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Mainova AG: Rede aus der Hauptversammlung
31.05.2017 / 13:02
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
Hauptversammlung
der Mainova Aktiengesellschaft
am 31. Mai 2017 im
Palmengarten Frankfurt
Rede von
Dr. Constantin H. Alsheimer
Vorsitzender des Vorstandes
der Mainova Aktiengesellschaft
Es gilt das gesprochene Wort.
Begrüßung
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
auch im Namen meiner Vorstandskollegen
Norbert Breidenbach und Lothar Herbst
darf ich Sie herzlich begrüßen zur diesjährigen Hauptversammlung Ihrer Mainova Aktiengesellschaft
im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens.
Der Palmengarten ist eine altehrwürdige Frankfurter Institution. Er geht zurück auf die Initiative Frankfurter Bürger.
Ursprünglich wurde er als Aktiengesellschaft gegründet.
1871 wurde der Palmengarten eröffnet.
Seitdem lockt er jedes Jahr zahlreiche Besucher.
In den vergangenen Jahren jeweils mehr als eine halbe Million.
Seit dem vergangenen Winter beheizt Mainova die vielen Häuser des Palmengartens mit Fernwärme.
Möglich wurde dies durch den Zusammenschluss der Frankfurter Kraftwerke, den wir in diesem Jahr vollenden werden.
Durch diesen Verbund können wir unsere Kraftwerke flexibler steuern und besser auslasten. Vom Müllheizkraftwerk in der Nordweststadt bis zum Heiz- und Kältewerk am Frankfurter Flughafen.
Unsere Kraftwerke sparen dadurch pro Jahr bis zu 100.000 Tonnen CO2. Das ist so viel CO2, wie rund acht Millionen Bäume jährlich absorbieren. Und es ist ein ganz erheblicher Beitrag zu den Klimaschutzzielen der Stadt Frankfurt am Main.
Sie sehen: Mainova-Fernwärme ist gut für den Palmengarten und gut für das Klima.
Einleitung
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Mainova bewegt - dieser Leitsatz bildet den Kern unserer Berichterstattung über das abgelaufene Geschäftsjahr.
Und das aus gutem Grund: Mit unserer Energie bewegen wir Menschen und Märkte.
Außerdem leben wir in bewegten Zeiten - wenn Sie an die Energiepolitik denken.
Und - das ist mir wichtig - wir bewegen uns auch intern.
Das heißt wir verbessern beständig unsere Strukturen und Prozesse.
Die Früchte dieser Bewegung im Innern unseres Unternehmens lassen sich auch in unserer Bilanz ablesen.
Wir freuen uns deshalb sehr, Ihnen von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2016 berichten zu können.
Rückblick auf das Geschäftsjahr 2016
Im vergangenen Jahr konnten wir ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 159,7 Millionen Euro erwirtschaften.
Es ist das höchste Ergebnis, das Mainova je erzielt hat.
Im Vergleich zum Vorjahr liegt es um 57,1 Millionen Euro höher.
Wir sind mit diesem historisch hohen Geschäftsergebnis sehr zufrieden.
Einziger Wermutstropfen:
Unser bereinigtes Ergebnis ist um 28,6 Millionen Euro auf 100,3 Millionen Euro gesunken.
Die auf den ersten Blick rückläufige Entwicklung lässt jedoch keinen Rückschluss auf unsere operative Leistungsfähigkeit zu.
Fakt ist: Dieses Ergebnis beinhaltet eine Reihe von außergewöhnlich hohen Belastungen aus Wertberichtigungen und Risikovorsorge. Im Vergleich zum Vorjahr liegen diese um 55 Millionen Euro höher.
Fakt ist auch: Durch kontinuierliche Effizienzsteigerungen und das hohe Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir unsere operative Ertragskraft weiter steigern und einen großen Teil dieser außergewöhnlichen Belastungen abfedern.
Und das, meine Damen und Herren, obwohl das Marktumfeld mehr als schwierig war und ist.
Wir verbessern permanent unsere Prozesse und werden dadurch deutlich effizienter.
Deshalb konnten wir unser starkes Ergebnis mit einer angepassten Mitarbeiterzahl erreichen.
