Ein heißer Biotech-Zock für den Sommer
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Erwähnte Instrumente
- Corbus Pharmaceuticals HoldingsKursstand: 8,060 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Corbus Pharmaceuticals Holdings - WKN: A3D54P - ISIN: US21833P3010 - Kurs: 8,060 $ (NASDAQ)
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickte ich zuletzt auf den Chart des Nasdaq Biotech Index. Natürlich freue ich mich wie alle Biotech-Fans über den Run der Branche auf neue Allzeithochs im Zuge der Coronavirus-Epidemie. Dass diese Rally aber exakt während meines Urlaubs stattfinden musste, ist etwas schade. Die ein oder andere Chance ging mir dadurch durch die Lappen. Dennoch dürften Sie als Leser auch von den bereits vor dem Urlaub geposteten Biotech-Tradingideen profitiert haben. Nach zwei Biotech-Vorstellungen in der Vorwoche möchte ich in den kommenden Tagen weitere Aktien aus dem Sektor präsentieren.
Das Biotech-Unternehmen Corbus Pharmaceuticals zählt mit einer Marktkapitalisierung von nicht einmal 600 Mio. USD zu den kleineren Werten im Nasdaq Biotech Index. Daher soll hier eingangs auch sofort ein Risikohinweis stehen. Dieser Titel ist hochspekulativ. Man kann bei solch hohen Chancen, aber auch hohen Risiken mit großer Gapgefahr, im Prinzip nur das einsetzen, was man auch problemlos imstande ist verlieren zu können.
Im Sommer geht es bei Corbus um die vielzitierte Wurst. Denn nach jahreslanger Forschung wollen die Verantwortlichen gegen Mitte des Jahres die für eine Zulassung relevanten Studiendaten des Medikamentenkandidaten Lenabasum vorlegen. Lenabasum wird derzeit in mehreren Indikationen getestet. Am weitesten fortgeschritten sind die Studien zur Behandlung von Systemischer Sklerose, einer autoimmun-rheumatischen Erkrankung der Haut, und gegen Dermatomyositis, einer Hautmuskelerkrankung. Außerdem wird Lenabasum bei Lupus und Mukoviszidose getestet. Phase-III-Studiendaten bei Systemischer Sklerose und Phase-IIb-Studiendaten bei Mukoviszidose will Corbus im Sommer vorlegen. Daneben stehen Phase-2a-Daten von Lenabasum bei Lupus und Phase-1-Daten bei einem weiteren Kandidaten in der Pipeline, CRB-4001 zur Behandlung von NASH, auf dem Programm.
Das Management bezeichnet 2020 folglich völlig zu Recht als das "Jahr der Daten". Der Ansatz von Corbus Pharmaceuticals ist interessant. Ähnlich wie der Konkurrent GW Pharmaceuticals zielt Corbus auf das Endocannabinoid-System, einen Teil des Nervensystems, ab. Dieses enthält zwei Rezeptoren, CB1 und CB2. Durch das Andocken von Lenabasum an CB2 verspricht sich das Management von Corbus positive Effekte wie das Eindämmen von Entzündungen. In bis dato präsentierten Daten zeigte sich die Anwendung sicher und gut verträglich. Die aktuell laufende Phase-III-Studie umfasst 365 Probanden mit Systemischer Sklerose, denen Lenabasum über 52 Wochen verabreicht wurde. Gemessen am sogenannten ACR CRISS (Composite Response Index in Systemic Sclerosis) soll Lenabasum eine deutliche Verbesserung für die Patienten bewirken. Die Anwendung hat bereits Orphan Drug Status seitens der FDA und der EMA bekommen, ebenfalls Fast-Track-Status seitens der FDA. Das heißt, eine beschleunigte Zulassung ist im Falle positiver Daten möglich.
Was man bislang gesehen hat, ist vielversprechend. In der Phase-II-Studie zeigte Lenabasum gegenüber Placebo einen deutlichen Effekt gemessen am ACR CRISS (siehe Grafik).
