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19:29 Uhr, 01.07.2019

Ehrgeizige Reformpläne in Indien

Die Regierungspartei BJP hat die Parlamentswahl im Mai gewonnen und erreichte unerwartet eine absolute Mehrheit der Sitze. Ein guter Zeitpunkt, um auf die bereits umgesetzten Reformen der 1. Amtszeit von Regierungschef Modi zu blicken sowie die Gründe für Indiens langfristige Wachstumsperspektiven zu erörtern.

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  • State Bank of India
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    Kursstand: 45,800 € (Lang & Schwarz) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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London (Godmode-Trader.de) - Das Ergebnis der indischen Parlamentswahlen 2019 wurde am 23. Mai bekannt gegeben: Narendra Modi sicherte sich eine zweite fünfjährige Amtszeit, was aus Sicht von Avinash Vazirani, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management, ein sehr positiver Ausgang für Indien ist. „Nicht nur aufgrund der Kontinuität in der Regierungsführung, sondern auch wegen der richtungsweisenden Reformen, die wir in den nächsten fünf Jahren erwarten können“.

In den letzten fünf Jahren hat die Regierung Modi eine Reihe struktureller Reformen erfolgreich eingeleitet. Einige davon führten kurzfristig zu massiven Disruptionen, wie etwa die Demonetisierung, als 86 Prozent des umlaufenden Bargelds aus dem Verkehr gezogen wurden. „Wir glauben, dass die positive Wirkung dieser Reformen noch nicht voll zum Tragen gekommen ist und Indien noch über Jahre von den Vorteilen profitieren wird“, schreibt Vazirani in seinem Marktkommentar.

Der Fondsmanager geht davon aus, dass die BJP Partei in den nächsten fünf Jahren weitere und womöglich ambitioniertere Reformen einführen wird. „Ganz oben auf der Reformliste steht das neue nationale Gesundheitsprogramm, bekannt als „Modicare“. Man erhofft sich eine erhebliche Verbesserung des Einkommensniveaus und der Lebensqualität von Familien mit geringem Einkommen. Aus Anlegersicht sollte zudem ein günstiges Investitionsklima entstehen“, so Vazirani.

Weitere mögliche Reformen beinhalteten die Beschleunigung des Gesetzgebungsprozesses und die Gewährleistung eines einheitlichen Rechtsstandards sowie wichtige Agrar- und Arbeitsmarktreformen, die insbesondere für das Wirtschaftswachstum von großer Bedeutung sind.

Ein ambitioniertes Reformprogramm erfordert neben anhaltenden Infrastrukturausgaben eine beträchtliche Menge Geld. Angesichts der Tatsache, dass die Regierung Modi bisher finanziell umsichtig war und ihre Absicht bekundet hat, dies auch weiterhin zu bleiben, könnten einige dieser Reformen durch den Verkauf staatseigener Vermögenswerte finanziert werden, erwartet Indien-Experte Vazirani. Öffentliche Unternehmen könnten daher aus der Wiederwahl Modis Nutzen ziehen, insbesondere öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, da in ihrem Sektor derzeit von Konsolidierung und Ausverkäufen gesprochen wird.

„Wir halten derzeit mehrere öffentliche Banken in unserem Portfolio, darunter die State Bank of India, die Canara Bank und die Oriental Bank of Commerce. Diese Banken haben von den Bemühungen der Regierung um finanzielle Eingliederung profitiert und auch beträchtliche Fortschritte bei dem Abbau fauler Kredite erzielt. Während der öffentliche Bankensektor insgesamt Marktanteile verloren hat, werden unseres Erachtens ausgewählte öffentliche Banken mit erfolgreichen und erfahrenen Managementteams in der Lage sein, sich gegen die Privatbanken zu behaupten. Wir erwarten darüber hinaus auch, dass das aktuelle und zukünftige Reformprogramm zu einer wachsenden Mittelschicht führen wird, was wiederum konsumnahen Unternehmen zugutekommen sollte“.

Nach Einschätzung von Jupiter Asset Management wird sich die Regierung Modi weiterhin um eine gute Regierungsführung bemühen und somit Reformprozesse gezielt steuern und dauerhaft verankern. Es liegt klar auf der Hand, dass es auf Bundes- bzw. Zentralstaatsebene wenig Widerstand gegen die BJP gibt. Kurzfristig könnte es zu Disruptionen kommen: Das BIP-Wachstum ging im letzten Quartal auf 5,8 Prozent zurück und in mehreren Branchen hat sich das Wachstum von einem hohen Niveau aus verlangsamt. Das Einkommen im ländlichen Raum stagniert seit mehreren Jahren infolge unterdurchschnittlicher Monsunregen und niedrigerer Rohstoffpreise. Die Fondsgesellschaft erwartet jedoch weiterhin langfristig gute Wachstumsaussichten in Indien. Das Land verzeichnete für das zum 31. März 2019 abgeschlossene Haushaltsjahr ein BIP-Wachstum in Höhe von 6,8 Prozent. „Eine erhebliche Verbesserung erreichte Indien auch im „Ease of Doing Business“ Ranking der Weltbank. Dort rückte Indien vom Ranglistenplatz 130 im Jahr 2017 auf aktuell Rang 77. Dies dürfte weiterhin ausländische Investoren anlocken. In den letzten Jahren hat die Wirtschaft einen beträchtlichen Strukturwandel durchlaufen, und wir sind davon überzeugt, dass die Vorteile dieser strukturellen Änderungen noch nicht vollständig ausgeschöpft wurden“.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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