Kommentar
12:58 Uhr, 31.01.2008

Deutschland: Konsum oder nicht Konsum, das ist hier die Frage

1. Die Einzelhandelsumsätze enttäuschten im Dezember 2007 einmal mehr: Statt des erhofften Rückpralls (Bloomberg-Median: +1,7 % mom) gingen sie real um 0,1 % mom zurück. Das Vorjahresniveau wird - kalender- und saisonbereinigt – um 6,8 % unterschritten, das ist der größte Vorjahresabstand dieser Zeitreihe. Auch wenn der Vergleich aufgrund der im Dezember 2006 dominierenden Vorzieheffekte zur Vermeidung der Mehrwertsteuererhöhung etwas „ungerecht“ ist, bleibt das Bild schlecht: Nimmt man nämlich den Januar 2007, der durch entsprechende hohe Ausfälle gekennzeichnet war (-4,5% mom) als Vergleichsbasis, ergibt sich dennoch ein Rückgang um 2,4%.

2. In der weiteren Abgrenzung einschließlich der Tankstellen und des Kfz-Handels stiegen hingegen die Einzelhandelsumsätze um 2,2 % mom an. Dieser in normalen Zeiten bessere Indikator führt aber derzeit in die Irre, denn es waren nicht die Haushalte, sondern die Firmen, die Pkw kauften. Sie taten dies, weil sich im Dezember zum letzten Mal die Chance bot, den Fuhrpark zu verjüngen und gleichzeitig die neu erworbenen Pkw beschleunigt (degressiv) abzuschreiben. Seit dem 1.1.2008 ist diese Möglichkeit abgeschafft. Pkw-Käufe der Unternehmen zählen aber zu den Investitionen und nicht zum Konsum.

3. Das vierte Quartal war somit eine herbe Enttäuschung. Statt des Beginns des Comebacks des Konsums erlebten wir einen Rückfall in die alte Konsumschwäche. Die Einzelhandelsumsätze sanken nämlich um 3,0 % im Vergleich zum dritten Quartal. Das deutet auf einen merklichen Rückgang der Konsumaktivität hin. Schuld daran dürften zwei Dinge gehabt haben. Erstens hat die Inflation sich im vierten Quartal auf 2,8 % beschleunigt und die Einkommenszuwächse aufgefressen. Die Haushalte hatten real weniger im Geldbeutel. Zweitens – und nicht weniger bedeutend – schnellte die gefühlte Inflation (gemessen am Brachinger-Index) auf über 8 % in die Höhe und ließ das Loch im Geldbeutel noch größer erscheinen, als es ohnehin schon war. Somit hielten sich die Haushalte mit ihren Anschaffungen zurück.

4. Ist das das Ende der Konsumstory für 2008? Nein. Wir müssen aber konstatieren, dass die Erholung sich wohl verschieben wird. So deutet der Bloomberg-Einkaufsmanagerindex für die Einzelhändler darauf hin, dass sich im Januar an der Konsumsituation nicht viel verändert hat. Eine Stagnation im Februar und März unterstellt, würde der hochgerechnete Einkaufsmanagerindex einen Rückgang des privaten Konsums um rund 1¾ % qoq bedeuten. So schlimm wird es wohl nicht kommen, aber diese Kalkulation zeigt, wie schwer der Start in das neue Jahr ausfällt. Schuld daran hat dieses Mal aber nicht allein die Inflation, die zunächst noch hoch bleiben wird, sondern auch der Börsencrash im Januar und Meldungen von Entlassungen wie bei Nokia. Laut einer Umfrage für RTL und „Stern“ hat sich in nicht einmal vier Wochen seit Anfang Januar der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung für das laufende Jahr erwarten, von 38 % auf 45 % erhöht.

5. Wir sind aber unverändert überzeugt davon, dass sich die robuste Arbeitsmarktentwicklung und die hohen Lohnsteigerungen in diesem Jahr als Treibstoff für den Konsum erweisen werden. So wie es aussieht, fahren wir im ersten Halbjahr noch mit angezogener Handbremse. Doch wenn sich die Inflationsrate in Jahresverlauf zurückbildet und die Nachrichten von den Finanzmärkten sich bessern, dann löst sich diese Bremse.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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