Im Vergleich zum Jahr 2011, dem Beginn unseres Effizienzprogrammes EINS, hat sich die Anzahl der Mitarbeiter um rund 10 Prozent verringert.
Lassen Sie mich nun auf die Geschäftsentwicklung unserer einzelnen Segmente eingehen:
In der Erzeugung erhöht der Verfall der Preise an der Strombörse den Druck auf die Wirtschaftlichkeit der Anlagen weiter.
In erster Linie sind hiervon unsere Beteiligungen an den hocheffizienten Gaskraftwerken in Irsching und in Bremen betroffen. Wir sehen hier weder kurz- noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung. Dies hatte Wertberichtigungen und Risikovorsorgen - allein in diesem Segment - von rund 40 Millionen Euro zur Folge. Das Segmentergebnis hat sich entsprechend auf minus 21,6 Millionen Euro verschlechtert.
In unseren traditionell wichtigen Segmenten Strom- und Gasversorgung konnten wir erneut Kunden hinzugewinnen und den Absatz deutlich steigern. Hier sind wir mit dem Geschäftsverlauf zufrieden.
Der Rückgang unseres Stromergebnisses auf 18,9 Millionen Euro lag im Rahmen unserer Erwartung.
Er ist auf Einmaleffekte aus Risikovorsorge und auf höhere Aufwendungen für die Strominfrastruktur zurückzuführen.
Das Gasgeschäft entwickelte sich mit einem Ergebnis von 75,6 Millionen Euro weiter positiv. Neben der Witterung zeigen sich hier die Erfolge unserer Beschaffungsstrategie.
Durch sie konnten wir von guten Preisen auf den Energiemärkten profitieren.
Gut auch für unsere Kunden: Denn dies machte Preissenkungen möglich.
Das Ergebnis der Wärmeversorgung ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Dies betrachten wir mit Sorge. Grund hierfür ist das Preissystem, welches die aktuellen Marktgegebenheiten und den tatsächlichen Brennstoffeinsatz nicht mehr vollständig abdeckt. Hier arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung.
Das Wassergeschäft hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 1,4 Millionen Euro verbessert. Trotz einer Preisanpassung ist die Rendite im Standardgeschäft auch im Hinblick auf das gebundene Kapital aber nach wie vor zu niedrig.
Unser bedeutendes Segment Beteiligungen liegt mit einem Ergebnis von 33,8 Millionen Euro unter dem des Vorjahres. Das beruht vor allem auf einer großvolumigen Wertberichtigung in der Sphäre einer Minderheitsbeteiligung.
Ein Teil dieser Belastung konnte durch höhere Ergebnisbeiträge anderer Beteiligungen kompensiert werden. Insbesondere unsere strategisch wertvolle Beteiligung an der Thüga bereitete uns in diesem Zusammenhang viel Freude.
Meine Damen und Herren,
wer operativ stark ist, der kann auch kräftig in die regionale Infrastruktur investieren. Das haben wir im vergangenen Geschäftsjahr getan und zwar auf einem historisch hohen Niveau. 2016 haben wir 155 Millionen Euro investiert.
Nur 2009 und 2012 waren unsere Investitionen insgesamt höher, damals aufgrund unserer Beteiligungserwerbe an der Thüga und an Windkraftanlagen.
Ein Großteil der Investitionen im zurückliegenden Geschäftsjahr, nämlich 48,7 Millionen Euro, entfiel auf den eingangs erwähnten, strategisch wichtigen Fernwärmeausbau. Dieses Projekt wird uns über Jahre hinweg deutliche Effizienzvorteile bringen.
Wichtig ist aber auch, dass wir rund 59 Millionen Euro in den Ausbau und Erhalt unserer Verteilnetze für die Strom, Gas, Wärme und Wasser investiert haben.
Damit gewährleisten wir die hohe Versorgungssicherheit in unserer Region auch für die Zukunft.
Dieses hohe Investitionsvolumen konnten wir vollständig - zu 100 Prozent - aus dem Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit in Höhe von 229,2 Millionen Euro abdecken.
Das - meine Damen und Herren - halte ich für bemerkenswert.
