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Kommentar
10:30 Uhr, 18.10.2024

Die Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit

Bereits am 11.09.2024 verkündete die UniCredit, dass sie rund neun Prozent an der Commerzbank hält. Die Ankündigung der Übernahmepläne wirkte sich positiv auf den Aktienkurs der Commerzbank aus.

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Vontobel Kolumne

Bereits am 11.09.2024 verkündete die UniCredit, dass sie rund neun Prozent an der Commerzbank hält. Die Ankündigung der Übernahmepläne wirkte sich positiv auf den Aktienkurs der Commerzbank aus.

Ende September gab die UniCredit bekannt, Derivate erworben zu haben, die ihr das Recht einräumen, etwa 11,5 Prozent der Commerzbank-Aktien physisch zu kaufen. Somit hält die UniCredit theoretisch beinahe 21 Prozent an der Commerzbank. Hierfür hatte die italienische Bank am 11. September 2024 bei der Europäischen Zentralbank (EZB) den notwendigen regulatorischen Antrag gestellt, um bis zu 29,9 Prozent der Commerzbank-Aktien zu halten. Eine Genehmigung dieses Antrags ist Voraussetzung, um die Beteiligung auf über zehn Prozent aufzustocken.

Der CEO der UniCredit Andrea Orcel erarbeitete sich bei der UBS den Ruf als knallharter Banker. Mit dem Teilkauf besteht die Möglichkeit eine starke europäische Bankengruppe mit Verankerung in Italien und Deutschland aufzubauen. So würde der Kapitalmarkt der EU wettbewerbsfähiger auf der Weltbühne werden. Den schlechten Wettbewerbszustand des europäischen Kapitalmarkts monierte bereits der ehemalige EZB-Präsident Mario Draghi. Ein Zusammenschluss der UniCredit und der Commerzbank würde diese in die Top fünf, gemessen am Gesamtvermögen, der europäischen Banken befördern. Wenn die UniCredit einen Anteil von 30 Prozent hält, wäre Sie gesetzlich verpflichtet ein Übernahmeangebot abzugeben.

Verflechtungen mit dem deutschen Staat

Die Bundesregierung hält aktuell noch rund 12 Prozent an der Commerzbank. Anfang September verkaufte der deutsche Staat, rund 4,49 Prozent seiner Anteile über das sogenannte beschleunigte Bookbuilding. Bei der Auktion bekam die UniCredit das vollständige Aktienpaket. Der Zuteilungspreis betrug wohl 13,20 EUR pro Aktie, was nur knapp über dem Tagesschlusskurs lag. Der Erwerb des Aktienpakets durch die UniCredit überraschte die Commerzbank und die Bundesregierung gleichermaßen. Das Verkaufsverfahren war für alle Investoren offen gewesen, eine offizielle Einladung der Bundesregierung an die UniCredit gab es wohl allerdings nicht. Angeblich soll JP Morgan, welche der Bundesregierung bei der Auktion geholfen hat, die UniCredit ohne weitere Abstimmung eingeladen haben. Die anderen 4,5 Prozent beschafften sich die Italiener über den normalen Börsenhandel. Als die Aktion der UniCredit am nächsten Tag bekannt wurde, stieg der Kurs der Commerzbank Aktie deutlich an.

Nach einer weiteren Offerte in der vergangenen Woche schaltete sich der Bundeskanzler ein und kritisierte eine mögliche Übernahme durch die UniCredit mit den Worten: „Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache sind". So sei die Commerzbank eine wirtschaftlich erfolgreiche Bank, welche wichtig für die Kreditvergabe im Mittelstand ist. Hierbei besteht die Befürchtung, dass eine mögliche Übernahme sich negativ auf diese Kreditvergabe auswirken könnte, da fraglich ist, ob die hohen Renditeziele Orcels mit der großzügigen Kreditvergabe zusammenpassen. Aus Rom werden mittlerweile Stimmen laut, welche nicht nachvollziehen können, wie Deutschland eine höhere Integration der Europäischen Wirtschaft begrüßt, allerdings so ablehnend auf eine mögliche Übernahme reagiert.

Der Stellenwert der Commerzbank

Die Bedeutung der Commerzbank für die deutsche Wirtschaft zeigt sich auch daran, dass sie Geschäftsbeziehungen zu rund 25.500 Firmenkundenverbänden und rund 11 Millionen Privat- und Unternehmerkunden in Deutschland unterhält. Gemessen an der Bilanzsumme ist die Commerzbank nach der Deutschen Bank die zweitgrößte Bank in Deutschland. Auch die wirtschaftliche Entwicklung der Commerzbank ist positiv. So blickt die Commerzbank aktuell auf das beste Halbjahresergebnis seit 15 Jahren zurück. 1,3 Milliarden Euro konnten als Überschuss im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2024 ausgewiesen werden. Die Bedeutung als zweitgrößtes deutsches Finanzinstitut und die positive wirtschaftliche Entwicklung der Commerzbank in den letzten Jahren stärken deren Position. Derzeit berät das Management der Commerzbank über das weitere Vorgehen der Übernahme.

Ausblick

Die Zustimmung der EZB, welche es der UniCredit erlaubt mehr als zehn Prozent der Aktien der Commerzbank zu halten, steht noch aus. Ebenso ist es fraglich, inwiefern sich die jeweiligen Regierungen mit einmischen könnten, da Deutschland seine zweitgrößte Bank an einen ausländischen Investor abgeben würde. Als Anteilseigner hält der Bund allerdings nicht mehr die für eine Sperrminorität erforderlichen 25 Prozent.

Für Anleger, welche sich positionieren wollen, bietet Vontobel Hebel- und Anlageprodukte auf die UniCredit, als auch auf die Commerzbank an.

Mini Future

WKN

Basiswert

Typ

Hebel

Basispreis

VC3SD6 Commerzbank AG Long 5,00 13,45
VD6NE7 Commerzbank AG Short 4,76 20,26
VC1U7M UniCredit SpA Long 5,03 32,77
VD9EBS UniCredit SpA Short 5,04 48,84

Stand: 17.10.2024 15:30 Uhr; Währung: EUR

Aktienanleihe mit Barriere

WKN

Basiswert

Kupon p.a.

Barriere

Laufzeit

VC05G2 UniCredit SpA 12,00% 29,132 EUR 19.09.2025
VC5LTP Commerzbank AG 10,00% 10,50 EUR 19.12.2025

Stand: 17.10.2024 15:30 Uhr

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Heiko Geiger
Heiko Geiger
Zertifikate-Experte Bank Vontobel Europe AG

Heiko Geiger verfügt über langjährige Börsenerfahrung und kennt sowohl Banken als auch Börsen von innen wie von außen. Schon über 15 Jahre beschäftigt er sich mit Anlagezertifikaten und Hebelprodukten. Seit 2008 ist er bei der Bank Vontobel Europe tätig und leitet dort das Public Distribution Geschäft für die europäischen Märkte.

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