Kommentar
15:40 Uhr, 04.08.2008

EUR/USD- Wie geht es weiter?

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Neues Allzeithoch in weiter Ferne Trends setzen sich am Devisenmarkt solange fort, wie an sonst keinem anderen Markt. Nirgendwo ist ein Handeln in Richtung des übergeordneten Trends erfolgreicher, wie die historische Zeitreihe bei EUR/USD eindrucksvoll beweist. Vom 31.12.2001 bis zum 31.07.2008 legte EUR/USD insgesamt um gut 75% zu. Von den sieben Jahren endeten gleich sechs im Plus, vier davon sogar zweistellig. Richtungswechsel im langfristigen Trend des meist gehandelten Währungspaares sind sehr selten. Das Risiko, auf der falschen Marktseite positioniert zu sein, ist am Devisenmarkt damit viel geringer als am Aktienmarkt. Nirgendwo trifft die charttechnische Regel: „The Trend is your Friend“ mehr zu als im Forexbereich.

Wie aber steht es nun um den aktuellen langfristigen Aufwärtstrend von EUR/USD, der das Währungspaar am 15. Juli auf den bisherigen Rekordstand von 1,6037 nach oben getrieben hat? Seit Erreichen des neuen Allzeithochs neigte das Währungspaar deutlich zur Schwäche und hat im Tief über 500 Pips verloren. Am 30. Juli wurde ein Tiefststand von 1,5519 verzeichnet.

Damit mehren sich nun die Anzeichen, dass sich der Ausbruch aus der mehrmonatigen Seitwärtsrange nach oben als Bullenfalle erweisen könnte. EUR/USD erreichte Mitte Juli sein Allzeithoch von 1,6037 und hatte sich zuvor nach Erreichen der alten Rekordmarke von 1,6019 rund zwei Monate in einer Seitwärtsrange zwischen etwa 1,5300 und 1,5900 bewegt. Diese Range wurde zwar mit dem neuen Allzeithoch nach oben hin aufgelöst, insgesamt blieb die Aufwärtsdynamik nach Verlassen der Handelsspanne aber enttäuschend, so dass ein baldiger Kursrücksetzer einsetzte. Auch der Ausbildung des ersten Allzeithochs war bereits eine scharfe Korrektur gefolgt.

Hatte der Chart von EUR/USD mit dem neuen Allzeithoch wieder stark bullische Züge angenommen, so ist dies bereits wieder Geschichte. Ein Wochenschlusskurs oberhalb der 1,60er-Marke hätte aufgrund der Spanne der vorherigen Konsolidierungsformation ein Kursziel von rund 1,6600 generiert. Hierzu kam es aber nicht. Trotz schwacher US-Wachstumserwartungen sowie der anhaltenden Finanzmarktkrise zeigte sich der Greenback überraschend robust, weshalb der Fokus nun wieder auf der Unterseite liegt.

Startpunkt für die zwischenzeitliche Rallye des Greenback waren optimistische Aussagen von Fed-Gouverneur Charles Plosser, der forderte, die US-Leitzinsen anzuheben, bevor sich der Arbeitsmarkt wieder belebt und der Finanzmarkt beruhigt habe. Abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung sollten Zinserhöhungen besser früher als später vorgenommen werden, so Plosser weiter, da die US-Inflation schon jetzt zu hoch und die Preisstabilität nicht mehr gewährleistet sei. Ein weiterer Anstieg der Inflationserwartungen müsse verhindert werden, und deshalb sei es notwendig, den Worten der US-Notenbanker auch Taten folgen zu lassen, betonte der Fed-Präsident von Philadelphia.

Den zinsbullischen Worten Plossers folgte eine ganze Reihe von besser als erwartet ausgefallenen US-Daten, die den Kursrücksetzer von EUR/USD weiter beschleunigte. So präsentierten sich die US-Auftragseingänge langlebiger Güter im Juni überraschend stark und legten um 0,8% zu, obwohl die Konsensschätzung mit einem Minus von 0,3% kalkuliert hatte. Der Michigan Sentiment Index für Juli hat sich klar verbessert und auf 61,2 Punkte zugelegt, während Analysten eine leichte Abwärtsrevision auf 56,4 Zähler erwartet hatten. In der vorläufigen Veröffentlichung hatte der Index noch bei 56,6 Punkten gelegen. Auch das US-Verbrauchervertrauen für Juli überraschte mit einem Anstieg auf 51,9 Punkte positiv, da es klar oberhalb der im Konsens erwarteten 50,0 Zähler lag. Hier wurde der erwartete Rückfall auf ein neues Sechzehnjahrestief vermieden. Über den Prognosen lag auch der US-Arbeitsmarktbericht für Juli, der nur von einem Stellenabbau von 51.000 anstatt der erwarteten -75.000 berichtete. Zugleich wurde der Vormonatswert von -62.000 auf -51.000 nach oben korrigiert.

Die Kombination zinsbullischer Kommentare und unerwartet guter Wirtschaftsdaten ließ EUR/USD bis in Sichtweite der 1,55er-Marke zurückfallen. Die charttechnischen Aussichten für EUR/USD haben sich damit erheblich eingetrübt. Bei rund 1,5300 liegen nun wichtige Verlaufstiefs. Darunter befindet sich die nächste wichtige Unterstützungsmarke erst bei rund 1,5000, knapp über dem ehemaligen Allzeithoch von November 2007. Ein Unterschreiten der 1,5300 auf Wochenschlusskursbasis dürfte das endgültige Ende des EUR/USD-Haussetrends besiegeln. Die Hoffnung auf neue Allzeithochs wäre dann Geschichte, vielmehr wären schnelle Kursverluste bis zur 1,50er-Marke zu erwarten.

Der längerfristige Zinsausblick spricht ebenfalls dafür, dass EUR/USD tendenziell den Weg gen Süden antreten wird. Die US-Notenbank wird unmittelbar nach den US-Präsidentschaftswahlen im November, spätestens aber Anfang 2009 mit Leitzinserhöhungen beginnen. Die EZB dagegen dürfte im kommenden Jahr infolge der zuletzt schwächer werdenden Wirtschaftsdaten zu einer geldpolitischen Lockerung gezwungen sein. Die Zinsschere zwischen den USA und dem Euroraum wird sich damit wieder zugunsten des US-Dollar schließen, der Zinsvorsprung des Euro dahinschmelzen. Mittelfristig steht die Abwertung des US-Dollar vor dem Ende. Nachdem im EUR/USD-Wechselkurs eine mögliche US-Rezession bereits vollständig eingepreist war, dürfte nun ein baldiger Fall unter die Unterseite der aktuellen Seitwärts-Handelsspanne einen langfristigen Trendwechsel einläuten, der bis zum Jahresende zu Abgaben bis 1,5000 führen wird. Ein neuerlicher Angriff von EUR/USD auf die 1,60er-Marke ist hingegen nicht mehr zu erwarten.

Volker Zenk FXresearch

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