Quelle: Corbus Pharmaceuticals
Bemerkenswert auch: 80 % der Patienten (29/36), die Lenabasum weiter als Open-Label-Extension (OLE) bekommen haben, waren auch nach zwei Jahren immer noch erfolgreich in Behandlung. 60.000 bis 75.000 Patienten leiden Corbus zufolge in den USA an Systemischer Sklerose. Corbus spricht also keinen "Massenmarkt" an, sondern seltene Krankheiten. Dementsprechend hoch dürfte auch der Preis einer Therapie ausfallen, sollte Lenabasum zugelassen werden. Bislang gibt es keine Therapie auf dem Markt. Patienten werden vielmehr notgedrungen mit Immunsuppressiva behandelt, welche hohe Nebenwirkungen, wie Vergiftungen, mit sich bringen können.
Wie chancenreich, aber auch riskant der Ansatz von Corbus ist, zeigt die Historie von Medikamenten, die auf den anderen Rezeptor, CB1, abzielten und, teilweise bereits zugelassen, zu schweren Depressionen führten. Das Medikament Rimonabant von Sanofi, dem man ein Multi-Milliarden-USD-Potenzial zugetraut hatte, wurde daraufhin im Jahr 2008 wieder vom Markt genommen, alle anderen Forschungsprogramme eingestellt. Mit dem Wirkstoffkandidat CRB-4001 will Corbus zusätzlich aber auch bei CB1 einen Anlauf wagen und die ersten Daten einer Phase I zur Behandlung von NASH ebenfalls 2020 vorstellen.
Finanziell gesehen arbeitet Corbus selbstverständlich noch defizitär. Die Analystenschätzungen lesen sich aber interessant. Erfolgreiche Studiendaten und eine Zulassung vorausgesetzt, könnte Corbus 2023 bereits über 400 Mio. USD umsetzen und 1,66 USD je Aktie verdienen. Das KGV läge in diesem Fall um die 5. Ende März verfügte Corbus über einen Cashbestand von 46,6 Mio. USD und sieht sich damit bis zum Jahresende finanziert. Ohne eine weitere Kapitalerhöhung wird es aber in jedem Fall nicht gehen, das muss Anlegern klar sein. Mit einem Kapitalschritt würden sich auch die beschriebenen Bewertungskennziffern wieder verschieben.
Jahr | 2021e* | 2022e* | 2023e* |
Umsatz in Mio. USD | 34,84 | 190,47 | 444,41 |
Ergebnis je Aktie in USD | -1,60 | -0,42 | 1,66 |
KGV | - | - | 5 |
Dividende je Aktie in USD | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Dividendenrendite | 0,00 % | 0,00 % | 0,00 % |
*e = erwartet |
Aus charttechnischer Sicht sieht der Biotech-Titel blendend aus. Eine mehrjährige Korrektur in Form eines flachen Trendkanals könnte in Kürze zur Oberseite verlassen werden. Über 9,11 USD wäre die Reihe absteigender Hochpunkte seit dem Jahr 2016 durchbrochen. Im Zuge einer Ausbruchsbewegung wären in diesem Fall Ziele bei 10,78 und 13,00 USD möglich. Absicherungen liegen für dieses Big Picture unter 3,29 USD. Rücksetzer auf das Ausbruchsniveau bei 7,25 USD könnten nochmals Einstiegschancen bieten.
Wie eingangs beschrieben, machen Stopps aufgrund großer Gapgefahr durch die anstehenden Studiendaten aber sowieso wenig Sinn. Es ist nicht davon auszugehen, dass man im Falle eines Scheiterns von Lenabasum die anvisierten Stoppkurse auch effektiv erhält.
Fazit: Das Beispiel Corbus zeigt, was im Falle eines Medikamentendurchbruchs kurstechnisch möglich wäre, sollte Lenabasum tatsächlich der erhoffte Erfolg werden. Eine Kursvervielfachung wäre in diesem Falle durchaus vorstellbar. Andernfalls drohen im Sommer bei einem Scheitern der Phase-III-Studie Kursabschläge von 75 % oder mehr. Daher sollten Interessierte zum jetzigen Zeitpunkt nur kleine Summen riskieren und diese auch als möglichen Totalverlust abschreiben können.
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