Euro in Seitwärtsbewegung - EZB rasselt mit dem Säbel …
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Der Euro eröffnet heute bei 1.5860 (07.45 Uhr), nachdem gestern im europäischen Geschäft Höchstkurse bei 1.5947 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 103.05. „Carry-Trades“ bewegen sich weiter auf erhöhtem Niveau, aber unterhalb der jüngst markierten Höchststände der aktuellen Aufwärtsbewegung. Der Euro stellt sich gegenüber dem JPY auf 163.45 und der Euro oszilliert gegenüber dem CHF bei 1.6035.
Laut EZB Direktoriumsmitglied Mersch muss sich die EZB jeden Monat erneut fragen, ob eine Zinserhöhung notwendig sei, um die Inflation zu kontrollieren. Es sei immer offensichtlicher, dass die Inflationsprojektionen nach oben angepasst werden müssten, während die Wachstumsprognosen des IWF für die Eurozone zu pessimistisch seien. Er widersprach der Ansicht, dass der hohe Euro und die Verwerfungen am Geldmarkt faktisch Zinserhöhungen der EZB gleichkämen.
Fraglos ist die EZB eine der letzten wesentlichen unabhängigen Zentralbanken. Das ist für die Eurozone ein Glücksfall und bedingt unter anderem die aktuelle Stabilität der Eurozone im Gegensatz zu den Situationen in den USA, Japan oder auch Großbritannien. Dort sind die Zentralbanken vor allen Dingen auf dem Papier frei.
Dieser Status befreit die EZB selbstredend nicht vor begründeter Kritik.. Der andauernde Anstieg des Euros als auch die andauernden Verwerfungen am Geldmarkt haben sehr wohl zu größten Teilen Wirkungen, die mit Zinserhöhungen der EZB vergleichbar sind. Fakt ist, dass Unternehmen als auch private Haushalte sich diesen preislichen Realitäten zu stellen haben und sich die preislichen Veränderungen in der Profitabilität niederschlagen und damit das zukünftige Wirken, beispielsweise hinsichtlich Investitionstätigkeit, beeinflussen. Darüber hinaus sind die Preistreiber im Rohstoffsektor exogener Natur. Die EZB-Zinspolitik kann an diesen Strukturbrüchen nichts ausrichten.
Wird der Preis des Geldes durch die EZB in der jetzigen Phase markant erhöht, erhöht sich der finanzielle Druck bei den verschuldeten privaten Haushalten, der erhöhte Lohnforderungen implizit verstärkt, um das aktuelle Niveau der Lebensführung zu gewährleisten. Gerade der Blick auf die Kernrate belegt, dass Zweitrundeneffekte bisher ausgeblieben sind. „Food for thought“ für das Direktorium der EZB!
Der „Chicago Fed National Activity Index“ stieg per März von zuvor -1,28 auf -0,78 Punkte. Der aussagefähigere Dreimonatsdurchschnitt sank von -0,92 auf -0,86 Punkte. Werte unterhalb von -0,70 Punkten beschreiben ein erhöhtes Rezessionsrisiko. Genau dieses Szenario dominiert laut diesem Index seit Dezember 2007.
© Moody’s Economy.com
Heute stehen Daten aus den USA im Mittelpunkt des Interesses. Der Absatz genutzter Immobilien per März wird sich besonderer Aufmerksamkeit erfreuen. Analysten unterstellen einen Rückgang von 5,03 Mio. auf 4,92 Mio. Einheiten. Der beigefügte Chart belegt, dass keine Trendwende erkennbar ist.
© Moody’s Economy.com
Der Richmond Fed Manufacturing Survey verzeichnete per März einen signifikanten Anstieg von -5 auf +6 Punkte. Die Subindices spiegelten diese Entwicklung umfänglich. Hinsichtlich der verfügbaren Daten aus den USA ist eine Gegenbewegung zu diesem Anstieg wahrscheinlich. Die US-Daten werden voraussichtlich nicht geeignet sein, dem USD nachhaltige Unterstützung zu verleihen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das in der Parität EUR-USD eine neutrale Haltung favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.5700 – 30 eröffnet Abwärtsspielraum. Erst ein nachhaltiges Überwinden der bisherigen Höchstmarke bei 1.5983 dreht den Bias des Euros erneut auf positiv.
Viel Erfolg!
Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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