Darüber hinaus konnten wir unsere Finanzschulden auch im vergangenen Jahr deutlich reduzieren. Und zwar um sieben Prozent. Unsere Eigenkapitalquote beträgt stabile 37,9 Prozent. Mit mehr als einer Milliarde Euro Eigenkapital - seit 10 Jahren haben wir es kontinuierlich gesteigert - verfügt unser Unternehmen über eine hervorragende Risikotragfähigkeit.
Das schafft die Basis für operative Stärke auch in der Zukunft.
Deshalb gehen wir unter den aktuellen Rahmenbedingungen davon aus, im Geschäftsjahr 2017 ein bereinigtes Ergebnis leicht über dem Niveau von 2016 zu erzielen.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Aussicht - meine sehr geehrten Damen und Herren - bleibt Ihre Mainova Aktie ein attraktives Investment mit einer guten und verlässlichen Rendite.
Zum Ende des Jahres 2016 lag der Wert Ihrer Mainova-Aktie bei 355 Euro - gestern Abend stand sie um fast 7 % höher, nämlich bei 379 Euro.
Auch in diesem Jahr werden Sie eine Dividende von 10,84 Euro je Aktie erhalten.
Meine Damen und Herren,
eine der wichtigen Kennzahlen ist für uns die Entwicklung der Anzahl unserer Kunden.
Im vergangenen Geschäftsjahr konnten wir im Saldo mehr als 5.000 Kunden hinzugewinnen.
Seit 2009 haben wir unter dem Strich insgesamt über 100.000 Kunden gewonnen.
In dem nachhaltig harten Wettbewerbsumfeld, in dem wir uns befinden, sind dies gute Zahlen.
Ausdrücklich möchte ich hinzufügen: wir werden uns darauf aber nicht ausruhen.
Es ist vor allem das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden, das wir permanent verdienen wollen.
Dafür setzen wir uns ein: Tag für Tag und Nacht für Nacht.
Auch weiterhin ist es unsere wichtigste unternehmerische Aufgabe, diesem Vertrauen durch hervorragende Leistungen und eine zuverlässige und glaubwürdige Geschäftspolitik zu entsprechen.
Glaubwürdigkeit der Politik - Entwertung von Investitionen
Meine Damen und Herren,
als Unternehmen gehen wir ständig unternehmerische Risiken ein.
Wir bei Mainova tun dies stets unter Abwägung unserer eigenen Risikotragfähigkeit.
Und wir tun dies mit dem Ziel, einen klugen Risikomix zu erreichen.
In den Jahren 2006 und 2011 haben wir Investitionsentscheidungen für eine Beteiligung an den hocheffizienten Gaskraftwerken im bayerischen Irsching und in Bremen getroffen.
Die damaligen relevanten politischen Akteure hatten seinerzeit versichert, dass der Markt das dominierende Ordnungsprinzip im Energiesektor sein werde.
Deshalb und weil hochflexible, CO2-arme und grundlastfähige Gaskraftwerke die ideale Ergänzung zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind, haben wir uns an diesen Anlagen beteiligt.
Wir sind nach wie vor der Überzeugung, und da stehen wir nicht allein: hocheffiziente und hochflexible Gaskraftwerke machen Sinn. Gerade auch, um die Energiewende erfolgreich und kostengünstig umzusetzen.
Deswegen glauben wir auch weiterhin an die Zukunft dieser Investitionen.
Gleichzeitig muss man im Rückblick konstatieren: die damaligen Zusagen waren nicht verlässlich.
Im Energiewirtschaftsgesetz ist der Grundsatz formuliert, dass "wettbewerbliche Marktmechanismen" die Grundlage der Stromerzeugung bilden.
Viele der politischen Weichenstellungen - auch in jüngerer Zeit - sprechen leider eine andere Sprache.
Nicht der Markt wurde zum entscheidenden Ordnungsprinzip für die Stromerzeugung, sondern - in großem Stil - Subventionspolitik.
Die Folge der Subventionen sind niedrige Großhandelspreise für Strom. Das macht unseren Anlagen zu schaffen.
Was aber - meine Damen und Herren - ist für den Klimaschutz gewonnen, wenn aufgrund des niedrigen Börsenstrompreises CO2-intensive Braunkohlekraftwerke rund um die Uhr laufen?
