Kommentar
16:52 Uhr, 10.05.2007

Erneuerbare Energien: Zertifikate öffnen Tür und Tor

Erwähnte Instrumente

Mit Anlagezertifikaten haben Anleger schnell und einfach die Möglichkeit, in den Sektor für erneuerbare Energien (EE) zu investieren. Dieser Trend zu regenerativen und biogenen Energieträgern und Kraftstoffen ist angesichts des Klimawandels und der immer weiter steigenden Öl- und Gaspreise in den letzten Monaten immer weiter in den Fokus der Politik gerückt. Sie investiert kräftigt in natürliche Energie aus Wind, Sonne und Wasserkraft und fördert die Nutzung von biogenen Kraftstoffen wie Bioethanol oder Biodiesel. Wir möchten Ihnen in diesem Artikel die unserer Meinung interessantesten Zertifikate in diesem Bereich vorstellen und Ihnen zeigen, wie Sie am besten in diesem Sektor investieren können.

Alles auf einmal von der ABN AMRO

Will man breit gestreut in den Sektor EE investieren, bieten die Emittenten verschiedene Indizes an, die aus Aktien der Unternehmen in diesem Sektor zusammengestellt wurden. Eines davon ist ein Open-End-Zertifikat auf den S&P Custom/ABN Amro-Renewable-Energy-Index; mit dem Alternative-Energy-Zertifikat (ISIN: NL0000048346) von ABN AMRO können Anleger auf diesen Index setzen. Die Indexanbieter Standard & Poors und ABN AMRO suchen für diesen Index jedes Jahr von neuem die zehn interessantesten Unternehmen aus den Sektoren Wasserkraft, Solar-, Bio- und Windenergie, Brennstoffzellen sowie Erdwärme. Die Gesellschaften, die in den Index aufgenommen werden, müssen mindestens eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen US-Dollar aufweisen und 60 Prozent ihres Umsatzes mit erneuerbaren Energien erzielen. Zurzeit sind in diesem Index die beiden Solarfirmen Solarworld und Conergy, zwei Unternehmen je aus dem Wind- bzw. Wasserkraftsektor sowie vier US-Brennstoffzellenhersteller enthalten. Seit Jahresbeginn stieg der Wert des Zertifikats um rund 23% an.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Performance seit Jahresbeginn

Spread

S&P Custom/ABN Amro-Renewable-Energy-Index

ABN AMRO

NL0000048346

23%

0,99%

Biokraftstoffe: Investieren in Mais, Zucker, Raps und Sojaöl

Die UBS setzt mit einem Open-End-Zertifikat (ISIN CH0024987957) auf den UBS Diapason Global Biofuel Index ausschließlich auf die Futures derjenigen Rohstoffe, die für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet werden. Der Aufbau ist recht einfach: 30% Mais, rund 33% Zucker, 13,8% Weizen, 7,1% Raps und 6,8% Sojaöl – sowie weitere Getreidesorten. Hier enthalten sind also keine Aktien der Unternehmen, die mit Biokraftstoffen ihr Geld verdienen, sondern hier gibt es die Möglichkeit, direkt an der Preisentwicklung der Getreiderohstoffe zu partizipieren, die für die Herstellung der Biokraftstoffe vorwiegend verwendet werden. Die Idee der UBS und des Beraters Diapason Commodities ist zwar gut. Im aktuellen Umfeld fallender Zucker- und Maispreise muss man mit einem Investment aber vorsichtig sein. Bei Zucker ist in diesem und wohl auch im nächsten Jahr mit einem merklichen Überangebot auf dem Weltmarkt zu rechnen. Bei Mais werden die Anbauflächen in diesem Jahr deutlich ausgeweitet. Beide Getreide, die zusammen mit als 60% des UBS Diapason Global Biofuel Index ausmachen, könnten also weiter fallen. Das Zertifikat ist daher aus unserer Sicht erst nach einer Bodenbildung bei Mais und Zucker interessant. Zuvor sollte es gemieden werden. Die schwache Tendenz der Mais- und Zuckerpreise spiegelt sich auch in der Preisentwicklung des Zertifikats seit Jahresbeginn wider: Es fiel seither um 16%.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Performance seit Jahresbeginn

