Kommentar
10:12 Uhr, 01.04.2008

Euro nach Test der Tops schwächer, Paulson stellt Regulierungsvorlage vor!

Euro nach Test der Tops schwächer, Paulson stellt Regulierungsvorlage vor!

Der Euro eröffnet heute bei 1.5685 (08.30 Uhr), nachdem gestern im europäischen Geschäft Höchstkurse bei 1.5896 markiert wurden. Der USD zeigt sich gegenüber dem JPY stabil und notiert aktuell bei 99.80. „Carry-Trades“ stehen unter leichtem Abwärtsdruck. EUR-JPY stellt sich auf 156.60 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5700.

Der gestrige Datenmix lieferte gestern mit verstärktem inflationären Druck aus der Eurozone eine wesentliche Steilvorlage für weitere Befestigungen des Euros und für USD-Schwäche:

• Die Geldmenge M-3 legte im Jahresvergleich um 11,3% nach zuvor 11,5% zu. Die Konsensusprognose war bei 11,4% angesiedelt. Das aktuelle Wachstum befindet sich jenseits jedweder Komfortzone der EZB.
• Laut erster Schätzung nahmen die Verbraucherpreise per März im Jahresvergleich um 3,5% zu. Analysten hatten mit einem Anstieg um 3,3% gerechnet.
• Das „Economic Sentiment“ per März sank in der Eurozone von 100,2 auf 99,6 Punkte. Die Prognose lag bei 100,0 Zählern.
• Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago verbesserte sich deutlicher als erwartet von 44,5 auf 48,2 Punkte. Marktbeobachter unterstellten eine Zunahme auf 46,0 Punkte. Losgelöst von der Konsensusprognose ergab sich damit im Raum Chicago laut Indexdefinition den zweiten Monat in Folge eine Kontraktion im verarbeitenden und produzierenden Bereich.

In der Folge konnten die Tageshöchstkurse bei 1.5896 erreicht werden. Dort ergab sich offensichtlich wesentlicher Widerstand welcher Couleur auch immer, der zu Gewinnmitnahmen ermunterte. Das galt übrigens auch für Gold und Silber. Der USD hat schon so seine Attraktivität …

Finanzminister Pauslon hat eine Vorlage für Reformen der Regulierung der Finanzmärkte und Finanzmarktteilnehmer vorgestellt. Das aktuelle System der Regulierung der Banken, Broker und Versicherungen sei nicht länger zeitgemäß. Nach diesen Plänen wird die Rolle der Fed in der Aufsicht über den Bankenbereich hinaus gestärkt. Nach Ansicht Paulsons sei es wichtig, Strukturen zu entwickeln, die einen effektiveren Umgang mit Marktstörungen erlauben.
Es ist schon erstaunlich, dass gerade die Fed verstärkt in den Mittelpunkt der Aufsicht auch von Nichtbanken rücken soll. Hat sich nicht gerade die Fed wesentlichen Regulierungen, beispielsweise im Bereich der Derivate entgegen gestellt? War nicht die Politik der Fed wesentlich für die Blasenbildung in der US-Wirtschaft verantwortlich?
Darüber hinaus ergeben sich ordnungspolitische Fragen, die auch in den USA konträr diskutiert werden. Die Fed ist keine Körperschaft öffentlichen Rechts vergleichbar zur Bundesbank, sondern die 12 regionalen Filialen der Fed haben Privatbanken als Eigentümer. Mithin ist bei dem Thema Aufsicht die Frage zulässig, wie eine Institution, die schlussendlich privaten Banken gehört nicht nur private Banken, sondern zukünftig auch noch andere Finanzintermediäre ohne Interessenkonflikt beaufsichtigen kann.
Ist nicht gerade diese Konstruktion der US-Fed eine Ursache für den Mangel an Regulierung im Finanzsektor und für die „Bail-Out“ Politik der vergangenen Jahre?

Heute stehen erneut diverse Daten zur Veröffentlichung an. Wir verweisen auf die unten angeführte Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich nach dem Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.5640-70 ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5620-50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Bremer Landesbank

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