6 Punkten noch sehr weit unter seinem Normalwert (Durchschnitt 1999 bis 2007: 66,4).

4. Mit den Indizes für Euroland wurden heute auch die nationalen Indikatoren für Deutschland und für Frankreich veröffentlicht. In beiden Ländern zeigten sowohl die Indikatoren für das verarbeitende Gewerbe als auch für die Dienstleister wieder klar nach oben. In Deutschland stieg der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes um 2,6 auf 35,0 Punkte, in Frankreich um 3,5 auf 40,0 Punkte. Bei den Dienstleistern kam es in Deutschland zu einer Verbesserung um 1,2 auf 43,5 Punkte, in Frankreich um 2,6 auf 46,2 Punkte.

5. Fazit: Die Einkaufsmanagerindizes notieren immer noch klar im Kontraktion signalisierenden Bereich. Sie nähren aber die Hoffnung, dass eine Normalisierung unterwegs und die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung noch dieses Jahr – zumindest temporär – beendet werden kann. Das laufende Quartal scheint zunächst das Quartal der Stabilisierung zu werden. (Wir erwarten hierfür allerdings nach wie vor insgesamt eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts, weil die positiven Effekte vom Auftragseingang noch zu schwach sind.) Die weitere Entwicklung steht im Spannungsfeld zwischen Impulsen der weltweit expansiven Geld- und Fiskalpolitik und voraussichtlichen Belastungen vom privaten Konsum, der unter der stark steigenden Arbeitslosigkeit ächzen dürfte.

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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