Euro im „Roller Coaster“ – IFO-Index ernüchternd mit Katalysatorfunktion!
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Der Euro eröffnet gegenüber dem USD heute morgen bei 1.4710, nachdem gestern im Zuge der Veröffentlichung eines ernüchternden IFO-Index Tiefstkurse bei 1.4572 markiert wurden. Damit wurde der positive Bias des Euros kurzfristig neutralisiert, um mit dem Überwinden des Widerstands bei 1.4700 im asiatischen Handel erneut auf positiv zu drehen. Ergo handelte es sich gestern um einen „False Break“ und der Kursverlauf ähnelt einer Fahrt auf dem „Roller Coaster“.
Der USD stellt sich heute morgen gegenüber dem JPY auf 109.15. „Carry-Trades“ haben an Boden verloren. EUR-JPY notiert bei 160.45, während EUR-CHF bei 1.6115 oszilliert.
Der deutsche IFO-Index per August lieferte eine herbe Enttäuschung und muss in der Folge als ernüchternd tituliert werden. Hintergrund der aktuellen Entwicklung sind nachlassende Binnennachfrage als auch rückläufiges Exportwachstum bedingt durch die homogene globale Konjunkturentschleunigung.
Der Index sank nicht wie laut Konsensusprognose erwartet von 97,5 auf 97,1 Punkte, sondern er brach auf 94,8 Punkte ein. Damit ergibt sich in den letzten beiden Monaten mit einem Rückgang von 101,2 auf 94,8 Punkte eine nachhaltige Verschärfung im Abwärtstrend. In der Phase Januar bis Juni 2008 stellte sich lediglich ein Rückgang von 103,4 auf 101,2 Zähler ein. Zwischenzeitlich wurde sogar per März ein Höchstwert bei 104,7 Punkten markiert.
Im Berichtsmonat August sank die Bewertung der aktuellen Lage von 105,6 auf 103,2 Punkte. Die Geschäftserwartungskomponente ging von 89,9 auf 87,0 Punkte zurück.
Der beigefügte Chart unterstreicht den Aspekt der abrupten Konjunkturentschleunigung in Deutschland.
© Moody’s Economy.com
Die Datenphalanx aus den USA lieferte ein ambivalentes Bild, das in der Gesamtheit nicht überzeugen konnte:
• Laut dem „S&P/Case-Shiller Home Price Indices“ sanken die Wohnimmobilienpreise per Juni im Monatsvergleich um 0,6% (10 Städte), respektive um 0,5% (20 Städte). Im Jahresvergleich entsprach das Rückgängen um 17,0% (10 Städte) und 15,9% (20 Städte). Ergo ist hier eine Entspannung nicht absehbar.
© Moody’s Economy.com
• Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ setzte per August positive Akzente für den USD mit einem Anstieg von 51,9 auf 56,9 Punkte. Analysten unterstellten einen Anstieg auf 53,0 Punkte. Das aktuelle Niveau des „ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index“ nivelliert die Aussage dieses notorisch volatilen Index.
• Der „Richmond Fed Manufacturing Survey“ per August verharrte bei -16 Punkten. Der Auslieferungsindex verbesserte sich von -23 auf -13 Punkte. Dagegen sank der Auftragsindex von -17 auf -22 Punkte.
• Der Absatz neuer Immobilien per Juli war eine herbe Enttäuschung auf ganzer Linie. Das gilt insbesondere für die Revisionen. Auf annualisierter Basis wurden per Juli 515.000 Objekte abgesetzt. Erwartet war ein Wert von 530.000 Objekten. Der Vormonatswert wurde von 530.000 auf 503.000 revidiert. Darüber hinaus wurden die Daten des 2. Quartals revidiert. Der Rückgang auf Jahresbasis stellt sich nun nicht mehr auf -17%, sondern auf markante -26%!
© Moody’s Economy.com
Heute stehen die US-Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter per Juli auf der Agenda. Marktbeobachter erwarten, dass es im Monatsvergleich zu einem unveränderten Ergebnis kommen wird. Wir werden morgen dezidiert Stellung nehmen und bieten als Appetithäppchen den Langfristchart dieser Datenreihe, die für hohe Volatilität bekannt ist.
© Moody’s Economy.com
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Gestern wurde das Unterstützungsniveau bei 1.4670 – 1.4700 unterschritten und der positive Bias des Euros zunächst neutralisiert. Tiefstkurse wurden in der Folge bei 1.4572 erreicht. Mit dem erneuten Überwinden des Widerstands bei 1.4700 dreht der Bias wieder zu Gunsten des Euros. Erst ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4550 – 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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