Kommentar
14:00 Uhr, 05.05.2008

Die letzten Böller der FED

Wie erwartet nahm die US-Notenbank die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte auf zwei Prozent zurück. Die Munition ist fast verbraucht, für ein paar vielleicht sogar harmlose Schüsse in der Not reicht es aber noch. Wäre ich Ben Bernanke und liefe Gefahr, die Kontrolle über Zins und Zinseszins zu verlieren, manche meinen ja, er hätte die Kontrolle verloren, ich würde höchstens noch dreimal schießen, aber nicht die magische Ein-Prozent-Marke des alten Greenspan antasten. Noch steht er nämlich als Hauptverursacher der bislang größten Blasen auf dem Sockel der Finanzhelden. Und auch in den Geschichtsbüchern wird er stehen. Sicherlich wünschte er sich ein ganz anderes Kapitel, ein freundlicheres. Unter "Niedrigzinspoltik" und "Finanzblase" wird man ihn leicht finden können, gleich neben Ben Bernanke und dem Stichwort "Helikopter" oder auch "Helikopter-Ben". Doch Bernanke muss Greenspan erst einmal einholen. Noch ist Greenspan die Nummer Eins der Schuldenmacher und zugleich Mahnmal für alle, die glauben, dass niedrige Zinsen immer für alle gut seien.

Für etliche waren diese Minizinsen viel zu gut, die Schnapspulle zu hochprozentig, der Ausschank fast gratis. Deswegen begannen viele wild zu tanzen und kamen dabei ins Straucheln. Während die Banken noch immer betrunken im FED`schen Sauerstoffzelt notbeatmet und werden und der billige Fusel verteilt wird, ziehen die nicht minder berauschten Konsumenten in Zeltstädte um, ohne Aussicht auf Anschluss an Sauerstoff.

Auch hat das Geld inzwischen einen Teil seines magischen Status verloren. Heute bestimmt die Masse, nicht mehr die Klasse seine Wirkweise. Geld wuchert aus allen Ritzen der Notenbanken. Wieviel es genau ist, vermag keiner zu sagen. Wohl nicht umsonst wird die Geldmenge in den USA nicht mehr veröffentlicht. Man schätzt aber eine jährliche Steigerung von inzwischen 20 Prozent pro Jahr. Was wir heute als Geld bezeichnen, ist im engeren gar kein Geld, sondern nur Kredit. Die Leistung für jeden neuen Dollar muss erst noch erbracht werden.

Gegenwärtig ist es aber besonders wichtig zu verkünden, dass die Party noch nicht vorbei ist. Das Beste könnte erst noch kommen. Für Millionen von US-Amerikaner leider etwas zu spät. Sie wurden aus den Partykellern längst entsorgt. Niemand lässt sie weiter anschreiben. Für die restlichen Gäste spielt die Musik noch etwas lauter weiter. Die Finanzmärkte plustern sich auf. Man könnte wegen der Unmengen an umherliegenden Geldspritzen meinen, der Dow schwingt sich bald auf 40.000 Punkte auf. Mag sein, doch spätestens dann werden sich weitere Millionen US-Verbraucher mit ihren stagnierenden bzw. fallenden realen Einkommen fragen, warum ein Kaffee 40 Dollar kostet. Wem ist damit geholfen?

Das Leben scheint inzwischen eine Art von Märchen aus 1001 Prozenten und mantrahaften Versprechungen auf ewiges Glück und nie endenden Reichtum zu sein. Mit niedrigen Zinsen, lauter Musik und kurzfristigen Versprechungen bleibt die Realität vor der Tür. Doch auch sie wird sich Eintritt verschaffen. Die US-Finanzpolitik fleht die Götter förmlich darum an, dafür zu sorgen.

Frank Meyer ist Moderator bei n-tv
www.frank-meyer.tv

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