Und was hat der Verbraucher davon, wenn er gleichzeitig durch die hohen Steuern und Abgaben nichts von dem geringen Börsenstrompreis spürt?
Neues Oligopol durch ÜNB
In jüngster Zeit, meine Damen und Herren, gibt es erneut legislative Entscheidungen, die das Ordnungsprinzip des Marktes ad absurdum führen.
So wurde den vier Betreibern der großen Übertragungsnetze das Recht eingeräumt, eigene Erzeugungsanlagen zu errichten und - in einem regulierten Kontext - zu betreiben.
Sie sollen damit die Versorgungssicherheit gewährleisten.
Das Problem dabei ist, dass Netzbetreiber typischerweise gar keine Kraftwerke errichten und betreiben.
Es gibt andere Unternehmen, die mit ihren Kraftwerken am Markt tätig sind.
Diese Kraftwerksbetreiber gehen jedoch leer aus.
Stattdessen kommen die vier Übertragungsnetzbetreiber zum Zuge und müssen dabei ihre Investitionen noch nicht einmal am Markt ausschreiben.
Vielmehr bekommen sie - vom Stromkunden bezahlt - eine staatlich garantierte Rendite.
Auf diese Weise wird - quasi nebenbei - auch noch das Ordnungsprinzip des Unbundlings - also der Entflechtung der Erzeugung vom Netzbereich - konterkariert.
Kaschiert wird das Ganze mit der Aussage, es handele sich bei den in Frage stehenden Anlagen überhaupt nicht um Kraftwerke, sondern um sogenannte Netzstabilitätsanlagen.
Meine Damen und Herren, wir halten das für keine gute Entwicklung.
Dem Energiesektor hat es gut getan, dass das alte Oligopol im Erzeugungssektor aufgebrochen wurde.
Der Wettbewerb im Vertrieb hat für den Verbraucher zu Wahlfreiheit und tendenziell zu niedrigeren Preisen geführt.
Wir haben uns deshalb immer für marktwirtschaftliche Lösungen ausgesprochen.
Wenn aber marktwirtschaftliche Prinzipien im Erzeugungsbereich auch weiterhin höchstens halbherzig angewendet, ja sogar konterkariert werden, hat das negative Konsequenzen.
Für den Verbraucher und für den Erfolg der Energiewende.
Meine Damen und Herren,
Nach wie vor plädieren wir dafür, die Herausforderungen der Energiewende so weit wie möglich durch den Markt und im Wettbewerb zu lösen.
Außerdem - und daraus mache ich ganz bewusst keinen Hehl: für uns als Unternehmen bedeutet Markt immer die Möglichkeit, geschäftliche Chancen zu entwickeln.
Dies erfolgreich zu tun ist unser vornehmstes Ziel.
Doktrin der stromgeführten Energiewende
Meine Damen und Herren,
noch ein anderes Thema macht uns Sorgen.
Wir beobachten, dass das Denken und Handeln der maßgeblichen Akteure im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit einiger Zeit von der Doktrin der stromgeführten Energiewende geleitet wird.
Die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität wird dabei von vorneherein auf einen bestimmten Entwicklungspfad verengt.
Alles soll über Strom laufen.
Der Energieträger Gas und die Gasinfrastruktur haben in dieser Vorstellung keinen Platz mehr.
Das, meine Damen und Herren, ist das Gegenteil von Technologieoffenheit.
Lösungsansätze wie Power-to-Gas werden damit ins Abseits gestellt - also die Nutzung von überschüssigem Photovoltaik- und Windstrom zur Erzeugung von Wasserstoff und Methan - und bei Bedarf die Umwandlung des gespeicherten grünen Gases zurück in Strom.
Und das, ohne dass eine ähnlich großvolumige Speicherlösung auch nur am Horizont in Sicht wäre.
Meine Damen und Herren,
aus unserer Sicht ist der Energieträger Gas - ob Erdgas oder erneuerbares Gas - ein wichtiger Schlüssel zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele.
Die Doktrin der stromgeführten Energiewende bedeutet aber nicht nur einen Bruch mit dem Prinzip der Technologieoffenheit. Sie impliziert auch eine Absage an dezentrale Lösungen zum Beispiel auf Basis hocheffizienter Kraftwärmekopplung,
kurz: KWK.