Spread

UBS Diapason Global Biofuel Index

UBS

CH0024987957

16%

1,98%

Biokraftstoffe: Aktienseite attraktiver

Des einen Leid ist des anderen Freud. Wenn die Preise für Rohstoffe wie Mais und Zucker fallen, fallen auch die Kosten der Unternehmen, die aus diesen Rohstoffen Ethanol oder Biodiesel herstellen. Die Folge sind steigende Margen und steigende Gewinne! Einen guten Ansatz verfolgt unserer Meinung die HSBC Trinkaus mit dem Biokraftstoff-Basket-Zertifikat (ISIN DE000TB0D2B3). Es basiert auf 13 Aktien aus dem Bereich Biokraftstoffe. Analysten sehen allein für Biodiesel jährliche Wachstumsraten bis 2011 von bis zu 26 Prozent. Noch bewegt sich der Anteil der Biokraftstoffe am gesamten Kraftstoffmarkt unterhalb der 1-Prozentgrenze. Wenn hier nun fallende Inputpreise auf hohes Absatzwachstum treffen, stehen die Chancen auf hohe Gewinne und steigende Aktienkurse gut. Doch es geht nicht nur um Biodiesel, sondern auch um Bioethanol. Während in Brasilien schon mehr als die Hälfte der Autos Ethanol tanken, steckt die Ethanolindustrie in Europa und den USA noch in den Kinderschuhen. Hier werden erst jetzt neue Brennereien und die Infrastruktur für Ethanol als Treibstoff aufgebaut. Doch es gibt bereits Erfolgsmeldungen. In Großstädten wie Berlin fahren bereits Taxis mit Ethanol und die Zahl der Tankstellen, die den alternativen Alkoholtreibstoff anbieten, wächst ständig weiter an. Auch die Politik hilft nach. Die EU will Biokraftstoffe mit Subventionen vor allem durch die EU-Kraftstoffrichtlinie fördern. Der Bioanteil in Kraftstoffen soll von rund 2 Prozent heute auf 5,75 Prozent in 2010 angehoben werden. Das Biokraftstoff-Basket-Zertifikat von HSBC Trinkaus stieg seit Jahresbeginn um 2,7%.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Performance seit Jahresbeginn

Spread

Biokraftstoff-Basket

HSBC Trinkaus

DE000TB0D2B3

2,7%

1%

Nachhaltigkeit: Gesellschaftsverträgliche Investments

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch für Unternehmen eine Rolle, die im Sektor erneuerbare Energien tätig sind. Es geht darum, Unternehmen als Teil unserer Gesellschaft zu sehen und zu verstehen, dass die Legitimierung dessen, was Unternehmen tun, nur aus der Gesellschaft heraus erfolgen kann. Gesellschaften befinden sich in einem stetigen Wertewandel. Vieles, was noch vor 100 Jahren gesellschaftliche Akzeptanz fand, lehnen wir heute als völlig unverantwortlich ab. Unternehmen haben größtenteils verstanden, dass ihr Überleben und somit die Nachhaltigkeit ihrer Existenz davon abhängt, die „Zeichen der Zeit“ richtig zu deuten, sich auf diese einzustellen und letztlich einen ökonomischen Nutzen hieraus zu ziehen. Das Open-End-Zertifikat der WestLB (ISIN DE000WLB5080) auf den Dow Jones Sustainability-Index ermöglicht die Investition in all jene Unternehmen in Europa, die sich durch nachhaltige Firmenpolitik auszeichnen. Ob ein Unternehmen nun in den Index aufgenommen wird, oder nicht, bewertet die SAM Indexes GmbH, die den Index für Dow Jones Indexes zusammenstellt. SAM berechnet für jedes Unternehmen eine Sustainability-Performance-Kennzahl. Dabei beschreibt die Sustainability-Performance die Fähigkeit eines Unternehmens, sowohl ökonomischen als auch sozialen und ökologischen Mehrwert zu schaffen. Die Kennzahl ist das Ergebnis des nachhaltigkeitsorientierten Analyse- und Bewertungsprozesses. Seit Jahresbeginn stieg das Open-End-Zertifikat der WerstLB um 6,7%.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Performance seit Jahresbeginn

