Kommentar
16:28 Uhr, 10.09.2013

Equitytrading? Nie gehört! Welche WKN hat die denn?

Freud und Leid liegen im Trading oft eng beieinander. Noch letzte Woche war man fest davon überzeugt, zu den Königen an der Börse zu gehören, doch schon diese Woche hat sich der Markt gegen einen verschworen....

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Sehr geehrte Traderinnen und Trader,

Freud und Leid liegen im Trading oft eng beieinander. Noch letzte Woche war man fest davon überzeugt, zu den Königen an der Börse zu gehören, doch schon diese Woche hat sich der Markt gegen einen verschworen. Ein Verlusttrade folgt dem nächsten und Sie sehen zu, wie Ihre Gewinne aus den vorangegangenen Trades zunehmend schmelzen. Das ist nicht selten der Punkt, an dem viele Trader beginnen an ihrer Taktik zu zweifeln, aber dabei handelt es sich oft nur um ein ganz normales Phänomen. Jede Strategie hat ihre guten und schlechten Zeiten. Trendtaktiken funktionieren konsequenterweise dann am besten, wenn sich der Markt gerade in einer guten Trendphase befindet. In Seitwärtsmärkten hingegen werden solche Strategien nicht funktionieren, während Rangetaktiken Hochkonjunktur haben. Aggressive Tradingstrategien mit sehr engen Stopps funktionieren in stabilen Trends- oder Swingbewegungen wunderbar, lassen den Trader aber in volatilen Phasen einen Verlust nach dem anderen kassieren. Im eigenen Tradingkonto sorgt dieses Wechselspiel von guten und schlechten Phasen für entsprechende Schwankungen und früher oder später stellt sich jeder Trader die Frage, wie man diese Schwankungen glätten kann?

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Das selbstauferlegte Ziel vieler privater Trader an dieser Stelle ist, Methodiken zu entwickeln, mit denen man bereits im Vorfeld mit einer hohen Zuverlässigkeit bestimmen kann, wann die eigene Taktik temporär nicht mehr funktioniert, wann also die „schlechte Phase beginnt“. Gelänge dieses Vorhaben, ließe sich eine perfekte Performancekurve erzeugen, da der Trader rechtzeitig zwischen den einzelnen Strategien wechseln kann. Statt weiter an seiner Trendtaktik festzuhalten, wir auf eine Rangetaktik umgestellt und sofern auch diese schwächelt, erfolgt der Wechsel zurück zur Trendtaktik.

Sich diesem Traum hinzugeben, ist durchaus verständlich, denn wer mag schon gerne verlieren? Ich denke jedoch, Sie haben schon davon gehört, dass Verlusttrades zum Trading dazugehören. Den heiligen Gral in Sachen Tradingstrategien gibt es nicht, also müssen wir uns mit einer Second Best Lösung zufrieden geben.

In einem ersten Ansatz können wir die Portfoliotheorie bemühen. Wenn es uns schon nicht gelingt, den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Tradingansätzen perfekt zu timen, dann dürfte eine gleichzeitige Anwendung von Tradingtaktiken, die ihre Stärken in unterschiedlichen Marktphasen haben, zu einer Glättung der Performancekurve führen. Die Idealvorstellung hierbei ist, dass die Verluste aus der einen Taktik durch die Gewinne der anderen mehr als ausgeglichen werden. Dies setzt eine gewisse Kontogröße und die Fähigkeit des Traders voraus, auch Positionen in unterschiedlicher Richtung eingehen zu können, selbst in ein und demselben Basiswert. Gleichzeitig wird das Trading um einiges komplexer, denn es gilt für die unterschiedlichsten Markttypen entsprechende Taktiken zu definieren. Da kommt schon einiges zusammen, wenn wir uns vor Augen halten, dass wir Aufwärtstrends, Abwärtstrends und Seitwärtsmärkten jeweils in ruhiger aber auch volatiler Form begegnen müssen. Dass alles muss entwickelt und unter einen Hut gebracht werden.

Sofern der Trader die dafür notwendige Multitaskingfähigkeit mitbringt, stoßen nicht wenige private Akteure trotz des Einsatzes von Hebeln aufgrund ihres beschränkten Tradingkapitals relativ schnell an die Grenzen des Möglichen. Das gesamte Tradingkapital wäre auf die unterschiedlichen Taktiken zu verteilen. Soll klassischen Moneymanagementansätzen wie der 1-Prozent-Regel in jeder Taktik entsprochen werden, werden die Positionsgrößen schnell so klein, dass sich angesichts bestehender Gebühren & Co. ein Handel nicht mehr wirklich lohnt.