Problematisch ist auch, dass mit der Doktrin der stromgeführten Energiewende letztlich das Prinzip der Wirtschaftlichkeit verletzt wird.
Mögliche Alternativen beispielsweise zum alleinigen Ausbau der Stromautobahnen werden gar nicht erst erwogen.
Außerdem wird der ungeheure Ausbaubedarf beim Stromnetz offenbar nicht gesehen.
Dieser würde durch einen ausschließlichen Wechsel von Gas auf Strom im Wärmsektor entstehen:
Allein für das Frankfurter Stromverteilnetz ist - überschlägig - von Investitionskosten in Höhe von 3 bis 4 Milliarden Euro auszugehen.
Wohlgemerkt: alleine für das Frankfurter Stromverteilnetz und zwar
- zusätzlich zu den erforderlichen Investitionen aufgrund der alterungsbedingten Erneuerung der Netze
- und zusätzlich zu den Kosten für den ebenfalls erforderlichen Ausbau des vorgelagerten Übertragungsnetzes
- und zusätzlich zu dem erforderlichen Ausbau der Strominfrastruktur für die Elektromobilität.
Meine Damen und Herren,
Ohne Not würden auf diese Weise weitgehend bezahlte Energienetze, nämlich die für Gas, entwertet und zugleich der Bedarf für einen sehr teuren zusätzlichen Ausbau der Stromnetzinfrastruktur geschaffen.
Und bezahlen müssten dies alles die Stromkunden.
Die Doktrin der stromgeführten Energiewende kann nicht die Lösung sein.
Die Vollelektrifizierung aller Sektoren schon heute zu entscheiden und festzulegen erscheint nicht sinnvoll
- weder volkswirtschaftlich, noch unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit, noch unter dem Gesichtspunkt der Dekarbonisierung!
Nachdem längere Zeit keine kritische Debatte zum Thema einer rein stromgeführten Energiewende zu vernehmen war, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, was vor etwa drei Wochen (am 11. Mai) im Nachrichtendienst energate zu lesen war.
Unter der Überschrift "Elektrifizierung ist für Brüssel nicht der Königsweg" wurde von einer Veranstaltung des Forums für Zukunftsenergien in Brüssel berichtet.
Offenbar sind auch die dort zitierten Europa-Abgeordneten skeptisch.
So heißt es, ich zitiere: "Deutschland ist wieder einmal dabei, einen anderen Weg zu gehen. Wir im EU-Parlament sind technologieoffen". Zitat Ende.
Und aus der EU-Kommission war zu vernehmen: wichtig bei der Sektorkopplung sei "nur die Flexibilität", nicht aber die Festlegung auf eine einzige Technologie.
Meine Damen und Herren,
von Anfang an haben wir die Energiewende aktiv unterstützt und mitgestaltet.
Der Erfolg der Energiewende ist uns als Unternehmen wichtig. Wir denken dabei an die kommenden Generationen und sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst.
Allerdings ist der Erfolg der Energiewende kein Selbstläufer.
Die Energiewende wird nur gelingen, wenn sich die am besten dafür geeigneten Technologien im Wettbewerb entwickeln müssen.
Wir setzen uns daher dafür ein, dass dezentrale und wettbewerbliche Strukturen gestärkt und nicht neue Oligopole befördert werden.
Mainova hat die Digitalisierung im Blick
Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir zum Schluss noch einige Bemerkungen zum Thema Digitalisierung.
Die immer stärkere Vernetzung und Automatisierung im Zuge der Digitalisierung wird auch unser Geschäftsmodell erheblich verändern.
Wir sehen dabei vor allem Chancen und versuchen die richtigen Antworten zu finden.
Wir übersehen dabei nicht die Herausforderungen dieser Aufgabe.
Knapp 1000 energieanbietende Unternehmen kämpfen in Deutschland um Kunden in einem zunehmend digitalisierten Wettbewerbsmarkt.
Es geht dabei nicht nur um die klassischen Handelsprodukte Strom und Gas.
Es wird zunehmend darum gehen, umfassende dezentrale energiewirtschaftliche Problemlösungen anzubieten.
