Deutschland dringt für Weltklimakonferenz auf ehrgeizige Ziele
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Bundesregierung will sich bei der am Donnerstag beginnenden Weltklimakonferenz in Dubai gemeinsam mit den europäischen Partnern für "ehrgeizige Ziele" einsetzen. Das kündigten Auswärtiges Amt, Wirtschaftsministerium, Entwicklungsministerium und Umweltministerium in einer Pressemitteilung an. Ein Ziel ist demnach, dass die versammelten Staaten die globale Verdreifachung der Kapazitäten von erneuerbaren Energien bis 2030 und die Verdoppelung der jährlichen Steigerung der Energieeffizienz beschließen. Einhergehen soll dies mit Energieeinsparungen und dem schrittweisen Ausstieg aus der Erzeugung und dem Verbrauch fossiler Energien.
Außerdem stehe für die Bundesregierung die Solidarität mit den Entwicklungsländern weit oben auf der Agenda. Für den bei der vorangegangenen Klimakonferenz beschlossenen Fonds für Verluste und Schäden sollten nun Funktionsweise, Arbeitsstrukturen und Finanzierungsmechanismen so beschlossen werden, dass dieser seine Arbeit nach der Dubaier Konferenz aufnehmen könne. Im Bereich der Klimafinanzierung leiste Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des gemeinsamen 100-Milliarden-Dollar-Ziels der Industriestaaten und setze sich dafür ein, dass auch andere ihren fairen Anteil leisteten.
"Niemand auf der Welt kann sich der Klimakrise entziehen", betonte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Vor acht Jahren, als die Pariser Klimaziele vereinbart worden seien, hätten erneuerbare Energien noch als Investitionsrisiko gegolten. Heute seien sie "eine enorme wirtschaftliche Chance". Jetzt gehe es darum, Tempo zu machen. Es handele sich um die wichtigste Weltklimakonferenz seit dem Übereinkommen von Paris. "Wir ziehen erstmals Bilanz, wo wir als Weltgemeinschaft stehen", sagte Baerbock. "Und deshalb arbeiten wir in Dubai auf drei Beschlüsse hin: die Verdreifachung der Erneuerbaren Energien bis 2030, eine Verdoppelung der Energieeffizienz und den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energien."
Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen und den vollständigen Ausstieg aus fossilen Energien zu ermöglichen, müsse der globale Stromsektor schon bis zu den 2040er Jahren kohlenstofffrei sein, betonte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). "Deshalb ist gerade jetzt ein globales Ausbauziel für erneuerbare Energien, in der breitesten möglichen Allianz, bei dem wir den derzeitigen Zubau bis 2030 noch einmal verdreifachen, so wichtig." Daneben gelte es nun, eine globale Wasserstoffproduktion aufzubauen und die Dekarbonisierung wichtiger Wirtschaftsbereiche wie der Stahl- und Baustoffbranche voranzutreiben. Die Entwicklung neuer globaler grüner Märkte könne dabei nur in enger Abstimmung mit dem globalen Süden erfolgen.
Die Bundesregierung wird auf der Konferenz durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Bundesministerinnen und -minister vertreten. Zum Auftakt findet der World Climate Action Summit statt, zu dem laut den Angaben bis zu 160 Staats- und Regierungschefs erwartet werden. Gemäß dem Übereinkommen von Paris soll bei der Konferenz zum ersten Mal geprüft werden, wo die Vertragsstaaten beim Klimaschutz stehen. Sie soll auch die Grundlage für neue nationale Klimaziele für die Zeit nach 2030 sein. Deutschland wolle sich in Dubai "als Brückenbauer engagieren", kündigte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) an. Die Konferenz sei "eine Chance, international wieder stärker in den Modus der Zusammenarbeit zu finden".
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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