Kommentar
10:57 Uhr, 02.07.2018

Die aktuelle Lage am Aktienmarkt

Sind die Börsen noch euphorisch ins neue Jahr gestartet, so folgte wie erwartet nun die Ernüchterung auf dem Fuße. Hat man nicht gerade am ukrainischen Aktienmarkt investiert (+27 %), so musste man sich in der Regel auf Verluste einstellen.

Gastbeitrag des Guidants-Experten Dr. Christoph Bost

Gut behauptet zeigte sich der amerikanische Dow Jones Index mit -2 % dank Aktienrückkäufen der Unternehmen in nie gekannter Höhe, welche teilweise durch die Steuerreform der Regierung Trump bedingt waren, teilweise aber auch weil die Unternehmer sich scheinbar außer Stande sehen mit normalen Investitionen den Gewinn pro Aktie zu steigern. Sie sind sogar bereit, um diese Schwäche zu überdecken, kräftig Schulden aufzunehmen um diese Käufe zu finanzieren.

Sie tragen damit dazu bei, dass global die Schulden der Unternehmen ohne Finanzsektor in den letzten zehn Jahren von 37.000 Milliarden Dollar auf 66.000 Milliarden Dollar gestiegen sind. Viele Analysten warnen entsprechend davor, dass genau diese Entwicklung als Folge der billigen Geldpolitik im nächsten Abwärtstrend die Achilles-Ferse des Aktienmarktes sein wird. Darüber hinaus wird sich herausstellen, dass der aktuelle Anstieg, besonders stark getrieben von Momentumaktien aus den US Technologiesektor, sowie der Tendenz der Anleger einen Großteil ihrer Gelder in Passivprodukte (ETF) anzulegen, im Falle einer Wende auch in die Gegenrichtung entsprechend funktionieren wird. Die Masse der Anleger sollte sich daher schon jetzt auf herbe Enttäuschungen einstellen. Bei vielen Einzelaktien ist diese Entwicklung bereits zu beobachten wie zum Beispiel bei Lufthansa. Der Star des Jahres 2017 ist einer der größten Verlierer im ersten Halbjahr 2018.

Zu den großen Verlierern gehören auch weiterhin die Minenwerte mit einem Minus von 10 %, Silberminen sogar -12 %. Sollte sich hier das Momentum drehen kann mit einer regelrechten Explosion gerechnet werden, beläuft sich der Wert der Goldminen doch gerade einmal auf 0,1 % der Weltaktienmarktkapitalisierung oder auf ca. 10 % des Wertes von Apple. Selbst das gesamte geförderte Gold, inklusive dem Notenbankgold, macht inzwischen dank der Gelddruckpresse nur noch einen geringen Teil des Weltfinanzvermögens aus, die Gesamtsumme beläuft sich nicht einmal mehr auf den Wert der so genannten FAANG Aktien. Auch Gold hat im ersten Halbjahr Federn lassen, es verlor auf Dollarbasis ca. 4 %. Noch schlechter abgeschnitten haben die Indices in Deutschland (-5 %), Japan (-5 %), Hongkong (-6 %) und China (-12 %). Für die Verluste ist sicherlich nicht nur Präsident Trump verantwortlich, er hat aber mit seinem Protektionismus einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Hatten zunächst die Anleger und Unternehmer seinem Gebaren mit etwas Amüsement betrachtet, so hat man inzwischen begriffen, dass man die Egozentrik dieses Mannes doch unterschätzt hat. Entsprechend macht sich inzwischen Unsicherheit breit, was zur Folge hat, dass Investitionen teilweise zurückgestellt werden, aber noch wichtiger, dass ganz neue Geschäftsmodelle angestrebt werden um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren. Niemand lässt sich nämlich gerne erpressen. Der langfristige Schaden den Präsident Trump seinem Land bescheren wird, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Darüber sollte auch die eine oder andere Unternehmerinvestition in den USA als Folge des Protektionismus nicht hinwegtäuschen. Längerfristig sind die Wachstumspotenziale im asiatischpazifischen Raum wesentlich attraktiver. Die Unternehmer werden daher nur das Notwendigste tun um Präsident Trump solange bei Laune zu halten bis die neuen Geschäftsbeziehungen ausgereift sind. Im Grunde genommen beschleunigt Präsident Trump die Entwicklung: Weg von den USA. Sein Ziel den Aufstieg insbesondere von China zu verhindern wird er verfehlen, kleinere kurzfristige Erfolge werden mittel- bis längerfristig größere Niederlagen folgen.

Dies wird auch den Anlegern immer bewusster, obwohl die Korrektur am Aktienmarkt aus technischer Sicht schon deutliche Fortschritte gemacht hat, dürfte sie noch nicht vorüber sein, unser Indikatorenmodell hat sich sogar deutlich verschlechtert. Nach einer kurzen Erholungsphase sollte damit gerechnet werden, dass auch die nächsten Wochen weitere Rückschläge bringen werden. Dies könnte dann die Rückbesinnung auf den Bereich bringen, der deutlich unterbewertet ist: Die Edelmetallaktien.

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