Solche Lösungen müssen den Energiebedarf flexibilisieren. Das heißt, es muss ermöglicht werden, volatile erneuerbare Energie in den Stunden verstärkt einzusetzen, in denen das Angebot an diesen Energien groß ist.
In den Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, müssen Anreize dazu führen, dass der Energieverbrauch gedrosselt wird, oder alternativ andere Energiequellen herangezogen werden.
Kurzum es geht um den rasch an Bedeutung gewinnenden Markt der Energie-Flexibilität.
Hinzu kommt, dass die Digitalisierung den Trend zur Selbstversorgung verstärkt.
Die Rolle des Energie-Produzenten und des Energie-Konsumenten überschneidet sich mehr und mehr.
Wir haben bereits Produktlinien entwickelt, die diesem Trend entsprechen.
Namentlich "Mainova daheimSolar",
das "Mainova Mieterstrommodell"
und das Pachtmodell "Mainova-Eigenstrom".
Wir sind mit diesen innovativen Produkten am Markt erfolgreich und werden unsere Position weiter ausbauen.
Sicher ist allerdings auch: die Digitalisierung der Energiebranche steht erst am Anfang.
Sie wird sich in ihrer Wucht noch deutlich verstärken und sie wird den Wettbewerbsdruck enorm erhöhen.
In welchem Ausmaß Digitalisierung im Energiesektor "disruptiv" wirken wird, kann gegenwärtig niemand mit Gewissheit beantworten.
In jedem Fall sicher ist jedoch, dass die Digitalisierung entscheidende, neue Anforderungen stellen wird:
- Anforderungen an die Gestaltung unserer energiewirtschaftlichen Kernprozesse,
- Anforderungen an die Flexibilität und an die Geschwindigkeit, mit der wir auf neue Markttrends reagieren müssen und
- Anforderungen an die Art unserer Zusammenarbeit im Unternehmen und in Netzwerken.
Auch die Kreativität der Produktentwicklung und möglicherweise die Verknüpfung der Produkte mit neuen Kundenerlebniswelten werden uns erheblich herausfordern.
Kurzum: jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, das gesamte Unternehmen ist mitsamt seiner Kultur gefordert. Alle müssen der Digitalisierung Rechnung tragen.
An dieser Aufgabe haben wir im vergangenen Geschäftsjahr intensiver denn je gearbeitet.
Zugleich sind wir uns bewusst, dass noch ein gutes Stück des Weges vor uns liegt.
Abschluss
Meine Damen und Herren,
Ihre Mainova hat ein gutes Geschäftsjahr hinter sich.
Wir sind ein starkes Unternehmen.
Wir haben in der Vergangenheit klug in profitable Projekte investiert. Nicht nur im letzten Jahr haben wir den Grundsatz der Risikotragfähigkeit beachtet und wir haben Risikovorsorge betrieben.
Und wir haben unsere Verschuldung konsequent reduziert.
Unzweifelhaft ist: die Welt der Energieversorgung wird sich auch weiterhin schnell wandeln.
Der Druck des Marktes und der Regulierung wird weiter stark zunehmen.
Vor diesem Hintergrund wird Ihre Mainova unablässig große Kraftanstrengungen unternehmen müssen, um diese Zukunft erfolgreich und aktiv zu gestalten - und um sich zu behaupten.
Dazu setzen wir auf die Fähigkeiten und die Tugenden unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bereits in der Vergangenheit haben diese nicht gezögert, Unternehmensveränderungen mit großem Erfolg mitzugestalten.
Meine Damen und Herren,
neben der Herausforderung durch einen hart umkämpften Energiemarkt wissen wir auch um unsere Verantwortung für die energetische Infrastruktur einer der prosperierendsten Regionen Europas: Wir sind zuverlässiger Versorger des größten deutschen Flughafens, der weltweit bedeutenden Messe Frankfurt, vieler Banken und Rechenzentren, sowie des größten Internetknotens der Welt.
Meine Damen und Herren, für die Mainova AG gibt es viele Herausforderungen, aber auch richtig viele Chancen. Wir nehmen sie alle in Angriff.
Vielen Dank für Ihr Vertrauen.
31.05.2017 Veröffentlichung einer Corporate News/Finanznachricht, übermittelt durch DGAP - ein Service der EQS Group AG.
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