Kommentar
08:59 Uhr, 12.04.2011

Die Mär von einer neuen Zinserhöhungsära

Es ist vollbracht: Die Zinswende der Europäischen Zentralbank ist da.

Und nicht nur das: Verfolgt man so manchen volkswirtschaftlichen Fachkommentar, so droht jetzt aus dem heiteren zinspolitischen Sommer der sibirische Zinswinter zu werden. In der Tat befürchten viele Marktbeobachter in dem ersten Zinsschritt der EZB den Beginn einer leidenschaftlichen Zinserhöhungsrunde, um dem Inflationsdruck mit Halali den Garaus zu machen. Man ist offensichtlich dem verbalen Charme der EZB erlegen, die regelmäßig daran erinnert, dass sie sich als Erbprinz der Deutschen Bundesbank auch als der Gralshüter der stabilitätspolitischen Moral sieht.

EZB versucht die Quadratur des Kreises

Na ja, es geht auch weniger dramatisch. Denn die Worte höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. In der euroländischen Finanzwelt heutzutage mit der Zinskeule auf die heilige Preisstabilität zu setzen, ist ein frommer Wunsch, der die ketzerische Realität aber ignoriert. Denn die Banken in den Randstaaten laufen bereits auf dem Zahnfleisch und bekommen jetzt schon am freien Kapitalmarkt nur zu Horrorzinsen Geld. Man möge mir die Quadratur des Kreises erläutern, wie dies bei deutlichen Zinserhöhungen der EZB einfacher werden soll. Auch Spanien mit seinen notleidenden Immobilienbesitzern wäre von einer nachhaltig drastischen Geldpolitik ähnlich entzückt wie Frösche vom Trockenlegen ihrer Sümpfe. Dort hat man mehrheitlich variabel verzinsliche Baufinanzierungen, die die Knute der EZB sofort zu spüren bekommen. Bereits heute ist für viele Iberer die Bedienung ihrer Hypotheken so schwierig wie der Gewinn der Formel 1 mit einem Trabbi. Und wenn schließlich das Anpumpen Portugals bei Onkel und Tanten der Eurozone ein Zeichen von Finanzstärke ist, die Zinserhöhungen verträgt, dann muss Hiob wohl auch der Fahnenträger der Optimisten sein.

Der Stabilitätsgeist der Bundesbank ruht...

Die EZB ist sich dieser schmerzlichen Realität in Euroland durchaus bewusst. Mit Wassersparprogrammen kann man die Wüste nicht grün machen. Insofern wird sie ex cathedra weiter die fromme Lehre von der Inflationsbekämpfung verkünden, ihr aber nicht 1 zu 1 Zinstaten folgen lassen können. Die EZB ist gezwungen, mehr Instabilität zu wagen und Inflation zulassen, damit nach Griechenland, Irland und Portugal nicht auch noch vierte Dominostein Spanien fällt. Denn mit diesem großen Land ginge es ans Eingemachte der Eurozone.

Die EZB beruft sich gerne darauf, dass in ihr der Geist der Stabilitätspolitik der früheren Deutschen Bundesbank ruht. Jawohl er ruht und wird auch an Ostern nicht wieder auferstehen.

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG


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