Spread

Dow Jones Sustainability-Index

WestLB

DE000WLB5080

6,7%

0,47%

Frischer Strom: Das WOWAX-Wasser-Zertifikat

Die Société Générale bietet mit zusammen mit SAM Group und Dow Jones Indexes ein Open-End-Zertifikat (ISIN DE000SG1WWX9) auf den WOWAX Wasser-Index an. Er umfasst die 20 größten Unternehmen aus den Sektoren Wasserversorgung, -infrastruktur und -reinigung. Der Index ist als Performance-Index konzipiert, bei dem Dividendenzahlungen reinvestiert werden. Das Open-End-Zertifikat stieg seit Jahresbeginn um 4,4%.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Performance seit Jahresbeginn

Spread

WOWAX Wasser-Index

Société Générale

DE000SG1WWX9

4,4%

1,02%

MLIIF New Energy Fonds

Der MLIIF New Energy Fund (WKN 630940) konzentriert sich auf Aktien von Unternehmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien und Erforschung und Entwicklung von Energietechnologie tätig sind. Auf Sicht der letzten fünf Jahre legte der Fonds um 9,05% zu – auf Sicht der letzten drei Jahre gar um 76%. Grund für den Performanceunterschied der beiden Vergleichsperioden war ein deutlicher Kursrückgang um Jahr 2002 (-56%). In den Folgejahren legte er aber nach und nach kräftig zu, wie eben auch die Unternehmen, die in den neuen Energiebereichen tätig sind. Zu den größten Beteiligungen des MLIIF New Energy Fund zählen der spanische Windturbinenhersteller Gamesa, der deutsche Solarzellenhersteller Solarworld und die dänische Vestas Wind Systems. Auch der amerikanische Biodiesel- und Ethanolhersteller ADM und die deutsche Q-Cells befinden sich unter den 10 größten Positionen des Fonds. Der Fonds hat einen Ausgabeaufschlag von 5 Prozent und erhebt eine jährliche Verwaltungsgebühr von 1,75 Prozent.

Fondsname

Emittent

WKN

Performance auf 5-Jahressicht

Ausgabeaufschlag

MLIIF New Energy Fund

Merrill Lynch MLIIF

630940

9,05%

5%

Ölsuche im kanadischen Sand

Erneuerbare Energien sind im Aufwind. Sie werden aber nur dazu beitragen können, den Energiemix zu diversifizieren. Sie können nicht als Ersatz für Erdöl oder Atomkraft betrachtet werden. Erdöl und Atomkraft werden auch weiterhin eine große Rolle bei der Energieversorgung spielen. Wie Uran ist auch Erdöl nur in begrenzten Mengen verfügbar. Das letzte große Ölfeld wurde auf der Erde in den 60er Jahren gefunden. Seither wurden nur noch kleinere Felder entdeckt und erschlossen. Die Hoffnungen stützten sich nun auf Ölsand aus Kanada, der große Mengen Erdöl enthält, die bei hohen Ölpreisen rentabel abgebaut werden können. Ölsand aus Kanada soll Experten zufolge dazu beitragen, die knappe Ölversorgung der Welt zu entlasten. Das Open-End-Zertifikat der ABN AMRO (ISIN NL0000816411) auf den Sustainable Oil Sands-Index halten wir für ein interessantes Investment. Es basiert auf einem Index aus 17 Unternehmen, die im Ölsandgeschäft tätig sind und ihre Umsätze überwiegend in diesem Sektor generieren müssen. Eine weitere Bedingung ist eine Börsenbewertung von mindestens 500 Millionen Kanadischen Dollar (entspricht 325 Millionen Euro). Mit einem Anteil von momentan 11% ist Suncor das Indexschwergewicht. Zudem sind Unternehmen wie Husky Energy, Encana und Petrobank im Index enthalten.

Name Basiswert

Emittent

ISIN

Spread

Sustainable Oil Sands-Index

ABN AMRO

NL0000816411

1,47%

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www.rohstoff-report.de

Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der stock3 AG in einer Geschäftsbeziehung stehen.

Bitte beachte: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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