Kommentar
09:00 Uhr, 16.10.2007

EUR-USD startet mit Rekordhoch in den Oktober

Erwähnte Instrumente

Am 30. September notierte der Euro gegenüber dem USDollar erstmals über 1,428 EUR-USD. Dies ist der vorläufige Höhepunkt der seit Mitte August anhaltenden Aufwärtsentwicklung. Ausschlaggebend hierfür war der Kurswechsel der US-Notenbank zu einer lockeren Geldpolitik vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Spannungen an den Geld- und Kreditmärkten. Zunächst hatte die US-Notenbank am 17. August überraschend ihren Diskontsatz gesenkt. Auf der Sitzung am 18. September wurde dann unerwartet stark die Federal Funds Rate gesenkt. Demgegenüber hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf ihren Sitzungen im September und Oktober unverändert gelassen und auch keine Zinssenkung in Aussicht gestellt.

Im Austauschverhältnis des Euro zum Yen gab es seit August wesentlich stärkere Bewegungen. Nachdem der Euro im Juli noch ein Rekordhoch gegenüber dem Yen von 168 EUR-JPY erreicht hatte, kam es - unterstützt durch die Auflösung von „Carry-Trades“ - zwischenzeitlich zu einer Abwertung um mehr als 10 %. Die in den letzten Wochen eingesetzte Beruhigung an den Geld- und Kreditmärkten führte zu einer erneuten Stärkung des Euro gegenüber dem Yen, der mit 165 EUR-JPY wieder in der Nähe seines Rekordhochs notiert.

Konjunktur/Inflation: Industrie überrascht positiv

Die realwirtschaftliche Entwicklung in Euroland bleibt robust. Die Arbeitslosenquote liegt mit 6,9 % im August auf dem niedrigsten Stand seit 1993. Die Industrieproduktion ist im Juli gut in das dritte Quartal gestartet und auch die bereits deutlich besser als erwarteten Zahlen zur Industrieproduktion im August aus Frankreich und Deutschland deuten auf ein kräftiges BIP-Wachstum im dritten Quartal hin. Getrübt wird der realwirtschaftliche Ausblick etwas vom Economic Sentiment in Euroland, das im September von 109,9 auf 107,7 gefallen ist, sich aber nach wie vor auf einem hohen Niveau befindet. Die Verbraucherpreise sind nach dem vorläufigen Ergebnis im September um 2,1 % yoy gestiegen und lagen damit oberhalb des von der EZB angestrebten mittelfristigen Zielbereichs.

EZB: Trichet sieht Aufwärtsrisiken für Inflation

Die EZB hat erwartungsgemäß im Oktober ihren Leitzins bei 4,0 % belassen. Im Statement zum Zinsentscheid betonte der EZB-Rat die vorhandenen Aufwärtsrisiken für die Inflation und die nach wie vor guten Aussichten für die realwirtschaftliche Aktivität. Vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten geht die EZB aber von einer erhöhten Unsicherheit ihrer Inflations- und Konjunkturprognosen aus. Für eine Bewertung der realwirtschaftlichen Folgen der Finanzkrise ist es aber aus Sicht der EZB noch zu früh. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus der EZB noch nicht beendet ist und die Leitzinsen im März 2008 um 25 Basispunkte auf dann 4,25 % erhöht werden.

Finanzmärkte: Spekulanten setzen verstärkt auf Euro

Die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange haben in den letzten Wochen ihre Netto-Longpositionen in Euro weiter ausgebaut und damit zum Auftrieb des Euro beigetragen. Die mittlerweile wieder hohe Longpositionierung stellt ein Belastungspotenzial für den Euro dar, das auch kurzfristig den Euro unter Druck bringen kann.

Prognose

Die geldpolitischen Entwicklungen in den USA und in Euroland deuten auch für die nächsten Monate auf eine anhaltende Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar hin. Die sich abzeichnende geringer als erwartete Beeinträchtigung der US-Wirtschaft durch die Hypothekenkrise bremst aber den Aufwärtstrend des Euro und dürfte über die nächsten zwölf Monate den Euro gegenüber dem US-Dollar auf 1,35 EUR-USD abwerten lassen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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