Eine interessante Alternative stellt das sogenannte Equitytrading dar, womit unser erster Gedanke aufgegriffen wird. Ziel dieses Ansatzes ist es, die Phasen in denen die eigene Taktik funktioniert bzw. nicht mehr funktioniert, systematisch zu filtern. Dazu wird die Performancekurve (der eigene Kontoverlauf) ausgewertet, um Abweichungen von der Normalität festzustellen und dann entsprechend reagieren zu können. Dies setzt natürlich voraus, dass der Trader sowohl seine Performancekurve als auch die statistischen Rahmenbedingungen seines Tradingansatzes kennt.

Abbildung 1 zeigt die Performancekurve einer im Intraday-DAX (DAX Future) ausschließlich auf der Longseite agierenden Tradingtaktik. Sehr schön zu erkennen sind die guten als auch die schlechten Phasen (rot umrahmt), die natürlich vor allem innerhalb von Abwärtsbewegungen im DAX auftreten. Bei einer ausschließlich auf der Käuferseite agierenden Taktik ist das Ergebnis wenig verwunderlich.

Abbildung 2 fasst die Rahmenbedingungen der Taktik statistisch zusammen. Wie die Profis unter Ihnen sicher erkennen werden, handelt es sich bei der vorgestellten Taktik mit einem Profitfaktor von 1,22 und einer Trefferquote von knapp über 50% nicht gerade um eine außergewöhnlich gute Taktik, für unsere Zwecke reicht diese als Beispiel jedoch aus.

Wie funktioniert nun das Equitytrading? Basis dessen ist die Überlegung, dass die Performancekurve im weitesten Sinn als Chart aufgefasst und somit auch ausgewertet werden kann. Innerhalb des Equitytradings ist dementsprechend zu bestimmen, wann die Performancekurve „Kauf- und Verkaufssignale“ generiert, die dann für den Trader den Impuls geben, den Handel mit der vorliegenden Taktik einzustellen (Verkaufssignal) bzw. diesen wieder aufzunehmen (Kaufsignal). Um solche Signale zu generieren, kann letztlich die gesamte Palette der charttechnischen Möglichkeiten zum Einsatz kommen und der Phantasie des Traders sind keine Grenzen gesetzt. Richtig ist, was für jeden einzelnen funktioniert!

Ein erster Ansatzpunkt wäre beispielsweise das Arbeiten mit typischen Trendkonzepten wie Trendlinien, gleitenden Durchschnitten oder anderen trendfolgenden Indikatoren wie dem MACD. Abbildung 3 zeigt die Kombination aus der Performancekurve (blau) mit einem gleitenden Durschnitt (schwarz). Die sich darauf aufbauende Regel lautet, den Signalen der ursprünglichen Handelstaktik nur dann zu folgen, wenn die Performancekurve über dem gleitenden Durchschnitt liegt. Diese Phase kennzeichnet ein Marktumfeld, die zum Tradingsystem zu passen scheint. Der gleitende Durchschnitt fungiert folglich als simpler Filter.

Wie das Beispiel ebenfalls sehr schön zeigt, handelt es sich bei diesem Ansatz nicht um den heiligen Gral. Typisch für trendfolgende Systeme ist, dass diese träge reagieren. Um die Performancekurve unter den gleitenden Durchschnitt zu drücken und damit das Handeln auf „Pause“ zu stellen, bedarf es einiger Verlusttrades. Diese Verzögerung tritt natürlich auch im Rahmen einer positiven Trendumkehr in der Equitykurve auf. Befindet sich die eigene Taktik in einem Drawdown und die Equitykurve liegt unterhalb des gleitenden Durchschnitts, bedarf es einiger positiver Trades, bevor die Ampel aus unserem Filter wieder auf grün steht. Diese Geschäfte würde der Trader verpassen, da er erst nach dem Wechsel auf Grün seine Handelsaktivität wieder aufnimmt. Durch die Wahl der Länge des gleitenden Durchschnitts hat der Trader jedoch Einfluss darauf, wie aggressiv der Filter arbeiten soll. Bei Wahl kleinerer Periodenlängen fällt die oben beschriebene Verzögerung geringer aus, während größere Einstellungen lediglich größere Rücksetzer in der Kontokurve herausfiltern (siehe Abb. 4). Je nach Verlauf der Equitykurve und den eigenen, mit dem Filtern verbundenen Zielen, liegt es am Trader selbst, eine passende Einstellung für die Periodenlänge zu finden.

