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13:56 Uhr, 10.04.2024

DIW: Erneuerbaren-Energien-Pool könnte Strompreise stabilisieren

BERLIN (Dow Jones) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat die Einrichtung eines Erneuerbare-Energien-Pool vorgeschlagen, um so zu stabileren und günstigeren Strompreisen für private Haushalte und Unternehmen zu kommen. Solch ein Instrument würde auch die Finanzierung neuer Windkraft- und Solarprojekte erleichtern, wie es in einem Bericht des Instituts heißt.

Auch wenn erneuerbare Energien immer günstiger würden und ihr Anteil am Strommix im Zuge der Energiewende stetig wachse, schwankten Strompreise weiterhin unvorhersehbar. Dies verunsichere private Haushalte sowie Unternehmen und lasse sie Investitionen scheuen. Nach Überzeugung des DIW würde ein Erneuerbare-Energien-Pool hingegen zu stabileren und geringeren Stromkosten beitragen sowie positive Impulse auf dem Weg zur Klimaneutralität geben.

"Über das Poolkonzept kommt der Kostenvorteil der Erneuerbaren außerdem direkt bei den Verbraucher*innen an. Dies wirkt Ängsten und Verunsicherung entgegen und schafft Akzeptanz für die Energiewende", sagte DIW-Studienautor Mats Kröger.

Zudem sinkt nach Einschätzung des Instituts der Druck auf die Bundesregierung, in Phasen hoher Strompreise mit kurzfristigen Maßnahmen preissenkend in den Markt einzugreifen. Das Ergebnis sei mehr Planungssicherheit: Private Hauseigentümer könnten etwa den Kauf einer Wärmepumpe besser kalkulieren. Für Unternehmen würden Investitionen in Elektrifizierungsprozesse zur Emissionsminderung besser planbar.

   Preisverfall bei Ökostrom - aber höhere Strompreise wegen fossiler Energieträger 

Das Institut verwies auf den extremen Preisverfall bei den Stromerzeugungskosten aus erneuerbaren Energien. Global seien sie zwischen 2010 und 2022 bei Solarenergie um fast 90, bei Windenergie an Land um 70 und bei Windenergie auf See um 60 Prozent gefallen.

Obwohl in Deutschland inzwischen mehr als die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren stammt, sorgten in den vergangenen Jahren Preisschocks auf dem Kohle- und Gasmarkt für zeitweise hohe Strompreise, so das DIW. Denn die Preise am Strommarkt würden durch die teureren fossilen Energien nach oben getrieben, da der teuerste Energieträger den Preis setzt.

Das DIW warnt, dass fossile Energieträger auch in den kommenden Jahren wegen anhaltender geopolitischer Unsicherheiten nicht vor Schocks gefeit seien. Daher sei mit anhaltend volatilen Preisen zu rechnen.

   Konzept enthält drei Elemente 

Laut DIW kann das Konzept des Erneuerbare-Energien-Pools hier Abhilfe schaffen. Das Konzept besteht aus drei Elementen. Zunächst schließen Produzenten erneuerbarer Energien langfristige Verträge mit einer staatlichen Agentur. Diese garantiert ihnen einen festen Abnahmepreis für den erzeugten Strom. Fällt der Marktpreis unter den vereinbarten Preis, wird dem Anlagenbetreiber die Differenz erstattet. Liegt der Marktpreis hingegen über dem Vertragspreis, zahlt der Betreiber der Erneuerbaren-Anlage die überschüssigen Erlöse an die staatliche Agentur zurück, so das DIW.

Die so geschlossenen Verträge würden gebündelt. Dieses Pooling erneuerbarer Projekte verschiedener Technologien, unterschiedlicher Standorte und Zeitpunkte der Inbetriebnahme diversifiziere die erneuerbare Stromproduktion und sichere die Kosten der Stromkunden weiter ab, so die Studie.

In einem dritten und entscheidenden Schritt würden die Vertragskonditionen an die Stromkunden in privaten Haushalten und der Wirtschaft übertragen, damit auch sie von hohen und stark volatilen Strompreisen verschont bleiben. Mit dem angepeilten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland dürfte das Volumen der Verträge im Pool stetig steigen und damit die Preise sinken, so die Erwartungen des DIW.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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