DIW plädiert bei Kapazitätsmechanismen für Versorgungssicherheitsreserve
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Von Andrea Thomas
DOW JONES--In der Diskussion um die Einführung eines Kapazitätsmechanismus zur Absicherung der Stromversorgung in Extremfällen hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sich für eine Versorgungssicherheitsreserve statt für einen zentralen Kapazitätsmarkt stark gemacht. Bei einem Kapazitätsmechanismus geht es darum, dass wegen des Ausbaus der schwankungsanfälligen erneuerbaren Energien Akteure im Strommarkt für die Bereitstellung von steuerbarer Leistung vergütet werden, wenn die Spitzenlastkraftwerke eventuell nur wenige Stunden im Jahr laufen sollten.
Eine derzeit von vielen Akteuren favorisierte Option ist laut DIW ein zentraler Kapazitätsmarkt. Hier ermittelt der Regulierer die erforderliche Kapazitätsmenge und schreibt diese in Auktionen aus, so das Institut. Akteure mit dem niedrigsten Angebotspreis erhielten Kapazitätszahlungen und vermarkten ihren Strom parallel am Großhandelsmarkt. Das DIW plädiert hingegen für eine weiterentwickelte Versorgungssicherheitsreserve.
"Die Versorgungssicherheitsreserve stärkt das Investitionsumfeld für Speichertechnologien und stabilisiert die Energiekosten", sagte DIW-Experte Karsten Neuhoff.
Dabei würden Kraftwerke vorgehalten, die nur dann Strom produzierten, wenn der Strompreis auf einen festgelegten, moderat hohen Wert von beispielsweise 500 Euro pro Megawattstunde steige, so das DIW. Ein Regulierer würde die erforderliche Größe der Reserve bestimmen und die Kapazitäten in Auktionen beschaffen.
Ein zentraler Kapazitätsmarkt würde allerdings laut der DIW-Studie die Strompreise stark deckeln, wodurch Investitionen in nachfrageseitige Flexibilitätstechnologien in der Industrie und im Fernwärmebereich unattraktiv würden. Bei vergleichbaren Gesamtkosten für Stromkunden fördere hingegen eine Versorgungssicherheitsreserve die Flexibilität der Nachfrage dagegen deutlich stärker.
"Durch den weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie schwankt die Stromproduktion immer stärker. Verbraucher können darauf flexibel reagieren, wenn sie ihren Stromverbrauch zeitlich verschieben, indem sie Produkt- oder Wärmespeicher nutzen", sagte DIW-Studienautor Wolf-Peter Schill. "Unsere Studie zeigt, dass dies bei einer Versorgungssicherheitsreserve deutlich stärker geschieht als bei einem zentralen Kapazitätsmarkt."
Die weiterentwickelte Versorgungssicherheitsreserve bietet laut DIW zudem den Vorteil, dass sie sich schnell umsetzen lässt, da auf umfassende Erfahrung mit Reserven aufgebaut werden könne. Sie würde den Strommarkt gegen die Unsicherheiten absichern, so das Investitionsumfeld für diverse Speichertechnologien stärken und Energiekosten für Stromkunden stabilisieren.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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