Natürlich ist der Ansatz mittels gleitender Durchschnitte nur eine Möglichkeit, um seine Trades zu filtern. In Abhängigkeit vom eigenen Trading und damit dem konkreten Verlauf der Kontokurve ergeben sich immer auch individuell passende Maßnahmen. Trendlinien per „Kontoschlusskurs“ durchbrechen zu lassen oder auf klassische Formationen wie SKS, Dreiecke, Flaggen und anderes zurückzugreifen, kann sich ebenfalls lohnen (siehe Abb.5). Wie ich oben schon schrieb, haben Sie den Mut, Ihre Ideen aufzugreifen und einen eigenen Weg zu gehen. Schauen Sie sich die Ergebnisse der Optimierung anhand Ihrer eigenen Kontokurve an und treffen Sie Ihre Entscheidung.

In diesem Zusammenhang möchte ich an dieser Stelle kurz auf die praktische Umsetzung des Equitytradings zu sprechen kommen. Klar ist, dass zur Suche nach passenden Filtern überhaupt erst einmal eine Kontokurve in entsprechendem Umfang vorliegen muss. Je größer die Historie Ihrer Trades ist und je öfter diese alle möglichen Marktphasen durchlebt hat, desto eher können Sie fundierte und in der Zukunft ebenfalls noch funktionierende Filter finden. So eben mal zwanzig Trades auszuwerten, reicht für das Equitytrading sicher nicht aus. Sofern Sie passende Kriterien gefunden haben und diese live einsetzen, muss die Kontokurve zudem weiter mitgeschrieben werden. Dies betrifft nicht nur die real durchgeführten Trades, sondern auch die gefilterten.

Neben der charttechnischen Analyse der Performancekurve kann auch ein direkter Blick auf die statistischen Rahmenbedingungen der eigenen Tradingtaktik von Vorteil sein. Auch aus dieser lassen sich unter Umständen Muster erkennen, die für eine Optimierung des eigenen Tradings eingesetzt werden können. Schauen wir beispielsweise noch einmal auf Abbildung 2, dann sehen wir, dass unsere Taktik bei 534 Trades eine größte Gewinnserie von 10 Trades hintereinander hatte. Dies schließt zukünftig natürlich nicht aus, dass es nicht doch mal 12 oder 15 Gewinner in Folge geben wird, aber es ist durchaus ein Anhaltspunkt. So könnte der Trader vorsichtiger agieren, wenn gerade der 8 Gewinntrade in Folge beendet wurde und jetzt das nächste Signal ansteht. Gleiches gilt auf der Gegenseite für die Serie an max. Verlusten in Folge. Unsere Beispieltaktik wartet mit bisher maximal 7 Fehltrades in Folge auf. Auch hier ist nicht ausgeschlossen, dass es zukünftig nicht doch noch eine 10er Serie geben wird, aber je umfangreicher die eigene Statistik ist, desto zuverlässiger sollten solche Hinweise auch sein. Neben den maximalen Gewinn- bzw. Verlustserien können in einem stark zyklischen System natürlich auch Durchschnittswerte herangezogen werden. Sich alle Gewinn- und Verlustserien anzuschauen und die Wahrscheinlichkeiten dafür zu ermitteln, kann weiter helfen, die Performancekurve zu glätten.

Fazit: Jeder Trader möchte seine Gewinne bei gleichzeitig kleinerem Risiko steigern. Das Equitytrading stellt eine Möglichkeit dar, diesem Ziel nähern zu kommen. Mit Hilfe individueller Filter, die auf die eigene Kontokurve angewendet werden, versucht der Trader die schlechten Phasen seines Systems von den guten zu unterscheiden. Wunder kann auch das Equitytrading nicht vollbringen, aber es bietet dem aktiven Trader eine weitere Möglichkeit, sein Trading zielgerichtet zu steuern. Mit dem vorliegenden Artikel sollte auf das Equitytrading aufmerksam gemacht und dieses in seinen Grundzügen vorgestellt werden. Scheuen Sie sich nicht, auch eigene Ideen aufzugreifen und sofern Sie dies nicht im Alleingang machen möchten, schauen Sie doch einfach im von mir betreuten Ausbildungs- und Seminarpaket vorbei. Ich würde mich freuen und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg

Ihr Rene Berteit

Analyst & Tradingcoach bei GodmodeTrader.de

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Rene Berteit
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Dein Trading-Coach

Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

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