Kommentar
09:45 Uhr, 25.04.2016

EMD erholt sich wieder

Für Emerging Market Debt (EMD) begann das Jahr recht volatil. Auf den massiven Kursrutsch in den ersten sechs Wochen des Jahres folgte eine kräftige Erholung. In der Folge rentierten sowohl Lokal- als auch Hartwährungsanleihen im ersten Quartal positiv.

Eine Erholung des Ölpreises, ein schwächerer Dollar infolge der expansiveren Fed-Politik, freundlichere Daten aus China und etwas bessere Wachstumsaussichten für die Weltwirtschaft waren die wichtigsten Gründe für den Stimmungsumschwung. Mit zunehmendem Risikoappetit erkannten viele Investoren, dass die Emerging Markets aus Bewertungssicht einiges zu bieten haben. Entsprechend kam es ab März wieder zu deutlichen Kapitalzuflüssen in diese Assetklasse.

„Ein Schlüsselthema für Investments an den Emerging Markets ist Wachstum, sowohl absolut als auch relativ im Vergleich zu den entwickelten Ländern. Innerhalb der letzten paar Jahre hat sich das Wachstumsdifferenzial recht rapide auf aktuell 2 Prozent verringert. Das ist zum Teil strukturbedingt. So kann China, die Wachstumslokomotive der EM, die Zuwachsraten des vergangenen Jahrzehnts – von über 10 Prozent – nicht mehr aufrechterhalten. Einige Schwellenländer müssen daher zusätzliche Wachstumsquellen auftun. Unserer Ansicht nach besteht immer noch ein erhebliches Potenzial für Reformen und damit Wachstum. Hinzu kommt, dass die Bevölkerung in den Schwellenländern sehr viel jünger ist als in den Industrieländern. Daher werden demografische Faktoren weiterhin das Wachstum in den EM stützten. Auch wenn die Zuwachsraten mittlerweile gesunken sind, dürfte sich in den nächsten Jahren wieder ein deutliches Wachstumsdifferenzial abzeichnen. Wir rechnen für 2020 mit einem Gefälle von rund 3,5 Prozent.“

Assalin weiter: „Ein weiteres Thema sind EM-Währungen. Die dramatische Abwertung in den vergangenen Jahren hat in vielen Ländern eine Neuordnung der makroökonomischen Indikatoren angestoßen. Die Außenhandelsbilanzen verbessern sich auf breiter Front. Durch die Abwertung der Landeswährungen werden die Exporte dieser Länder wieder wettbewerbsfähiger. Auch dies mag sich künftig als wichtige Wachstumsquelle erweisen.“

„China bleibt natürlich ein großes Thema für EM-Investments“, so Assalin. „Noch zu Jahresbeginn fürchteten viele Investoren, die chinesische Wirtschaft könne eine harte Landung erleben. Diese Befürchtungen sind angesichts der offenkundigen Stabilisierung bei Wirtschaftsdaten, Währung und Investitionsströmen zurückgegangen. Unserer Einschätzung nach haben die chinesischen Entscheidungsträger die Wirtschaft weiterhin unter Kontrolle und können die gesetzten Wachstumsziele erreichen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die chinesische Wirtschaft gereift ist, und reifere Volkswirtschaften wachsen zwangsläufig langsamer. Ferner wandelt sich China von einer investment- und exportgetriebenen Volkswirtschaft zu einer Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. China bleibt in jedem Fall eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.“

Assalin weiter: „Ein weiteres Thema ist die Unternehmensverschuldung an den Emerging Markets; auch dieser Aspekt bereitet Anlegern Sorge. Mit der Verlangsamung des globalen Wachstums und dem Einbruch der Rohstoffpreise sind die Bonitätskennzahlen unter Druck geraten. Vor allem Unternehmen mit Einkünften in Landeswährungen, aber Verbindlichkeiten in US-Dollar, mussten aufgrund dieses Missverhältnisses einen Anstieg ihrer Schulden in Landeswährung hinnehmen. Den Rohstoffexporteuren macht natürlich der Preisverfall zu schaffen. Durch Senkung ihrer Kostenbasis waren sie allerdings in der Lage, dies zum Teil auszugleichen, denn hier machte sich die Währungsabwertung positiv bemerkbar. Die Unternehmen ergreifen bereits die richtigen Schritte zur Stärkung ihrer Bilanzen. Die M&A-Aktivität ist rückläufig und der Verkauf von Aktiva legt wieder zu. Auch soweit die Dividendenpolitik bislang großzügig war, kommt es jetzt zu Einschnitten.“

Im Übrigen darf man bei den Emerging Markets natürlich auch die politischen Risiken nicht vergessen. Assalin schloss mit den Worten: „Brasilien ist hier ein gutes Beispiel. Das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Rousseff ist zurzeit fast täglich in den Schlagzeilen. Die Abgeordnetenkammer sprach sich mit deutlicher Zweidrittelmehrheit für eine Amtsenthebung aus. Als Nächstes steht die Abstimmung im Senat an. Die Regierung hofft, dass dieser den Beschluss der Abgeordnetenkammer rückgängig machen wird. Sofern der Senat jedoch den Beschluss der Abgeordnetenkammer absegnet, wird die Regierung ihr Heil vor dem Obersten Gerichtshof suchen. Insofern wird sich dieser Prozess wohl noch länger hinziehen. Doch das Gefühl, dass sich etwas ändern muss, nimmt zu, vor allem, was die Staatsfinanzen betrifft. Wir gehen davon aus, dass Rousseff schließlich ihres Amtes enthoben wird. Mit dieser Aussicht haben brasilianische Anleihen in diesem Jahr kräftig zugelegt. Die Bewertungen sind von extrem niedrigen Niveaus wieder auf ein realistischeres Level gestiegen.“

Assalin weist auch auf die politischen Querelen in Südafrika hin. „Präsident Zuma hat immer wieder den politischen Stürmen getrotzt und unter anderem ein Amtsenthebungsverfahren überstanden. Seine Partei, der ANC, steht nahezu geschlossen hinter ihm. Es gibt zwar ANC-Mitglieder, die mit Zuma unzufrieden sind, doch der ANC will sich vorerst auf Schadensbegrenzung konzentrieren. Es wäre zurzeit wahrscheinlich unklug, Zuma loswerden zu wollen. Die nächsten Parlamentswahlen in Südafrika finden frühestens 2019 statt.“

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