Kommentar
13:02 Uhr, 21.07.2011

Die Gaspreise sind wieder gestiegen

Die Sommerzeit ist oft die Zeit im Jahr, in der die Gaspreise wieder steigen. So haben bereits im Juni und Juli insgesamt 50 regionale Gasanbieter in Deutschland an der Preisschraube gedreht, ermittelte jüngst das unabhängige Verbraucherportal Toptarif. Im August und September sollen weitere 90 Anbieter ihre Preise anheben. Die Ölpreiskopplung deutscher Gaspreise und die Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland lässt den Anbietern wenig Spielraum.

Besser gestellt sind hier Verbraucher in den USA. Sie können sich über Gaspreise freuen, die zu den günstigsten der Welt zählen. Das hat allerdings auch einen Preis. In den USA betreiben Gaskonzerne so genanntes "hydraulicfracturing" - eine Bohrmethode, mit Hilfe derer Gasschiefer aus bislang nicht erschlossenen Gasreservoirs gewonnen werden kann. Diese Bohrmethode erhöht das Angebot, sie ist aber umstritten. Wegen der Folgen für die Umwelt hat unlängst etwa Frankreich diese Bohrmethode gänzlich verboten.

In den USA erhöht das "hydraulicfracturing" das Erdgasangebot. Doch zahlreiche Anbieter von Bohrdienstleistungen nutzen ihr Equipment mittlerweile um nach Erdöl zu bohren, da die Preisaussichten für Öl besser sind als für das Gas. Die Preise für Henry Hub Natural Gas, den wichtigsten Terminkontrakt für Erdgas in den USA, fielen seit dem Hoch Mitte des Jahres 2008 um 66%, während Öl nur 33% darunter notiert. Diese Verlagerung von Bohrinfrastruktur könnte das Erdgasangebot bald verringern.

Es gibt jedoch noch weitere Gründe, die hinsichtlich der weiteren Preisaussichten für US-Erdgas optimistisch stimmen könnten. Einige Analysten sehen die Möglichkeit, dass die Genehmigung weiterer LNG-Erdgas-Export-Terminals in den USA die Preise entlang der Terminkurve bei Erdgas anheben könnten. CheniereEnergy, ein Erdgaskonzern aus den USA, hat vor wenigen Wochen eine Genehmigung für ein solches LNG-Terminal erhalten, dass voraussichtlich ab dem Jahr 2015 erstmals Erdgasexporte aus den USA ermöglichen wird. Da Erdgas in den USA auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau relativ etwa zu japanischen oder chinesischen Preisen notiert, ist der Export attraktiv.

Außerdem könnten auch Hurrikans den Preis für Erdgas in den USA in diesem Jahr positiv beeinflussen, obwohl sich Analysten von Barclays nicht sehr optimistisch zeigen. Sie weisen zwar darauf hin, dass die US-Regierung in diesem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 65% überdurchschnittlich viele Hurrikans erwartet. Dabei sei jedoch noch nicht gesagt, dass Hurrikans auch die Erdgasinfrastruktur im Golf von Mexiko beschädigen werden. Außerdem sei die Produktion von Erdgas im Golf von Mexiko in den vergangenen Jahren in ihrer Bedeutung für die Versorgung des US-amerikanischen Marktes gesunken, da die Gewinnung von Schiefergas auf dem Festland ausgeweitet wurde.

Dennoch stiegen die Preise für Erdgas seit Monatsbeginn um 12% auf zuletzt 4,55 Dollar. Technische Analysten von Godmode-Trader.de sehen weiterhin hohes Potenzial im Erdgasmarkt in den USA. Ein Kaufsignal sei bereits aktiviert und die Preise könnten im Sommer noch über die 6-Dollar-Marke springen, heißt es in einer Analyse. Eine Spekulation auf höhere Gaspreise ist jedoch wie aufgezeigt nicht ohne Risiko. Das Gasangebot bleibt wohl auf absehbare Zeit hoch und Produktionsrückgänge dürften wenn dann nur gemäßigt ausfallen. Allerdings steigt seit Jahresbeginn das Open Interest, also die Zahl offener Terminkontrakte, stetig an. Zuletzt betrug das Open Interest an der führenden New Yorker Energiebörse 1,53 Millionen Kontrakte, nach 1,36 Millionen Kontrakte zu Jahresbeginn.

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