Kommentar
14:34 Uhr, 01.02.2011

Die Energieversorgung von morgen

Brentöl sprang am letzten Handelstag des Januars über 100$ - und legte durch Anschlusskäufe sofort in einem Zug bis 101,68 Dollar zu.

Brent ist die neue Benchmark für den weltweiten Ölpreis - WTI wurde schon von JP Morgan und der OPEC als Benchmark ersetzt.

Wo geht es hin mit der Energieversorgung der Welt? Die Produktion konventionellen Erdöls hat im Jahr 2005 ein Hoch erreicht, das bis heute nicht überboten werden konnte. Aus alternden Feldern sprudelt immer weniger Öl, während sich Neufunde auf kleine Quellen oder auf schlecht zugängliche Reservoirs beschränken. Die globalen Exportmengen fallen, da der wachsende Wohlstand den Binnenverbrauch auch in den Ländern erhöht, die Öl exportieren. Unkonventionelle Quellen, wie Ölsand, Ölschiefer oder Tiefseeöl, können nicht so schnell erschlossen werden, um die rasant wachsende Nachfrage aufstrebender Schwellenländer zu befriedigen. Gleichzeitig fällt die Produktionsmenge alternder Felder, sodass unkonventionelles Öl zum großen Teil dazu benötigt werden wird, Förderrückgänge zu kompensieren.

Ist Ethanol eine Alternative? Nein. Was für eine Ironie das ist, dass unsere Politiker Spekulanten vorwerfen, Nahrungsmittelpreise nach oben zu treiben, während sie selbst die Verbrennung von Nahrungsmitteln zu Bioethanol zulässt (Besonders die USA, die 1/3 der Maisernte zu Ethanol vergären lassen). Da wird es ein Umdenken geben - es kann nicht angehen, dass Millionen Tonnen Mais verbrannt werden, wenn irgendwann zehn Milliarden Menschen auf dem Planeten leben werden und essen wollen und müssen.

Sind die Erneuerbaren Energieträger ein Ersatz für das Öl? Nein. Sie werden sich noch eine lange Zeit nicht ohne staatliche Subventionen selbst tragen können und selbst wenn - werden sie nur einen Bruchteil der weltweiten Energienachfrage befriedigen können.

Kohle? Nein. Der Klimawandel ist heute schon schlimm genug.

Uran? Erdgas oder LNG? Es geht wohl in diese Richtung.

Der Uranpreis steigt steil an...er macht damit die jüngste Bewegung im Öl mit. Den Anstieg von knapp über 30 Dollar bis 80 Dollar im Öl hat er nicht mitgemacht. Jetzt ist Öl von 80 auf 100 $ und Uran pro Pound von 41 auf 72 Dollar gestiegen. Das lässt für mich den Schluss zu, dass Öl über 80 Dollar in einer Art "Krisengebiet" angelangt ist - in der Marktteilnehmer Substitution weg von Öl und hin zu Uran vermuten. Im Englischen spricht man hierbei von "demand destruction" - mit jedem erneuten Aufschwung des Ölpreises wird es zu einem Ausscheiden von Nachfragern kommen. Einige Ölverbraucher werden ganz aus dem Markt ausscheiden - Firmen werden schließen, Menschen werden ihr Auto verkaufen. Andere wiederum werden auf alternative Energiequellen umsteigen, ihr Auto also auf Gas umrüsten oder Hybridfahrzeuge kaufen.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
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Chefmarktanalyst CMC Markets
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Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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