Kommentar
09:39 Uhr, 24.04.2008

Euro kann Niveau bei 1.60 nicht halten -

Konsolidierung oder Anzeichen einer Wende?

Der Euro eröffnet heute bei 1.5850, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.5834 markiert wurden. Trotz dem Erreichen neuer historischer Höchstkurse in dieser Woche ergab sich daraus keine verstärkte Aufwärtsdynamik für den Euro. Dieser Umstand muss als Enttäuschung interpretiert werden. Konsolidierung ist fraglos eine zulässige Interpretationsvariante. Ebenso ergibt sich die Möglichkeit, diese ausbleibende Dynamik als Anzeichen einer Erschöpfung und damit einer zunächst temporären Wende zu Lasten des Euros zu interpretieren. Diesbezüglich kommt dem von uns im Fazit des Reports thematisierten Unterstützungsniveau bei 1.5820 – 50 wesentliche Bedeutung zu.
Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 103.65. „Carry-Trades“ erfreuen sich unverändert erhöhter Beliebtheit. EUR-JPY stellt sich auf 164.40 und EUR-CHF oszilliert bei 1.6140.

Die Veröffentlichungen aus der Eurozone waren nicht verantwortlich für die Abschwächung des Euros gegenüber dem USD:

• Der Auftragseingang der Industrie per Februar erhöhte sich um 0,6% im Monatsvergleich. Erwartet war ein unverändertes Ergebnis. Gleichzeitig ist der Vormonatswert von +2,0% auf +2,2% angepasst worden. Damit stellte sich der Zuwachs im Jahresvergleich auf 9,9% nach zuvor 7,1%. Die Freude über die Daten wird lediglich gedämpft durch den Mangel an zeitlicher Nähe. Seit Februar haben sich die Bedingungen sowohl am Währungsmarkt als am Rohstoffmarkt markant zugespitzt, die eine Fortsetzung obiger Tendenz gefährden.

• Die ersten „Flash-Schätzungen der Einkaufsmanagerindices der Eurozone per April lieferten überwiegend unterstützende Signale. Das galt jedoch nicht für den produzierenden Sektor (Verweis auf Auftragsentwicklung). Hier ergab sich eine nicht erwartete Abschwächung von 52,0 auf 50,8 Punkte. Analysten hatten einen Wert von 51,6 prognostiziert. Der aktuelle Wert nähert sich damit dem kritischen Niveau von 50 Punkten, das zwischen Expansion und Kontraktion differenziert. Der Dienstleistungsindex setzte positive Signale mit einem Anstieg von 51,6 auf 51,8 Zähler (Prognose 51,4 Punkte). Der „Composite Index“ verbesserte sich von 51,8 auf 51,9 Punkte und war damit marginal höher als in der Konsensusprognose mit 51,8 Zählern unterstellt.

Heute steht der deutsche IFO-Index per April zunächst im Mittelpunkt des Interesses. Die Konsensusprognose ist bei 104,3 nach zuvor 104,8 Punkten angesiedelt. In den letzten drei Monaten kam es kontinuierlich zu positiven Überraschungen bei dieser Veröffentlichung. Das kann auch heute nicht ausgeschlossen werden. Deutsche Unternehmen haben offensichtlich in ihrer durch Individualität geprägten Produktpalette in einer Durchschnittsbetrachtung mehr Erfolg als die europäischen und übrigen Mitbewerber. Mithin ist trotz des deutlichen und unerwarteten Rückgangs des Einkaufsmanagerindex in der „Flash-Schätzung“ Raum für positive Überraschungen bezüglich der Konsensusprognose gegeben.

Aus den USA folgt der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter per April. Nachdem Rückgang um 1,1% im Vormonat erwarten Marktbeobachter Stabilität auf dem ermäßigtem Niveau mit einem unveränderten Monatsergebnis.
Die Arbeitslosenerstanträge sollen in der Berichtswoche von zuvor 372.000 auf 375.000 ansteigen. Eine derartige Veränderung ist markttechnisch irrelevant.
Wesentliche Bedeutung kommt dem Absatz neuer Immobilien per März zu. Analysten prognostizieren auf annualisierter Basis einen Rückgang auf 580.000 nach zuvor 590.000 Objekten. Der beigefügte Chart drückt die Dynamik der Entwicklung nachhaltig aus.

© Moody’s Economy.com

Den Abschluss des Datenreigens macht der Kansas City Fed Manufacturing Index per April. Im Vormonat stellte sich der Produktionsindex auf -5 Punkte. Konsensusprognosen sind hier nicht erhältlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.5820 – 50 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

Folker Hellmeyer

Chefanalyst der Bremer Landesbank

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