DIW-Konjunkturbarometer legt im Juni wieder zu
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist im Juni auf 92,5 Punkte gestiegen. Damit habe es den Rückschlag vom Mai weggesteckt, als der Barometerwert nach mehreren Anstiegen in Folge auf 86,1 Punkte eingebrochen sei. Von der neutralen 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft steht, sei das Konjunkturbarometer aber nach wie vor ein gutes Stück entfernt. "Die verhaltene Erholung der deutschen Wirtschaft, die wir seit Jahresbeginn beobachten, dürfte sich nun aber immerhin Stück für Stück fortsetzen und an Fahrt gewinnen", sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik.
Positiv wirke sich die anziehende Binnennachfrage aus, die durch die niedrigere Inflation und die höheren Löhne angeschoben werde. Auch die Anfang Juni von der Europäischen Zentralbank beschlossene Leitzinssenkung stütze die Entwicklung. Die Weltwirtschaft, die zuletzt unterdurchschnittlich expandiert habe, werde nun allmählich in Schwung kommen, was die zuletzt kräftig gestiegenen deutschen Ausfuhren im Laufe des Jahres stützen dürfte. Ein Risiko für den Außenhandel sei neben den Kriegen und geopolitischen Konflikten insbesondere der Handelsstreit zwischen der Europäischen Union und China. Die Fußball-Europameisterschaft dürfte insgesamt nur geringe positive Effekte auf die deutsche Wirtschaft haben, erwartete das DIW.
In der Industrie blieben die Aussichten verhalten, wenngleich die Talsohle wohl durchschritten sei. Das Geschäftsklima sei aber nach wie vor gedämpft, die Geschäftserwartungen seien zuletzt sogar wieder etwas zurückgegangen - ein kräftiger Aufschwung sei also noch nicht zu erwarten. "Die Auftragslage der deutschen Industrie ist weiterhin angespannt - der Auftragsbestand sinkt und die Neuaufträge haben sich bis jetzt kaum berappelt", sagte DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt. Bis sich die sinkenden Zinsen und der behutsame Aufschwung der Weltwirtschaft in merklichen Zuwächsen bei der Industrieproduktion niederschlügen, dürfte es noch etwas dauern.
Leichte Anzeichen für eine weitere Erholung gebe es derweil bei den Dienstleistungen. Umfragen legten nahe, dass sich die Kauflaune der Menschen verbessert habe. Die Einzelhandelsumsätze erholten sich aber erst zaghaft von ihren Tiefständen des vergangenen Winters. Angesichts der bisherigen Konjunkturschwäche sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt alles in allem weiterhin bemerkenswert gut. "Die deutsche Wirtschaft dürfte nach der Energiekrise und dem Inflationsschub der letzten zwei Jahre zwar das gröbste überstanden haben, Euphorie ist aber noch nicht ausgebrochen", so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. Ein neues Risiko seien dabei die kurzfristig anberaumten und Ende Juni beziehungsweise Anfang Juli anstehenden Wahlen in Frankreich.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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