ETF fast zum Nulltarif
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München (BoerseGo.de) – Der ETF-Anbieter db x-trackers erlässt für ein Produkt die Verwaltungsgebühren und ist damit bisher der einzige Emittent. Wie db x-trackers mitteilte, werden die Verwaltungsgebühren für x-trackers DJ Euro Stoxx 50 ETF am 20. Juli von derzeit 0,15 auf 0 Prozent abgesenkt. „Das ist kein Preiskampf“, wie Thorsten Michalik, Head of db x-trackers, auf einer Pressekonferenz in München betont. Andernfalls würde der ETF-Anbieter die jährlich anfallende Gebühr auch für andere Produkte auf null setzen. Experten sehen das Vorgehen jedoch kritisch. Die Transparenz, einer der großen Pluspunkte von ETFs, könnte durch solche Aktionen verloren gehen, warnen Kritiker.
Warum die Verwaltungsgebühr für den x-trackers DJ Euro Stoxx 50 ETF gleich null ist
Dass db x-trackers sowohl den thesaurierenden x-trackers DJ Euro Stoxx 50 ETF (ISIN: LU0380865021) als auch das ausschüttende Pendant (ISIN: LU0274211217) mehr oder weniger zum Nulltarif anbieten kann, liegt an der Struktur und der europaweiten Präsenz des Mutterschiffs. „Da die Handelsbücher der Deutschen Bank nicht nur in Deutschland liegen, können große Teile oder sogar die ganze Quellensteuer zurückverlangt werden“, erläutert Michalik. Das bedeutet: Die Deutsche Bank wird in den meisten europäischen Ländern wie ein Inländer beim Aktienkauf behandelt – und das hat steuerliche Vorteile: Teile oder auch die gesamte Quellensteuer, die auf Dividenden fällig wird, wird zurückerstattet – und das fließt in die Wertentwicklung des ETFs. Das ist auch der Grund, weshalb db x-trackers zum Beispiel nicht bei einem ETF auf den MSCI World die Verwaltungsgebühr verzichtet. Hier gibt es diese Steuervorteile nicht. Denn dafür müsste die Deutsche Bank größer sein und auf der ganzen Welt einen Inländer-Status haben.
Wie die Gebühr umgeschichtet wird
Was nun geschieht, um die Verwaltungsgebühr auf null zu setzen, ist eigentlich nicht mehr als eine Kostenumverteilung. Nach Angaben von Michalik machte dieser Steuervorteil beim x-trackers DJ Euro Stoxx 50 ETFim vergangenen Jahr 60 Basispunkte (0,60 Prozent) aus. Dieses Plus, das quasi durch die Steuerrückerstattungen europäischer Finanzämter ermöglicht wurde, kam den Anlegern komplett zu Gute, weil es in die Wertentwicklung des ETFs einfloss. Sollte die Rückzahlung aus den europäischen Quellensteuern im nächsten Jahr genauso hoch ausfallen, werden künftig von diesen 60 Basispunkte die 15 Basispunkte, die der Verwaltungsgebühr entsprechen einfach abgezogen, so dass der Überschuss bei lediglich 45 Basispunkten liegt. Entspricht der Steuerüberschuss 50 Basispunkten, liegt die Outperformance bei 35 Basispunkten. Die Kosten für die Gebühren werden also von der Wertentwicklung des ETFs abgezogen. Sollten die Rückerstattungen aus der Quellensteuer einmal weniger als 15 Basispunkte ausmachen, zahlt der Emittent drauf. „Die Kosten liegen dann bei uns“, sagt Michalik. Ein weiterer Faktor für die 0-Prozent-Gebühr ist die Struktur, die bei db x-trackers bei allen ETFs auf einem zehnprozentigen Swap-Anteil, also in diesem Fall eine Wertpapierleihe, basiert. Bei Wertpapierleihen werden Aktien an einem Kontrahenten gegen eine Gebühr ausgeliehen. „Nur swap-basierte ETFs können den Index outperformen“, betont Michalik. Denn es sei deutlich schwerer, einen Index nur mit Aktien nachzubilden. Und eine Outperformance, also ein besseres Abschneiden als die Benchmark, ist notwendig, damit der Emittent die Kosten wieder reinholen kann.
Kritikpunkte Transparenz und Kontrahentenrisiko
Branchenkenner werten den Nulltarif als Werbemaßnahme und sehen damit einen Produktvorteil als bedroht an. „Kosten entstehen nun einmal und müssen bezahlt werden“, sagt ein Experte. „Es ist die Frage, ob Erträge, die aus der Konstruktion heraus entstehen, zur Kostenkompensierung bei so transparenten Produkten wie ETFs sinnvoll sind.“ Nachahmerprodukte wird es vorerst wahrscheinlich nicht geben. Wie eine Sprecherin von Lyxor Asset Management auf Nachfrage sagte, ist nicht angedacht, bei Lyxor-ETFs die Verwaltungsgebühren zu erlassen. Das liege auch daran, dass dies durch Wertpapieranleihen ermöglicht werde. „Wir machen keine Wertpapieranleihen, weil dadurch das Kontrahentenrisiko erhöht wird“, erläutert sie. Das Kontrahentenrisiko ein Thema ist, ist db x-trackers bewusst. „Seit dem Lehman-Kollaps stoßen sich die Leute an dem Wort Swap“, sagt Michalik. „Wir wollen, dass diese Diskussion aufhört.“ Deswegen seien die Swaps zu durchschnittlich 120 Prozent und mindestens 108 Prozent überbesichert. Das bedeutet, dass bei Aktien-, Devisen und Rohstoff-ETFs die Swaps mit Wertpapieren hinterlegt werden. Diese Wertpapiere dienen als Sicherheit, falls der Kontrahent, in diesem Fall die Deutsche Bank, insolvent geht. Derzeit sind 68 Produkte von db x-trackers zusätzlich besichert. Wie Michalik betont, gibt es bei den anderen ETFs, denen der zweiten Generation, grundsätzlich eine 90prozentige Garantie. Denn nach Investmentgesetz dürfe der Swap-Anteil nicht höher als zehn Prozent sein.
Dass der ETF-Markt hart umkämpft ist, ergibt sich aus den Schätzungen von db x-trackers. „Wir gehen davon aus, dass es bis zum Ende dieses Jahre in Europa 760 ETFs mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 130 Milliarden Euro geben wird“, sagt Michalik. Ende nächsten Jahres würden es wahrscheinlich 1.000 mit einem Gesamtvolumen von 175 Milliarden Euro sein.
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